Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Conan und der Spinnengott

Conan und der Spinnengott

Titel: Conan und der Spinnengott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. Sprague de Camp
Vom Netzwerk:
gewaltigen, bronzebeschlagenen Tores.
    »Name und Begehr«, forderte einer kurz und musterte Conan scharf.
    »Nial, Söldner«, antwortete Conan. »Ich hörte, daß man hier meinesgleichen anwirbt.«
    »Anwarb!« berichtigte der Soldat. Seine Lippen verzogen sich mit einer Spur von Hohn. »Doch nicht mehr. Du kommst zu spät.«
    »Soll das heißen, daß schon genügend angeworben wurden?«
    »Und daß du den Weg umsonst gemacht hast.« Der Posten sprach Zamorianisch mit einem Conan nicht vertrauten Akzent.
    »Dann seid ihr beide wohl auch erst vor kurzem angenommen worden?« fragte Conan.
    »Ja. Wir gehören zu Hauptmann Catigerns Freien Männern.«
    Obgleich Conan sich über die Unkameradschaftlichkeit des Burschen ärgerte, ließ er es sich nicht anmerken. »Woher seid ihr denn?«
    »Aus Brythunien.«
    »Oh, tatsächlich? Ich war schon in vielen Ländern, doch Brythunien ist mir noch fremd. Ich möchte gern mit dem Mann sprechen, der euch angeworben hat, wer immer er auch ist.«
    »Dafür ist es heute schon zu spät. Versuch es morgen noch mal.«
    »Gibt es eine Herberge in Yezud, wo ich übernachten und mein Pferd unterbringen kann?«
    Der Soldat lachte spöttisch. »Jeder Dummkopf weiß, daß nur die Priester und jene, die für sie arbeiten, die Nacht innerhalb der Mauern von Yezud verbringen dürfen.«
    Conans heimliche Wut wuchs. Durch die Verzögerung, die er der Rinderherde zu verdanken hatte, und danach die Widerspenstigkeit Ymirs war er schon verärgert genug gewesen, und jetzt brachte die Anmaßung des Burschen seine Wut zum Siedepunkt. Mit größter Selbstbeherrschung schluckte er eine scharfe Antwort, aber er merkte sich das Gesicht des Mannes, falls sich irgendwann eine Möglichkeit ergab, es diesem eingebildeten Kerl heimzuzahlen. So ruhig er konnte, erkundigte er sich:
    »Wo, in der Gegend, übernachten Reisende dann?«
    »Versuch's in Bartakes Wirtshaus in Khesron. Wenn es mit Pilgern überfüllt ist, muß eben der Sternenhimmel dein Dach sein.«
    »Das war er schon oft«, brummte Conan. Er drehte sich um und mußte feststellen, daß der Pfad durch die gleiche Rinderherde blockiert war, die er auf dem Weg nach Yezud mit Mühe überholt hatte. Muhend gehorchten die Rinder den fluchenden Hirten, die sie im Gänsemarsch den Pfad hochtrieben.
    »Geh zur Seite und laß die Herde herein!« polterte der Soldat.
    Conan biß ergrimmt die Zähne zusammen, und seine Finger zuckten nach dem Schwertgriff, aber er erinnerte sich an seinen allzu mageren Beutel, und beherrschte sich. Es war unmöglich, den Pfad abwärts zu steigen, solange die Rinder heraufkamen und ein Tier nach dem anderen durchs Tor verschwand. So blieb ihm nichts übrig, als auf der schmalen Plattform zu warten. Als die letzte Kuh sich in die Zitadelle schleppte und das Tor sich krachend hinter ihr schloß, funkelten bereits die ersten Sterne am Himmel. Conan führte Ymir am Zügel und setzte vorsichtig Schritt vor Schritt. Wachsam spähte er durch die zunehmende Düsternis auf den Pfad vor sich, um nicht davon abzukommen, denn ein falscher Schritt mochte Absturz und Tod bedeuten.
     
    In Bartakes Wirtshaus gab es viele freie Betten, denn größere Mengen von Pilgern kamen gewöhnlich nur zu bestimmten Jahreszeiten, wenn Zeremonielle im Tempel stattfanden. Das Frühlingsfest war bereits vorüber, und das Fest aller Götter fand erst in einiger Zeit statt. Conan hatte also keine Schwierigkeiten, Unterkunft für sich und Ymir zu finden.
    Der Cimmerier schaute in die Wirtsstube. Ein paar Gäste saßen an den Tischen, aßen, tranken oder würfelten. Manche der Männer waren von beachtlicher Statur mit braunem oder dunkelblondem Haar. Nach ihrer Aufmachung zu schließen gehörten sie der Abteilung brythunischer Söldner an. Die restlichen waren unscheinbare Einheimische, mit Ausnahme von einem schlanken dunklen Mann mit kahlgeschorenem Schädel, der eine bis zu den Knöcheln reichende Kutte trug. Seinesgleichen hatte der Cimmerier schon öfter in Corinthien und Nemedien gesehen, wo er erfahren hatte, daß es sich bei ihnen um stygische Priester oder Akoluthen, aber auch um einfache Wissenssucher handeln mochte. Der Mann hier war in seine Schriftstücke vertieft – Pergamentblätter, Papyrusrollen und dünne Holztafeln, die er auf dem Tisch vor sich ausgebreitet hatte.
    Hinter der Theke stand eine mollige junge Frau mit Kraushaar, die gerade Bier in den Lederbecher eines Gastes schenkte. Als Conan herantrat, wandte sie den Kopf und rief:

Weitere Kostenlose Bücher