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Conan und der Spinnengott

Conan und der Spinnengott

Titel: Conan und der Spinnengott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. Sprague de Camp
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Amytis, »damit die Priester sich die zwei geeignetsten Mädchen aussuchen können. Manche Familien kommen bis von Shadizar hierher und bringen ihre hübschesten Töchter zu diesem Wettbewerb, doch die meisten sind von näheren Städten. Es wird als große Ehre erachtet, eine Tochter in Zaths Diensten zu haben.«
    »Und wie lange müssen sie im Tempel dienen?«
    »Fünf Jahre.«
    Conan blickte den jungen Lar an. »Warum hast du mir nicht gesagt, daß du eine Schwester hast?«
    Der Junge verzog das Gesicht. »Ich habe nicht gedacht, daß ein so großer Mann wie Ihr, sich für ein Mädchen interessiert.«
    Conan wandte das Gesicht wieder Amytis zu, um sein Grinsen vor dem Jungen zu verbergen, der ihn sichtlich verehrte. Er fragte: »Besucht Eure Tochter Euch je?«
    »O ja. Viermal im Monat bekommt sie Ausgang, dann ißt sie mit uns. Vor drei Tagen erst verbrachte sie den Abend mit uns.«
    Um seine scheinbare Gleichgültigkeit zu zeigen, gähnte Conan, streckte und erhob sich. »Lar« sagte er gleichmütig. »Du mußt mich einmal in den Tempel mitnehmen und mir die Rituale erklären. Der Vikar befahl mir, mindestens dreimal im Monat an einem Gottesdienst teilzunehmen, da bleibt mir nichts übrig, als ihm zu gehorchen.«
    Conan bat Amytis, ihn zu entschuldigen, und kehrte in die Schmiede zurück. Er hatte eigentlich vorgehabt, sich einen vergnügten Abend in Bartakes Wirtschaft zu gönnen, aber nach einem Nachmittag schwerer Arbeit in der Schmiede sehnte er sich nur noch nach seinem Bett.
     
    Den nächsten Tag verbrachte er ganz an Esse und Amboß. Während Lar den Blasebalg trat, beschlug Conan mehrere Pferde, schweißte ein gebrochenes Sensenblatt, hämmerte die Dellen aus dem Helm eines brythunischen Söldners und schmiedete zwischendurch mehrere Dutzend Nägel. Er freute sich, daß er mit allem, was er in seiner frühen Jugend gelernt hatte, wieder so gut zurechtkam.
    Am nächsten Morgen begleitete Conan Lar in den Zathtempel, in den viele Bewohner der Zitadelle strömten. Nun waren nicht nur die äußeren Portalflügel für die Besucher offen, sondern auch die Flügel der inneren Tür. Die Wachen standen mit ihren Hellebarden stramm, aber ihre begehrlichen Blicke folgten so mancher schönen Frau, die ihre Frömmigkeit mit einem Lächeln belebte.
    Conan, der über alle anderen herausragte, betrat das Allerheiligste. Der Verwesungsgeruch hier war stark. Einem, der nicht so an den Geruch des Todes gewöhnt war wie der Cimmerier, hätte sich vielleicht der Magen umgedreht. Der kreisrunde Raum, der die Nabe des gewaltigen Tempelkomplexes war, konnte gut tausend Andächtige aufnehmen. Doch da heute kein Feiertag war, hatten sich lediglich ein paar hundert hier eingefunden.
    Conan sah, daß er ganze Boden mit einem kunstvollen Mosaik in Form zusammenhängender Spinngeweben ausgelegt war. Jede Spinnwebe war etwa schulterbreit. Lar stellte sich in die Mitte eines solchen Spinngewebes und bedeutete Conan, es ihm gleichzutun.
    Conans Blick folgte den vergoldeten Säulen, die in regelmäßigen Abständen die hohe Kuppeldecke hielten. Überall fand sich das Spinnwebmuster: an den verputzten Wänden, rings um die Säulen und in größerem Maßstab an der vergoldeten Decke. Die Muster waren in verschiedenen Farben gehalten: hier Schwarz auf Weiß, dort Weiß auf Schwarz, da Rot auf Blau, anderswo Gold auf Grün, Purpur auf Silber und in anderen Zusammenstellungen.
    Auf goldener Zier spiegelte sich der Schein Hunderter vergoldeter Lampen wider, die an Bronzeketten von den Schatten der Decken herabhingen. Die stete Wiederholung des Spinnwebmusters führte irgendwie zu hypnotischer Reglosigkeit. Conan schloß die Augen, um die schwankenden Lichter nicht mehr sehen zu müssen und die gemalten Muster. Er zwang sich, sich den friedlichen Garten des Sehers Kushad vorzustellen und an nichts anderes mehr zu denken.
    Als Conan es wagte, die Augen wieder zu öffnen, befaßte er sich mit der Szene vor sich. Zum Teil in die Wand des kreisrunden Tempelraums eingelassen und zum Teil in den Ring des Allerheiligsten ragend, stand eine rechteckige Plattform mit drei breiten Marmorstufen, die um die ganze Vorderseite führten. Ein durchbrochenes Messinggeländer, etwa taillenhoch, führte rund um die unterste Stufe, um dieses Allerheiligste vom Rest des Raumes abzutrennen, der für die Andächtigen bestimmt war.
    Auf der rechten Seite der Plattform stand eine sichtlich schwere alte Ebenholztruhe mit grünspanüberzogenen Beschlägen. Auch an der

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