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Conan und der Spinnengott

Conan und der Spinnengott

Titel: Conan und der Spinnengott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. Sprague de Camp
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gigantischen Götzen tanzten. Die Edelsteinschnüre klingelten aneinander, während die schlanken geschmeidigen Körper sich wiegten und drehten. Conan flüsterte:
    »Ich dachte, Zath sei ein Gott der Reinheit. Diese Mädchen sehen mir nicht wie ein Vorbild an Keuschheit aus.«
    »Psst, Sir! Ihr versteht nicht!« hauchte der Junge, dessen Augen in religiösem Feuer brannten. »Das ist ein heiliger Tanz, uralt und ehrenhaft. Die Tugend unserer Tempeltänzerinnen wird bestens behütet.«
    Conans innerer Teufel wisperte ihm zu, sich doch einer dieser Maiden zu bemächtigen und sie zu seiner Buhle zu machen, denn das wäre eine Tat, mit der er später angeben konnte. »Welche ist denn deine Schwester?« fragte der Cimmerier.
    »Die dort – die links von der Mitte – jetzt ist sie hinter der Statue. Sie ist größer als die anderen.«
    Ein hübsches Ding, dachte Conan, wenn sie die ist, die ich meine. Das Mädchen war tatsächlich größer und von üppigerer Figur als die meisten Zamorierinnen, die gewöhnlich klein und überschlank waren. Conan spürte, wie sein Blut heißer durch die Adern floß, während er sie beobachtete.
    Am Ende des Tanzes legten die Mädchen sich flach auf den Bauch rund um den Götzen, jede an eines der Beine. Dann erhoben sie sich, bildeten eine Kette, indem sie die Hand ihrer Nachbarin hielten, und verließen das Allerheiligste, während der Hohepriester Feridun an die alte Truhe trat und seine zur Faust geballte linke Hand darauf legte. Schweigen gebietend hob er die Rechte und begann mit seiner Predigt.
    »Kinder Zaths! Nicht zum erstenmal sprechen wir über die bedauerliche Lage, in die unsere einst große Nation Zamora geraten ist. Wir Priester kämpfen – bisher leider ohne großen Erfolg – gegen die Sittenlosigkeit und Verderbtheit des Volkes an. Korruption breitet sich unter euch aus, ihre Quelle ist der Thron eurer Könige, und verwandelt unsere einst so stolze Nation in einen Hexenkessel des Verbrechens, der Intrige und anderer unschöner Dinge. Rings um uns nichts als Diebereien, Morde, Bestechungen, Suff und Unzucht. Die Kulte der anderen Götter, die behaupten, gegen diese Mißstände zu kämpfen, vernachlässigen entweder ihre Pflicht oder – wehe dir, Zamora – schlossen sich der Jagd nach verbotenen Gütern an und dulden, daß die Menschen sich in Sinnlichkeit suhlen.«
    Die anklagende Stimme des alten Priesters reizte Conan, weckte in ihm den Wunsch, laut zu rufen, daß das Volk von Zamora zwar sittenlos war, doch auch nicht so viel schlimmer als das anderer Länder. Doch da ihm klar war, daß ein einzelner nicht gegen Hunderte aufkam, die religiöser Fanatismus gepackt hatte, hielt er seine Zunge in Zaum. Der Hohepriester Feridun fuhr fort:
    »Nur der einzig wahre Glauben Zaths hat seine Integrität sowohl in Theorie als auch Praxis bewahrt. Nur der einzig wahre Glauben Zaths kann die Nation läutern und Zamora seine einstige Größe zurückgeben. Wir versichern euch, Geliebte in Zath, daß der Tag der Läuterung nicht mehr fern ist. Alle, die ihr gläubig hier an diesem Gottesdienst teilnehmt, werdet Zeuge sein. Es wird zu einem gewaltigen Umsturz kommen, zu einer Vernichtung der Sündigen, wie die Welt es noch nie erlebt hat – doch ihr werdet es sehen! Die Flamme der Läuterung wird aber das Land fegen, wird die Sündigen wie Insekten in der Feuersbrunst verschlingen. Der Tag naht! Seid bereit, Kinder Zaths, um dem einzig wahren Gott als Soldaten zu dienen ...«
    Conan wurde kribbelig vor Ungeduld, als der Hohepriester schier endlos ins gleiche Horn stieß. Doch endlich sprach er das Schlußgebet, in das die Andächtigen einstimmten. Die acht Tänzerinnen kamen zurück, diesmal in wallenden Schleiergewändern in allen Regenbogenfarben, und sangen ein Weihelied. Der Priester im saphirblauen Gewand und gelben Turban begleitete sie wieder auf der wimmernden Flöte. Nun zwängten Akoluthen sich durch die Andächtigen und streckten jedem die Opferschale entgegen, damit er sein Scherflein spende. Auch das Klingeln der Münzen begleitete – wenn auch weniger rhythmisch – den Gesang der Mädchen.
    Ein Akoluth hielt seine Opferschale dicht unter des Cimmeriers Nase. Conan betrachtete das Häufchen Münzen aller Art, dann fischte er widerwillig ein Kupferstück aus seinem mageren Säckel und ließ es in die Opferschale fallen.
    »Sehr großzügig seid Ihr aber wahrlich nicht, Fremder«, sagte er von oben herab.
    »Wenn die Priester meinen Lohn erhöhen, spende ich mehr«,

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