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Conan und der Spinnengott

Conan und der Spinnengott

Titel: Conan und der Spinnengott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. Sprague de Camp
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daran, als eine angespannte Stimme seinen Namen rief.
    Eine Frau stand vor der offenen Schmiede. Trotz der dichten Schleier erkannte Conan Rudabeh. Er legte seine Arbeit zur Seite und öffnete die Tür zu seinem Gemach.
    »Komm herein«, forderte er die Tänzerin auf. »Wir können uns nicht unterhalten, wo jeder uns zu sehen vermag. Und hab keine Angst um deine verdammte Tugend.« Als sie beide in dem Gemach waren, schloß er die Tür. »Was ist passiert?«
    »Es herrscht solche Aufregung im Tempel, daß ich niemandem dort fehlen werde.«
    »Gut, gut, aber was ist los?«
    »Dein Pulver funktionierte – zu gut, vielleicht. Harpagus kam heute in meine Schlafkammer, verriegelte die Tür und wurde zudringlich. Als ich mir gar nicht mehr zu helfen wußte, hob ich den Beutel und warf ihm den Inhalt ins Gesicht.«
    »Eine Prise hätte genügt.«
    Das Mädchen zuckte die Schultern. »Das bezweifle ich nicht, aber in der Aufregung konnte ich die Dosis nicht so genau abmessen. Er nieste und hustete und rieb sich die Augen. Als er damit fertig war, blickte er mich so unschuldig an wie ein neugeborenes Baby und fragte mich, wer und wo er sei. Hier hast du deinen leeren Beutel zurück.«
    Conan griff danach. »Crom! Das Pulver hat ihm ganz schön zugesetzt! Was dann?«
    »Ich schob ihn aus meiner Kammer, und er begann vor sich hinmurmelnd im Tempel herumzustiefeln. Ich hörte, daß andere Priester ihn fanden und zum Hohenpriester brachten, der mit seinen Zauberkräften versuchte, ihm das Gedächtnis zurückzugeben, doch als ich den Tempel verließ, war es ihm noch nicht geglückt. Ich bin dir zutiefst dankbar, mein lieber Nial ...«
    Conan unterbrach sie. »Dann könntest du vielleicht mir einen Gefallen erweisen – oh, nicht, was du schon wieder denkst«, fügte er hastig hinzu, als sie zurückwich. »Obgleich ich hoffe, daß wir auch dazu noch kommen werden. Doch jetzt möchte ich eigentlich nur wissen, wo man die Turanerin eingesperrt hält.«
    »Ich darf keine Tempelgeheimnisse verraten ...«, sagte Rudabeh.
    »Unsinn!« knurrte Conan. »Hast du noch immer nicht eingesehen, daß die Priester genauso auf ihre eigenen Vergnügen erpicht sind, wie andere Menschen auch? Und daß auch sie nicht von Lastern verschont bleiben? Die Dame ist nichts weiter als ein Pfand in Feriduns Spiel um unbeschränkte Macht. Ich muß wissen, wo die Turanerin ist. Außerdem bin ich ja kein Fremder. Ich arbeite genauso für den Tempel wie du, Mädchen. Wirst du es mir jetzt verraten?«
    »Hm – ah – kennst du den ersten Stock am Nordende des Tempels?«
    »Aus der Ferne habe ich Fenster in der Höhe rund um den Tempelbau gesehen.«
    »Die Lady ist in einem Gemach auf diesem Geschoß, zwischen dem Nordende des Westflügels und dem anschließenden Flügel.«
    »Hier?« Conan kauerte sich auf den Boden und zeichnete eine Skizze in den Staub.
    »Ja, richtig! Die Mauer verläuft von einem Flügel zum nächsten und umschließt so eine Dreiecksfläche unterhalb ihres Gemachs.«
    »Was ist denn hinter der Mauer? Ein Lustgarten?«
    »Nein, Feridun hält dort seinen hyrkanischen Tiger, an dem er sehr hängt. Kirmizi nennt er ihn. Wenn die Priester sich vergewissern wollen, daß ein Gast den Tempel nicht ohne ihr Wissen verläßt, bringen sie ihn in den Gemächern dort unter.«
    »Ein Tiger, hm«, brummte Conan. »Ein gezähmtes Haustier?«
    »O nein! Er ist wild, wie nur eine Raubkatze sein kann. Bloß der Hohepriester vermag mit ihm umzugehen, denn seine magischen Kräfte wirken auf Tiere. Es mag natürlich nur Zufall sein, daß Zariadris seinerzeit etwas zustieß. Das war, als Feridun und Zariadris sich um den Posten als Hoherpriester bewarben. Als Feridun gewählt wurde, machte Zariadris sich auf den Weg nach Shadizar, um sich beim König über die Wahl zu beschweren, die seiner Meinung nach manipuliert worden war. Auf der Straße wurde er von Wölfen überfallen, vom Pferd gezerrt und verschlungen. Aber ich bin vom Thema abgewichen. Du hast doch nicht gar vor ...«
    »Mach dir darüber lieber keine Gedanken«, brummte Conan. »Geh jetzt zum Haus deiner Mutter. Ich komme später nach.«
     
    Spät in der folgenden Nacht blickte das bleiche Antlitz des Mondes auf Conan von Cimmerien herab, als er wachsam um die Tempelmauer schlich. An der Stelle um das Dreieck unterhalb von Jamilahs Fenster angekommen, nahm er das Seil und warf den Enterhaken über die Mauerkrone. Beim zweiten Versuch fanden die Haken Halt.
    Der Cimmerier brauchte nicht lange, bis er am

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