Conan und der Spinnengott
einzuschüchtern.«
»Mein teurer Mirzes, er ist es, der blufft. Nur zu wohl weiß er, daß seine armselige Armee bloß eines der Kinder Zaths zu sehen braucht, um sofort panisch die Flucht zu ergreifen. Wir haben die schrecklichste Waffe, seit der Erfindung der Klinge.«
»Wie sollen wir ihn überzeugen?«
»Er wird bald wieder einen Gesandten schicken. Wenn nichts anderes fruchtet, nehme ich ihn mit hinunter und lasse ihn sich umsehen.«
»Angenommen, er weigert sich trotzdem, weiter auf unsere berechtigten Forderungen einzugehen?«
»Dann beginnen wir mit der Durchführung unseres Großen Planes. Selbst wenn sie noch nicht ganz ausgewachsen sind, werden die Kinder ihre Schuldigkeit tun.«
»Gebe Zath, daß alles wie geplant verläuft, Eure Heiligkeit«, murmelte der Priester Mirzes.
»Habt keine Angst«, antwortete Feriduns Glockenstimme. »Ich habe Macht über die Kinder, genau wie über alle Tiere. Als mein neuer Vikar müßt Ihr mir schon glauben, daß ich genau weiß, was ich tue ...«
Die Stimmen erstarben, vermutlich zogen die beiden Priester sich in den Tempel zurück. Conan bedeutete Jamilah weiterzugehen. Der hochgeborenen verzärtelten Edelfrau fiel es schwer, mit Conan Schritt zu halten, und ihre dünnen Pantoffeln glitten immer wieder auf den gewölbten Pflastersteinen aus.
»Gestattet, daß ich Euch trage«, brummte Conan. Er achtete nicht auf ihren schwachen Protest, sondern hob sie auf die Arme und eilte zum Stadttor weiter.
Bald danach, als der Mond tief über den Kapashen stand, starrten die Brythunier am Tor Conan mit seiner ungewohnten Last überrascht entgegen. Der Cimmerier setzte Jamilah ab, behielt jedoch einen Arm um ihre Taille und flüsterte ihr ins Ohr:
»Spielt jetzt Eure Rolle gut, verdammt, aber sprecht nicht! Euer Akzent würde Euch verraten.«
»Nial, der Herzensbrecher hat es wieder mal geschafft!« spöttelte einer der Posten.
»Behaltet es für euch, Jungs«, bat Conan. »Ihre Familie ist ein wenig uneinsichtig.«
Mit einem auffordernden Ruck drückte er Jamilah fester an sich. Sie zwang sich zu einem mädchenhaften Kichern und schmiegte den Kopf an Conans Schulter. Als einer der Posten ein wenig rauh kommentierte, was die beiden zweifellos getan hatten, spürte Conan, wie Jamilah entrüstet erstarrte. Doch schon waren sie durch die kleine Tür im Tor und beeilten sich, den langen steilen Pfad nach Khesron hinunterzukommen.
Ein heftiges Klopfen an der Eingangstür seiner Wirtschaft weckte Bartake. Wütend taumelte er aus dem Bett, steckte den Kopf aus dem Fenster und brüllte saftige Flüche hinunter. »Jeder Dummkopf kann sehen, daß bereits geschlossen ist«, endete er.
Conan brüllte zurück: »Ich will nichts von Euch, sondern von Lord Parvez. Weckt ihn, wenn Ihr nicht wollt, daß ich Eure armselige Kate Brett um Brett zerlege. Sagt ihm, er habe hochgeborenen Besuch.«
Augenblicke später erschien der gähnende Turaner im geblümten Nachtgewand an der Tür.
»Da habt Ihr sie«, brummte Conan. »Wohlbehalten, aber erschöpft.«
Parvez ließ sich auf ein Knie fallen. »Meine Lady Jamilah!« rief er. »Bitte tretet ein!« Im Mondschein glitzerte eine Träne auf seiner Wange, so erleichtert war er. Er erhob sich und sagte zu Conan: »Ihr habt das fast Unmögliche vollbracht, junger Mann. Darf ich bitte meinen Siegelring zurückhaben?«
»Oh, den hätte ich fast vergessen.« Mühsam zog Conan ihn vom kleinen Finger und gab ihn dem Turaner.
»Noch etwas, habt Ihr meinen Diener Chagor gesehen?«
»Nein. Was ist mit ihm?«
»Der Bursche ist mitsamt seinem Pferd verschwunden – ohne ein Wort! Was soll's! Doch nun ein eiliges Lebewohl. Wenn die Priester die Flucht ihrer Gefangenen entdecken, müssen wir so weit wie möglich von hier sein.«
»Seid meines Dankes versichert, Meister Nial«, sagte Jamilah. »Wenn Ihr einmal nach Turan kommt, so versäumt nicht, mich zu besuchen und einen Wunsch zu äußern. Wenn es in meiner Macht steht, werde ich den König bitten, ihn Euch zu erfüllen. Lebt wohl!« Sie drehte sich um und trat ins Haus.
Als Conan zurück in Yezud war, warf er sich ins Bett, um noch ein wenig zu schlafen, ehe er seine Tagesarbeit beginnen mußte. Kaum stand er am Amboß, kamen vier Priester und zwei brythunische Söldner zur Schmiede. Ein Priester in dunkelblauem Gewand und scharlachrotem Turban trat ein. Er hob seine Stimme über das laute Hämmern und sagte scharf:
»Ihr seid Nial, der Schmied, nicht wahr? Eine Dame wurde entführt.
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