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Conan von den Inseln

Conan von den Inseln

Titel: Conan von den Inseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lin Carter , L. Sprague de Camp
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    Auf der Tempelplattform der Zikkurat hielt der Opferpriester mitten im Stoß an, gerade als er dem riesenhaften Fremden mit dem ergrauenden roten Bart das Herz ausstechen wollte. Er beugte sich über die oberste Pyramidenstufe und brüllte eine Frage hinunter, die in dem zunehmenden Durcheinander verlorenging.
    Ein erschreckendes Zischen kam aus dem Dunkel hinter den sich öffnenden Torflügeln. Der erste Drache – ein fünfzig Fuß langer, schiefergrauer Schuppenkörper auf erstaunlich schnellen, kräftigen O-Beinen mit langzehigen Spreizfüßen – hatte das obere Rampenende erreicht und watschelte hinaus in den Sonnenschein. Sein hoch erhobener Schädel drehte sich von Seite zu Seite, als seine zu Schlitzen verengten riesigen Augen sich umschauten. Aus seiner langen, krokodilähnlichen Schnauze schnellte eine rosige, gegabelte Zunge.
    Schreiend ergriffen die Priester die Flucht. Sie zwängten sich durch die dichtgedrängten einfachen Bürger, die ihrerseits von dem Drachentor zurückwichen und sich in Sicherheit zu bringen suchten. In der einsetzenden Panik wurden viele zu Boden gestoßen und von der Menge zertrampelt.
    Ein Priester stolperte über seinen langen Federumhang und stürzte. Ehe er wieder auf die Beine kam, hatte der Drache ihn schon geschnappt. Die Riesenechse hob den Schädel. Dann warf sie den Kopf ein paarmal ruckartig zurück, während die nachgiebige Haut um ihre Kehle bei jeder Schluckbewegung anschwoll und sich wieder zusammenzog. Bei jedem Ruck glitt der Priester tiefer in ihren Rachen, bis nur noch seine Füße mit den vergoldeten Stelzenstiefeln zu sehen waren. Aber auch sie verschwanden schnell die Gurgel hinunter.
    Inzwischen hatten sich weitere Drachen mit zischendem Gebrüll an ihrem Artgenossen vorbeigedrängt. Und dieser Zug der Schuppenkreaturen schien kein Ende nehmen zu wollen. Sie watschelten über das Pflaster und stapften hinein in die Massen schreiend fliehender Antilier. Viele wurden von den Klauenfüßen zertreten, andere durch die gleichmütig schwingenden Schuppenschwänze wie Puppen durch die Luft geschleudert. Und immer aufs neue blieben die Drachen stehen, um sich einen Leckerbissen einzuverleiben.
    Zur gleichen Zeit öffnete sich hoch oben an der Seite der rot-schwarzen Zikkurat eine kleine Tür. In der Hand das Schwert aus schwarzem Glas, mit dem der Wächter bewaffnet gewesen war, trat Conan hindurch. Der Salzwind erfaßte seine graue Mähne. Er streckte sich und atmete tief die frische Luft ein, die nach dem Moder und Schlachthausgestank der Höhlenwelt so belebend war.
    Nachdem er die Drachentore geöffnet hatte, war er die Steintreppe an der Plattform über der Drachenkammer hochgestiegen. Tunnel waren davon abgezweigt, aber Conan, der wußte, daß die Opferungen auf der obersten Pyramidenstufe stattfanden, hatte die Treppe nicht verlassen, bis er schließlich diese Tür erreicht hatte.
    Einen Augenblick schaute er hinunter auf den Platz und beobachtete mit grimmiger Genugtuung die Wahnsinnsszene. Einige Drachen hatten die Bankreihen mit den Edlen und höheren Priestern erreicht und verfolgten die Schreienden die Bänke auf und ab.
    Aus seiner Höhe vermochte Conan auch die in den Platz mündenden Straßen zu sehen. Durch jede wälzte sich ein Strom panischer Flüchtlinge. Einige rannten durch die ersten offenen Türen, auf die sie stießen, und verbarrikadierten sie hinter sich. Andere hasteten weiter durch die Stadttore und verliefen sich in der ländlichen Gegend.
    Conan legte den Kopf weit zurück und schaute hinauf zur obersten Pyramidenstufe. Wo der Xotlitempel sich erhob, fand ein größeres Handgemenge statt. Die Hautfarbe einiger der Männer verriet ihm, daß zumindest ein Teil seiner Mannschaft daran beteiligt war und sie offensichtlich gegen Priester und Wächter kämpfte.
    Da wurde der Cimmerier sich eines Mannes bewußt, der in seiner Nähe auf einer zur Pyramidenplattform führenden Treppe stand. An der prunkvollen – zwar jetzt in Fetzen hängenden – edelsteinverzierten Federrobe und dem Goldschmuck erkannte er, daß es der Hierarch höchstpersönlich war. Seinen gefiederten Kopfputz hatte er verloren, und Blut floß über eine Schädelseite. Der Oberpriester hatte sich nach vorn gebeugt. Er gestikulierte wild mit den dünnen braunen Armen und schrie Befehle zu den kopflosen Soldaten und Priestern hinunter.
    Am Fuß der Pyramide, unmittelbar unterhalb des Hierarchen, schaute ein Drache hoch und witterte mit der schwingenden

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