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Congo

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Titel: Congo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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worden war, daß in jüngerer Zeit Stammesfehden und ein Bürgerkrieg eine wissenschaftliche Erforschung des Gebiets verhindert hatten und daß schließlich die feuchte Dschungelumgebung der Erhaltung von Zeugnissen menschlicher Kultur abträglich war.
    Das bedeutete nichts anderes, als daß man bemerkenswert wenig über die Vorgeschichte des Kongo wußte — und Sarah Johnson konnte ihre Arbeit binnen weniger Stunden abschließen. Aber sie zögerte, den Auftrag so schnell als erledigt zu betrachten, und suchte weiter, sah sich andere Bücher in der anthropologischen Abteilung der Bibliothek an — Ethnographien, geschichtliche Darstellungen, frühe Berichte. Die frühesten Reisenden ins Innere des Kongo waren arabische Sklavenhändler und portugiesische Kaufleute gewesen, und einige hatten Berichte über ihre Reisen geschrieben. Da Sarah Johnson weder Arabisch noch Portugiesisch lesen konnte, betrachtete sie lediglich die Abbildungen.
    Dann sah sie ein Bild, bei dessen Anblick ihr »ein Schauder über den Rücken fuhr«, wie sie erklärte.
    Es handelte sich um einen portugiesischen Stich ursprünglich aus dem Jahre 1642, den man in einem 1842 veröffentlichten Buch reproduziert hatte. Die Druckfarbe auf dem zerfaserten, brüchigen Papier war verblaßt, doch ließ sich deutlich eine von Riesenfarnen und Schlingpflanzen überwucherte Ruinenstadt im Dschungel erkennen. An den Türen und Fenstern fanden sich halbkreisförmige Bogen, genau wie Amy sie gemalt hatte.
    Später sagte Elliot: »Es war eine Gelegenheit, wie sie sich einem Forscher nur einmal im Leben bietet wenn er Glück hat. Natürlich wußten wir nichts über das Bild. Die Unterschrift war kursiv gedruckt und enthielt ein Wort, das wie ›Zinj‹ aussah, sowie die Jahreszahl 1642. Wir ließen sofort Übersetzer kommen, die Altarabisch und das Portugiesisch des 17. Jahrhunderts beherrschten. Aber darum ging es eigentlich gar nicht. Es ging darum, daß wir eine Gelegenheit hatten, eine wichtige theoretische Frage zu überprüfen, denn Amys Bilder schienen ein klares Beispiel für ein artspezifisches genetisches Gedächtnis zu liefern.« Den Begriff des genetischen Gedächtnisses hatte erstmals Marais im Jahre 1911 eingeführt, und seitdem war er immer wieder heftig diskutiert worden. In ihrer einfachsten Form besagte die Theorie, der Mechanismus genetischer Vererbung, der für die Weitergabe aller körperlichen Merkmale verantwortlich war, sei nicht auf diese allein beschränkt. So sei auch das Verhalten niederer Tiere ganz eindeutig genetisch determiniert, denn sie würden mit einem komplexen Verhaltensmuster geboren, das sie nicht zu erlernen brauchten.
    Allerdings sei das Verhalten höherer Tiefe flexibler und damit abhängiger vom Lernen und vom Gedächtnis. Die Frage war nun, ob bei höheren Tieren, insbesondere beim Menschenaffen und beim Menschen, ein Teil des psychischen Verhaltens von Geburt an durch ihre Gene vorbestimmt war.
    Jetzt, so meinte Elliot, hatten sie mit Amy einen Beweis für ein solches Gedächtnis. Sie war im Alter von lediglich sieben Monaten aus Afrika fortgebracht worden, und wenn sie diese Ruinenstadt nicht in ihrer Kindheit gesehen hatte, belegten ihre Träume ein artspezifisches genetisches Gedächtnis, das man durch eine Reise nach Afrika verifizieren konnte. Am Abend des 11. Juni waren die Mitglieder der Projektgruppe sich einig. Falls sich die Reise organisieren und finanzieren ließ, würden sie Amy nach Afrika bringen.
    Am 12. Juni warteten sie darauf, daß die Übersetzer ihre Arbeit am Quellenmaterial beendeten. Die geprüften Übersetzungen sollten innerhalb von zwei Tagen vorliegen. Allerdings würde eine Reise nach Afrika für Amy und zwei Mitglieder der Gruppe mindestens dreißigtausend Dollar kosten — ein erheblicher Teil des gesamten Jahresetats, ganz abgesehen davon, daß für den Transport eines Gorillas um den halben Erdball eine verwirrende Vielzahl von Verwaltungs-und Zollvorschriften zu beachten war.
    Sie brauchten die Hilfe von Experten. Aber an wen sollten sie sich wenden? Und dann, am 13. Juni, rief eine der Einrichtungen an, von denen ihr Projekt finanziert wurde, der Earth Resources Wildlife Fund in Houston, und eine gewisse Karen Ross erklärte, sie breche in zwei Tagen mit einer Expedition in den Kongo auf. Zwar zeigte sie keinerlei Interesse daran, Peter Elliot oder Amy mitzunehmen, doch vermittelte sie ihm — zumindest über das Telefon das Gefühl einer beruhigenden Vertrautheit mit der praktischen

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