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Congo

Congo

Titel: Congo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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die jede Art von Tierversuchen unterbinden wollten.
    Im Laufe der Jahre hatten die Naturwissenschaftler eine den Gerichten annehmbar erscheinende Standardrechtfertigung entwickelt. Als Ziel ihrer Experimente gaben die Forscher verbesserte Bedingungen für das gesundheitliche und allgemeine Wohlergehen der Menschen an, das über dem Wohlergehen der Tiere rangierte. Im übrigen wiesen sie darauf hin, daß niemand je gegen den Gebrauch von Tieren als Last-und Arbeitstiere protestiert habe — ein mühsames und schweres Los, das den Tieren seit Jahrtausenden beschieden war.
    Die Nutzung von Tieren für wissenschaftliche Experimente sei lediglich eine konsequente Weiterentwicklung der Idee, daß Tiere die Diener menschlicher Unternehmungen seien.
    Außerdem waren Tiere unwissend. Sie waren sich ihrer selbst nicht bewußt und wußten nichts von ihrer Existenz in der Natur. Das bedeutete, um es mit den Worten des Philosophen George H. Mead zu sagen, daß »Tiere keine Rechte haben. Es steht uns frei, ihrem Leben ein Ende zu setzen.. In einem solchen Fall geschieht kein Unrecht. Das Tier büßt dabei nichts ein…« Viele Menschen zeigten sich von diesen Anschauungen beunruhigt, doch bei dem Versuch, Richtlinien zu erarbeiten, stieß man rasch auf Schwierigkeiten. Am eindeutigsten war das der Fall, wenn es um die Sinneswahrnehmungen von Tieren ging, die sich weiter unten auf der stammesgeschichtlichen Leiter befanden. Nur wenige Forscher arbeiteten mit Katzen, Hunden und anderen Säugern, ohne sie zu anästhesieren. Wie aber war es mit Ringelwürmern, Krebsen, Igeln und Tintenfischen? Machte sich nicht, wer diese Tiere überging, einer Art »Gattungsdiskriminierung« schuldig? Wenn aber diese Tiere es wert waren, daß man über sie nachdachte, mußte es dann nicht auch verboten sein, lebende Hummer in einen Topf mit siedendem Wasser zu werfen? Auch die Tierschutzvereinigungen trugen dazu bei, daß über die Frage, was »Tierquälerei« bedeutete, Unklarheit herrschte. In einigen’ Ländern kämpften sie sogar gegen die Ausrottung der Ratten. Und 1968 wurde ein seltsamer Fall aus Australien berichtet. Man hatte in Westaustralien eine neue Arzneimittelfabrik errichtet, in der alle Dragees auf ein Förderband kamen. Eine Arbeitskraft mußte das Band beobachten und Knöpfe drücken, um die Dragees nach Farbe und Größe in verschiedene Behälter zu sortieren. Ein Forscher der Skinner-Schule wies darauf hin, daß es einfach sei, Tauben so abzurichten, daß sie die Dragees beobachteten und mit dem Schnabel farbig gekennzeichnete Knöpfe betätigten, um so das Sortieren zu besorgen. Die Unternehmensleitung stimmte skeptisch einem Test zu. Es zeigte sich, daß die Tauben die Arbeit tatsächlich zuverlässig verrichteten. Und so wurden sie an dem Förderband eingesetzt. Bald darauf schaltete sich der australische Tierschutzbund ein und erwirkte eine einstweilige Verfügung mit der Begründung, es handle sich um Tierquälerei. Die Aufgabe wurde wieder einer menschlichen Arbeitskraft übertragen, für die sie offenbar keine Quälerei bedeutete. Angesichts solcher Widersprüche zögerten die Gerichte, etwas gegen Tierexperimente zu unternehmen. Praktisch konnten die Forscher tun, was sie für richtig hielten. Die Tierversuche erreichten ein ungeheures Ausmaß. In den siebziger Jahren unseres Jahrhunderts wurden allein in den Vereinigten Staaten jährlich vierundsechzig Millionen Tiere für Forschungsvorhaben getötet.
    Aber die Einstellung der Menschen hatte sich im Laufe der Zeit gewandelt. Sprachlernprojekte mit Delphinen und Menschenaffen zeigten eindeutig, daß diese Tiere nicht nur intelligent, sondern sich auch ihrer Existenz bewußt waren; sie erkannten sich zum Beispiel im Spiegel und auf Fotografien wieder. 1974 gründeten die Naturwissenschaftler selbst die Internationale Liga zum Schutz von Primaten. Sie sollte Forschungsvorhaben überwachen, bei denen mit Meerkatzenartigen und Menschenaffen experimentiert wurde. Im März des Jahres 1978 verbot die Regierung Indiens den Export von Rhesusaffen an Forschungsstätten auf der ganzen Welt, und bei einigen Prozessen kamen die Gerichte zu dem Ergebnis, daß in bestimmten Fällen Tiere durchaus Rechte haben konnten.
    Die frühere Anschauung war eine Entsprechung zur Sklaverei: Das Tier war das Eigentum seines Besitzers, der mit ihm tun konnte, was er wollte.
    Jetzt wurde die Frage des Besitzes zweitrangig. Im Februar 1977 gab es einen Prozeß um einen Delphin namens Mary, den ein in

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