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Congo

Congo

Titel: Congo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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— er arbeitete seit Jahren auch nachts und an den Wochenenden und nahm seine Mitarbeiter und auch Amy erbarmungslos heran. Er verstand etwas von der geschäftlichen Seite der Wissenschaft und bekam allerlei Zuwendungen. Auf Kongressen, bei denen es um Verhaltensforschung ging, wo andere in Bluejeans und karierten Jacken erschienen, trat Elliot stets in einem makellosen Anzug mit Weste auf. Er wollte an der Spitze der Primatenforschung stehen, und Amy sollte an der Spitze der Affen stehen. Elliot war so geschickt im Beschaffen von finanziellen Mitteln, daß die Projektgruppe Amy 1975 acht Mitarbeiter (darunter ein Kinderpsychologe und ein Computer-Programmierer) umfaßte und über einen Jahresetat von hundertsechzigtausend Dollar verfügte. Später sagte ein ständiger Mitarbeiter des Bergren-Instituts, Elliot sei »eine gute Investition« gewesen, und das habe seinen Reiz ausgemacht. »Beispielsweise haben wir bei dem Projekt Amy fünfzig Prozent mehr Computerzeit für unser Geld bekommen, weil Elliot sich mit seinem parallel arbeitenden Datenplatz nachts und an Wochenenden in das Netz einschaltete, wenn die Computerzeit billiger ist. So war die Kosten-Nutzen-Relation bei ihm sehr günstig. Und er war ein besessener Forscher.
    Offenbar war ihm im Leben nichts wichtig außer seiner Arbeit mit Amy. Das machte ihn zwar zu einem langweiligen Gesellschafter, aber von unserem Standpunkt aus betrachtet war Geld, das wir in ihn investierten, gut angelegt. Es läßt sich schwer sagen, ob jemand wirklich brillant ist; eher läßt sich erkennen, ob einer eine starke Antriebskraft hat, und das ist auf die Dauer möglicherweise wichtiger. Wir erwarteten große Dinge von Elliot.«
    Peter Elliots Schwierigkeiten begannen am 2. Februar 1979. Amy lebte in einem Wohnwagen auf dem Universitätsgelände in Berkeley; die Nächte verbrachte sie dort allein, und gewöhnlich begrüßte sie am folgenden Morgen ihre Betreuer überschwenglich. Doch an diesem Vormittag war sie mürrisch — was gar nicht zu ihr paßte. Sie reagierte gereizt und hatte einen verschleierten Blick. Sie verhielt sich, als hätte man ihr Unrecht getan. Elliot war der Ansicht, irgend etwas müsse sie während der Nacht aus dem Gleichgewicht gebracht haben.
    Als man sie fragte, machte sie immer wieder Zeichen, die »SchlafKasten« bedeuteten, eine neue Wortverbindung, die ihm nichts sagte. An sich war das nicht ungewöhnlich — Amy erfand ständig neue Wortverbindungen, die oft schwer zu verstehen waren. Noch wenige Tage zuvor hatte sie alle damit verblüfft, daß sie von »Krokodil-Milch« gesprochen hatte. Schließlich kamen sie dahinter, daß Amys Milch sauer geworden war, und da ihr Krokodile, die sie allerdings nur aus Bilderbüchern kannte, widerwärtig waren, bezeichnete sie nun offenbar saure Milch als »Krokodil-Milch«. Jetzt sprach sie von »SchlafKasten«. Zuerst nahm man an, sie meine damit ihr ausgepolstertes Schlafnest. Doch zeigte, sich, daß sie das Wort »Kasten« in dem ihr vertrauten Sinne gebrauchte, nämlich für Fernsehgerät.
    Alles in ihrem Wohnwagen, auch der Fernseher, wurde vierundzwanzig Stunden am Tag über Computer gesteuert. Man prüfte, ob das Gerät womöglich über Nacht eingeschaltet gewesen war und ihren Schlaf gestört hatte. Da Amy gern fernsah, war es durchaus denkbar, daß sie es fertiggebracht hatte, es selbst einzuschalten. Doch als sie darangingen, das Fernsehgerät im Wohnwagen näher zu untersuchen, bedachte Amy sie mit einem verächtlichen Blick. Offenkundig meinte sie etwas anderes. Schließlich kam man zu dem Ergebnis, sie meine »Schlaf-Film« oder »Schlaf-Bilder«. Als man sie befragte, machte sie Zeichen, aus denen hervorging, daß es sich um »schlechte Bilder« und »alte Bilder« handelte, bei denen »Amy weinen« mußte. Sie träumte also.
    Die Tatsache, daß Amy der erste Primat war, von dessen Träumen man erfuhr, rief unter Elliots Mitarbeitern ungeheure Erregung hervor, die allerdings nur von kurzer Dauer war. Obwohl Amy in den darauffolgenden Nächten wieder träumte, weigerte sie sich, von ihren Träumen zu berichten.
    Sie schien sogar den Forschern Vorwürfe zu machen wegen dieses neuen und verwirrenden Eindringens in ihr Seelenleben. Schlimmer war, daß ihr Verhalten im Wachzustand sich auf alarmierende Art verschlechterte.
    Die Quote ihres Spracherwerbs sank von 2,7 auf 0,8 Wörter pro Woche, die Anzahl ihrer spontanen Wortbildungen von 1,9 auf 0,3. Ihre aufgezeichnete Aufmerksamkeitsdauer ging auf

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