Conni & Co, Band 5: Conni, Billi und die Mädchenbande
Tigerhose an. Wenn sie die anhat, fühlt sie sich irgendwie stark und mutig, fast unverwundbar. Aber die Hose passt ihr schon lange nicht mehr. Und außerdem könnte ihr eine simple Hose mit Tigerstreifen in dieser Situation auch nicht weiterhelfen. Da müsste schon ein echter, ausgewachsener Sibirischer Tiger kommen, die Zähne fletschen und Tanja seinen stinkenden Atem ins Gesicht blasen. Billi kichert leise bei dieser Vorstellung.
Tanja starrt sie verblüfft an, bevor sie ihren Würgegriff um eine weitere Umdrehung verstärkt. »Du findest es witzig, dich mit mir anzulegen?«, fragt sie leise.
Bevor Billi es sich anders überlegen kann, hat sie schon genickt. Im selben Augenblick bereut sie es. Tanja ist tausendmal stärker als sie. Sie stehen sich gegenüber wie David und Goliath, nur mit dem kleinen Unterschied, dass Billi keine Steinschleuder bei sich hat, um sich zu wehren.
»Lass mich los«, sagt sie und reckt sich auf die Zehenspitzen, um wenigstens ein kleines bisschen größer zu sein.
»Warum sollte ich?«, fragt Tanja zurück. Um ihre Mundwinkel zuckt es spöttisch. »Von mir aus können wir stundenlang hier stehen bleiben. Oder vermisst die kleine Billi etwa ihre Mami? Hat die kleine süße Billi Angst?«
Zwei Handwerker in Arbeitsoveralls treten aus einem Haus und bleiben stehen.
»Gibt’s ein Problem?«, erkundigt sich der eine bei Billi.
Billi nickt schwach. Aus ihrem Hals kommt nur ein Krächzen. Tanja schnürt ihr langsam, aber sicher die Luft ab.
»Verfatz dich!«, schleudert Tanja dem Mann entgegen.
»Hey, lass sofort die Kleine los!«, mischt sich der andere, größere Handwerker ein. Er baut sich vor Tanja auf.
Seine Schultern sind ziemlich breit, stellt Billi beruhigt fest, und sein Gesicht sieht sehr grimmig aus. Sie wirft ihm einen dankbaren Blick zu.
»Wird’s bald?«, fordert der Mann Tanja auf.
Tanjas Gesicht wird blass vor Zorn. Ein letztes Mal dreht sie Billis Kragen zusammen, dann lässt sie endlich los.
Billi atmet erleichtert auf.
»Vielen Dank«, krächzt sie den Männern zu. Die nicken freundlich.
»Geh nach Hause«, sagt der Kleinere zu Billi, und an Tanja gerichtet: »Und du, verschwinde! Lass dich ja nicht noch einmal dabei erwischen, wie du Kleinere drangsalierst!«
Tanja kaut auf ihrer Unterlippe und unterdrückt einen Fluch. Billi kann sehen, dass es in ihr brodelt.
»Ich krieg dich!«, flüstert Tanja ihr zu, als sie sich umdreht und weggeht. »Du bist erledigt!«
Billi spürt einen Kloß im Hals. Ihre Augen brennen. Am liebsten würde sie weinen.
Die beiden Handwerker erkundigen sich, wo sie wohnt und ob sie sie nach Haus begleiten sollen. Billi schüttelt den Kopf. »Nein, vielen Dank«, sagt sie. »Ich wohn gleich hier um die Ecke.« Sie zeigt in eine vage Richtung.
»Na, dann«, sagt der Größere. »Alles Gute.«
»Und halte dich von dem Mädchen fern«, rät der andere. »Die scheint ein echtes Problem zu haben.« Er lässt einen Zeigefinger neben seiner Schläfe rotieren. »Alles klar?«
»Alles klar.« Billi lächelt tapfer. »Und vielen Dank noch mal!« Die Männer nicken ihr zu und steigen in einen Kombi. Sie winken noch einmal, dann fahren sie davon.
Billi bleibt stehen und holt tief Luft. Ihr Herz pocht wie verrückt und ihre Knie zittern. Sie sieht sich um, ob Tanja vielleicht hinter einer Ecke auf sie lauert, aber die Luft scheint rein zu sein. Schnell dreht sie sich um und läuft auf kürzestem Weg nach Hause.
Kapitel 2
Nachdem Phillip in die Fürst-Pückler-Allee abgebogen ist, wo er mit seinem Vater in einer alten Villa lebt, radeln Conni und Paul weiter. Sie unterhalten sich über alles, was ihnen in den Sinn kommt: die Schule, das aktuelle Kinoprogramm, sogar über Pauls Lieblingsthema Fußball. Im Ahornweg rollt Paul mit seinem Rad direkt bis in eine Garage. Conni verschwindet in der Einfahrt des Nachbarhauses. Über eine niedrige Hecke hinweg, die die Gärten der Einfamilienhäuser voneinander trennt, winken sie sich zu.
Conni ist froh, direkt neben Paul zu wohnen. Jeden Tag alleine zur Schule und zurück zu fahren, stellt sie sich ziemlich langweilig vor. Paul und sie sind schon zusammen in die Grundschule gegangen; genau wie jetzt Jakob und Marie, ihre jüngeren Geschwister.
Sie nimmt die paar Stufen bis zur Haustür mit einem Satz, steckt ihren Schlüssel ins Schloss und will gerade aufschließen, als die Tür von innen aufgerissen wird.
»Mama ist krank«, verkündet Jakob an Stelle einer Begrüßung. Mit gerunzelter
Weitere Kostenlose Bücher