Constantine
gibt es doch Unterlagen, oder zumindest Überreste davon, die sich zum Teil in den Händen von Mr Paxtons Sponsor befinden. Diese Bergung ist übrigens so geheim, dass selbst Crew und Taucher nicht wissen, wonach sie suchen.«
Er blätterte eine Seite um und überflog ein paar Namen. »Und warum frieren sie sich dann im November da draußen den Hintern ab?«
»Weil Paxton sie fürstlich bezahlt. Dafür verzichten sie sogar auf Handys und Internetzugang an Bord. Letztes Jahr wurden mehrere Paxton-Schiffe von gut organisierten Banden überfallen, deshalb glauben die Taucher, dass die Geheimniskrämerei zu ihrem Schutz sei.«
Er nickte. »Das klingt einleuchtend. Worin besteht denn nun der Auftrag? Schutz vor potenziellen Piraten?«
»Nicht direkt. Judd glaubt, dass die Gefahr gar nicht von außen kommt. Es sind nämlich bereits Artefakte verschwunden, die sie geborgen haben.«
»Oh.« Seine Finger verharrten auf der Liste mit den Namen der Taucher und Crewmitglieder. »Es ist also ein Dieb an Bord.«
»Könnte man annehmen, aber so einfach ist es nicht«, sagte sie. »Paxton geht es nicht darum, dass sich jemand ein paar Goldmünzen abgreift; er fürchtet, dass es nach draußen dringt, wenn tatsächlich etwas Spektakuläres gefunden wird. Auf der
El Falcone
sollen sich mehrere richtige Knüller befunden haben.«
»Zum Beispiel?«
»Zwei goldene, mit Diamanten verzierte Zepter, die dem portugiesischen Königspaar anlässlich seiner Hochzeit im Jahr 1862 überreicht werden sollten. Und wir reden hier nicht von irgendwelchen Diamanten; es soll sich um die Bombay Blues handeln, zwei der wertvollsten blauen Diamanten, die je in Indien ergraben wurden.«
Lächelnd schüttelte er den Kopf. »In der Kunstszene geht diese Mär seit Jahren um. Die Bombay Blues existieren überhaupt nicht.«
»Es spielt keine Rolle, ob sie existieren oder nicht. Unser Auftrag ist nicht, sie zu finden«, sagte Lucy. »Unser Auftrag besteht darin, an Bord zu gehen, den Dieb zu identifizieren und damit eine mögliche undichte Stelle zu beseitigen.«
Con neigte zustimmend den Kopf. »Flynn Paxton leitet die Operation«, stellte er fest. »Ein Verwandter?«
»Stiefsohn. Offenbar haben Vater und Sohn ein etwas angespanntes Verhältnis, und Judd wollte ihm entgegenkommen, indem er ihm die Leitung übertrug. Du wirst da undercover als neuer Taucher reingehen, dich bei der Crew umhören, dem Langfinger das Handwerk legen und herausfinden, ob irgendjemand Informationen durchsickern lässt. Niemand, auch nicht Flynn, wird wissen, warum du in Wirklichkeit da bist.«
»Weiß Flynn, dass sie nach der
El Falcone
suchen?«
»Niemand weiß das.«
»Judd traut also nicht einmal seinem eigenen Stiefsohn. Interessant.« Con blätterte die Akte durch, die umfassende Hintergrundinfos über die sechs Taucher, die Konservatorin und die übrigen Crewmitglieder der
Gold Digger
enthielt, und sah dann zu Lucy auf. »Sonst noch was?«
»Melde dich täglich. Wenn du irgendetwas Verdächtiges entdeckst, will ich das sofort wissen. Sofort. Wir überlegen dann gemeinsam, wie vorzugehen ist.«
»Kein Problem.«
»Und vergiss nicht, dass du nicht auf dich gestellt bist.« Sie beugte sich vor. »Bullet Catcher arbeiten immer im Team, auch wenn sie allein losgeschickt werden. Es wird nicht unbedingt jemand bei dir sein, aber ein Anruf genügt, und dir stehen meine sämtlichen Ressourcen zur Verfügung – Informationen, Daten, Leute.«
»Klingt gut. Wann soll ich anfangen?«
»Sofort. Meine Assistentin Avery wird dir eine Personenschützerlizenz besorgen, außerdem ein Satellitentelefon und einen Laptop, die beide so programmiert sind, dass du mit einem Tastendruck dieses Büro hier anwählen kannst. Einer der Bullet-Catcher-Jets steht bereit, um dich nach Hause zu fliegen, damit du deine Sachen packen kannst, und dich anschließend zu dem Hafen zu bringen, von wo aus du zu Paxtons Boot hinausfahren wirst.«
Sie griff zu ihrem Blackberry und ging die Nachrichten durch, die während des Meetings hereingekommen waren. »Ach, und Con …«
Er klappte die Akte zu. »Sag nichts. Ein Fehler, und ich bin wieder draußen?«
»Und wir liefern dich den Behörden aus. Ich glaube, du wirst in drei Staaten gesucht, stimmt’s?«
»Vier.« Er warf ihr ein Lächeln zu. »Aber wen kümmert’s?«
»Mich.« Sie hielt einen Finger hoch, den sie dann auf ihn richtete. »Du hast
eine
Chance, Con. Mehr nicht. Sieh zu, dass du keinen Ärger bekommst, melde dich regelmäßig und
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