Constantine
zu werden. Du hättest diese Dinge beschützen können, anstatt sie zu stehlen.«
»Ich hatte meine Entscheidung getroffen, Lucy«, sagte er schlicht. »Und jetzt bin ich hier, weil ich es mir anders überlegt habe.«
»Dan hat mir gesagt, dass du wirklich ernsthaft daran interessiert bist, ein Bullet Catcher zu werden, und ich vertraue seinem Urteil«, sagte sie. »Und ich gestehe, dass mich die Vorstellung reizt. Aber vorher will ich wissen, wie es zu diesem plötzlichen Sinneswandel gekommen ist. Sonst kann ich nicht glauben, dass er echt ist.«
»Er ist echt und er ist nicht plötzlich. Ausschlaggebend war der Fall in Miami letzten Monat, als ich einen deiner Männer in Aktion erlebt habe.«
»Dan Gallagher ist einer der besten.«
»Und das aus gutem Grund. Deshalb beschloss ich, dass ich mal etwas wirklich Wertvolles stehlen würde …« Er grinste. »Und zwar seinen Job.«
Lucy musste beinahe lachen bei der Vorstellung, dass jemand den Mann ersetzen wollte, der in den letzten fünf Jahren ihre rechte Hand gewesen war, den sie sogar als Vertreter einsetzen wollte, wenn in sechs Monaten ihr Baby kam. »Das wäre allerdings kostbare Beute.«
»Lass es mich so formulieren. Ich tue nichts halbherzig. Wenn ich für dich arbeite, will ich dein bester Mann sein.« Er klang so überzeugend, dass sie keinen Zweifel mehr an seinen hehren Absichten hatte.
Mehrere Sekunden verstrichen, begleitet vom Ticken der antiken Standuhr an der gegenüberliegenden Wand. Schließlich stand Lucy auf und ging, ohne ihren Blick von ihm zu nehmen, um den Schreibtisch herum, nahm auf ihrem Stuhl Platz und griff nach dem Dossier, das sie vor seinem Eintreffen bereits vorbereitet hatte. Sie konnte den Kunden nicht mehr länger warten lassen, und der perfekte Mann für den Job saß ihr gegenüber.
»Der Auftrag ist eine harte Nuss, selbst für einen erfahrenen Bullet Catcher.« Sie reichte ihm die Akte. »Ich brauche dafür einen Mann, der tauchen kann.«
»Meine Zeit bei den Navy Seals war zwar kurz, aber ich bin ausgebildeter Taucher.«
»Ich brauche außerdem einen Mann, der stehlen kann.«
Er sah von den Unterlagen auf. »Wie bitte?«
»Sagen wir, jemanden, der sich mit Diebstahl auskennt.« Auf sein Kopfnicken hin fuhr sie fort. »Der Kunde heißt Judd Paxton. Sagt dir der Name etwas?«
»Natürlich. Paxton Treasures ist die weltweit erfolgreichste Bergungsfirma für gesunkene Schätze. Aber im November geht doch niemand tauchen.«
»Oh doch, in diesem Fall schon. Paxton führt geheime Bergungsarbeiten rund zehn Meilen vor der Ostküste Floridas durch, die nicht offiziell genehmigt sind.«
Con legte die Stirn in Falten. »Du meinst, die Operation hat kein Okay von staatlicher Stelle?«
»Noch nicht.«
»Es ist also kein Behördenvertreter an Bord, der die Funde dokumentiert, damit der Staat Florida seine zwanzig Prozent von der Beute abgreifen kann? Das macht es natürlich wesentlich einfacher, die Sachen auf dem Schwarzmarkt zu verkaufen, zumal man keine Verluste hat.«
Dass er sich mit den inneren Abläufen der Bergungsindustrie bestens auskannte, war ein weiterer Pluspunkt, auch wenn seine Kenntnisse aus fragwürdigen Aktivitäten stammten.
»Judd hat nicht vor, den Staat oder sonst jemanden zu hintergehen«, versicherte sie ihm. »Er hat einen Sponsor, der alles kaufen will, was bei dieser Bergung zutage kommt, und der hat darauf bestanden, dass die Angelegenheit nicht publik gemacht wird, bis sie genau sagen können, was sie gefunden haben. So wie es aussieht, wird der Fund die Schatzsucherszene erschüttern, und wenn die Sache nicht geheim gehalten wird, stehen sofort die Abstauber auf der Matte oder, noch schlimmer, Piraten.«
Er wirkte irritiert. »Wieso das denn?«
»Kennst du die Geschichte der
El Falcone
?«
»Ja«, sagte er und lachte leise. »Ich kenne ja auch den Weihnachtsmann und den Osterhasen. Das gehört doch ins Reich der Legenden, Lucy.«
»Tja, Mr Paxton ist da ganz anderer Meinung«, erwiderte sie. »Im Moment ist es vielleicht nur eine Legende, dass ein Schiff ohne jegliche Papiere einmal wertvolle Schätze von Havanna nach Lissabon transportiert hat, aber das würde sich schnell ändern, wenn er beweisen kann, dass er genau dieses Schiff gefunden hat.«
Offenbar noch nicht überzeugt, blätterte Con die Akte durch. »Es gibt keinerlei Hinweise auf ein Schiff ohne Papiere, das Ganze ist also reine Spekulation.«
»Das ganze Schatzsuchergeschäft basiert auf Spekulationen, aber anscheinend
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