Conviva Ludibundus
eigentlich besitzen. Voll durchsehen, auch durch das scheinbar nicht Wesentliche, das fehlte uns bisher. Davor hat man zurückgescheut. Man war bequem. Das müssen wir zugeben. Denn es ist höchstwahrscheinlich, daß aus der Menge der neuen Daten solche gewonnen werden können, die uns ganz neue Wege der Entwicklung zeigen. Erst wenn wir wirklich hier alles durchforstet haben, werden wir auch den Kosmos durchforsten und beherrschen können.
Manchmal sprach Mittelzwerck sehr böse. Wie, es sind Ihnen zuviel Daten, Sie wissen nicht, wie Sie sie speichern sollen? Sie seien eine Gesellschaft zur Verwertung der Meeresfrüchte und keine Begräbnisanstalt für Daten aller Art? Ja, sehen Sie denn nicht die Aufgabe, die vor uns steht? Können Sie über Ihren Meeresfruchtverwertungszaun denn nicht hinausblicken? Es gibt auch andere Institute, die diese Daten speichern und verwenden können. Ich wende mich an alle Datenspeicherhäuser im Weltmaßstab.
Zu Klimm hörte ich ihn sagen, die denken noch zu eng. Als ob es nur um Meeresfrüchte ginge, es gibt auch Geistesfrüchte, die verwertet werden müssen.
Ach, sagte er, die sind beschränkt, die kommen da nicht mit. Alles sture Beamte, Kollege Klimm, die sind den Aufgaben nicht mehr gewachsen. Ich würde es nicht abwegig finden, einige durch conviva ludibundus ersetzen zu lassen.
Was soll diese Meldung? Hilfe, keine neuen Daten mehr, Papiervorräte müssen sonst rationiert werden. Sollen wir noch die letzten Wälder abholzen? Das muß wohl ein Scherz sein. Klimm, das können wir gleich wegwerfen. Ja, schmeißen Sie es durch das Bulleye. Weg damit. Darauf gehen wir gar nicht ein.
Was meldet da der Ludibundus?
Aha, er hat das Weggeworfene untersucht, er gibt den Text wieder, den Aufweichungszustand des Papiers, und nun die Meerzusammensetzung nach Einsinken und Auflösen des Papiers. Ich gebe zu, dies wäre an sich nicht nötig, aber sagt sehr viel über die Zuverlässigkeit der kleinen Geis ter. Da sehe ich, daß ich ihnen vertrauen kann. Sie geben jede Veränderung sofort an, und zwar im Augenblick, wo sie vonstatten geht.
Sicher werden sie es so weit bringen, Prozesse anzuzeigen, bevor sie noch ablaufen. Die Meldung selber mag nicht wesentlich erscheinen, aber das Melden ist es. Darauf kommt es an. Der Sinn der Meldung ist die Meldung. Notieren Sie das bitte, Kollege Klimm.
17
Im Chang war die Lufttemperatur gestiegen, möglicherweise durch das ständige Arbeiten von Apparaten und Anlagen. Das Rohr, das vom Kopf- bis zum Fußende meines Bettes verlief, fühlte sich warm an, auch der Geräuschgehalt der Luft hatte zugenommen. Die Ticker und Klicker, die durchs Rohr jagten, überlagerten sich und wurden überlagert von Wortfetzen in durchdringendem Nörgelton.
Ich bemerkte auch, der Chang vibrierte ständig, das hatte er sonst nicht getan. Ich selbst fing schon an zu vibrieren. Ich schlief fast gar nicht mehr, ich vibrierte mich in einen Abwesenheitszustand, einen Pseudoschlaf, aber ich konnte mich nicht entschließen, die gelblichen Ohrenstöpsel von Doktor Klimm zu benutzen. Als ich sie einmal probeweise einführte, hörte ich trotzdem die Ticker und Klicker und das Genörgel. Ich selbst schien sie bereits zu produzieren.
Eines Morgens erschien wieder in seinem grauen Strampelanzug, asymmetrisch ausgebeult, der schwitzende Klimm.
Die erhöhte und intensivierte Erweiterung unserer erweiterten Expeditionsaufgaben macht es notwendig, daß wir alle noch mehr zusammenrücken. Aber ich versichere Ihnen, Herr Professor, es ist halb so schlimm, wie es sich anhört. Zunächst wird kein zweites Rohr durch Ihre Kabine gelegt werden. Es handelt sich nur darum, die Kabine mit einem zweiten Mitreisenden zu teilen.
Und wenn es Ihnen auch zunächst seltsam erscheinen wird, daß wir eine bestimmte Person dafür ausgewählt haben, die Sie vielleicht nicht gewählt hätten, so muß ich Ihnen zu bedenken geben, es bestehen keine großen Wahlmöglichkeiten.
Mit mir zum Beispiel können Sie die Kabine nicht teilen, ich stehe im Forschungsprozeß und muß unbedingt in der Nähe des Chefs sein. Ich habe aber, falls Sie das beruhigt, meine Kabine bereits ganz aufgegeben und schlafe auf einem Notlager unter Professor Mittelzwercks Arbeitstisch. Meine Kabine ist mit den neuen Informationsspeicher- und Transportanlagen belegt. Auch in der Schlafkabine des Chefs und seiner Gattin mußten wir Teilanlagen unterbringen.
Es bleibt also noch
Weitere Kostenlose Bücher