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Cook, Robin

Titel: Cook, Robin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schock
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gefühllose Stimme hallte von den gekachelten Wänden zurück.
    Dr. Smith atmete geräuschvoll aus; er klang wie ein Ballon, aus dem die Luft entweicht. Dann beugte er sich widerstrebend über Kristins Kopf und zog mit beiden Zeigefingern die Augenlider hoch. Ihre Pupillen waren deutlich erweitert und reagierten nicht auf das helle Licht der OP-Strahler. Er zog seine Pupillenlampe aus der Tasche und richtete den Strahl direkt in Kristins Augen. Wieder war die Reaktion gleich null.
    »Es sieht nicht gut aus«, brachte er schließlich hervor. Seine Kehle war so trocken, dass er kaum sprechen konnte. Eine derartige Komplikation hatte er noch nie erlebt.
    »Was heißt das?«, hakte Dr. Saunders nach.
    Dr. Smith schluckte. »Ich würde sagen, der Anfall hat ihr den Rest gegeben. Vor einer Minute schien noch alles ein Kinderspiel, und jetzt geht nichts mehr. Sie atmet nicht einmal mehr selbstständig.«
    Dr. Saunders nickte mehrmals und dachte angestrengt nach. Dann riss er sich die Handschuhe von den Händen, warf sie auf den Boden und löste seinen Mundschutz, der ihm auf die Brust hinabrutschte. »Worauf warten Sie noch?«, fuhr er seine Kollegin Dr. Donaldson an. »Führen Sie den Eingriff zu Ende! Dann bekommen Sie wenigstens ein bisschen Praxis. Und nehmen Sie sich beide Seiten vor!«
    »Meinen Sie das im Ernst?«, hakte Dr. Donaldson nach.
    »Wieso sollten wir die Gelegenheit ungenutzt verstreichen lassen?«, fragte Dr. Saunders zurück.
    »Und was haben Sie vor?«, wollte Dr. Donaldson wissen.
    »Ich rede mit Kurt Hermann«, erwiderte Dr. Saunders und öffnete seinen OP-Kittel. »Dieser Fall ist sehr unglücklich gelaufen, aber zum Glück haben wir so eine Katastrophe vorhergesehen und entsprechende Maßnahmen vorbereitet.«
    »Informieren Sie auch Spencer Wingate?«, fragte Dr. Donaldson. Dr. Wingate war der Gründer und offizielle Leiter der Klinik.
    »Das weiß ich noch nicht«, erwiderte Dr. Saunders. »Ich würde sagen, das hängt davon ab, wie sich die Dinge entwickeln. Fürs Erste sage ich ihm nichts. Wissen Sie, wie Kristin Overmeyer hergekommen ist?«.
    »Sie ist mit ihrem eigenen Wagen gekommen«, erwiderte Dr. Donaldson. »Er steht auf dem Parkplatz.«
    »Ist sie allein gekommen?«
    »Nein. Sie wurde von einer Freundin begleitet. Das empfehlen wir allen Patientinnen. Ihr Name ist Rebecca Corey. Sie hält sich im Wartebereich auf.«
    Auf dem Weg zur Tür warf Dr. Saunders seinem Kollegen einen vorwurfsvollen Blick zu.
    »Tut mir Leid«, brachte Dr. Smith hervor.
    Dr. Saunders zögerte einen Augenblick. Er hatte nicht schlecht Lust, dem Anästhesisten zu sagen, was er von ihm hielt, doch dann verkniff er sich die Bemerkung. Er wollte einen kühlen Kopf bewahren, und eine Auseinandersetzung mit Dr. Smith zum jetzigen Zeitpunkt hätte ihn mit Sicherheit auf die Palme gebracht. Schließlich hatte es ihm schon gereicht, dass der Mann ihn so lange hatte warten lassen.
    Ohne sich seiner OP-Kleidung zu entledigen, schnappte er sich in dem Raum, der für das OP-Personal als Aufenthaltsraum diente, einen langen weißen Arztkittel und streifte ihn im Gehen über. Er eilte die Metalltreppe hinunter ins Erdgeschoss, verließ das Gebäude und stürmte hinaus auf den Rasen, der gerade die ersten Anzeichen des nahenden Frühlings erkennen ließ. Um sich vor dem stürmischen Wind des für den frühen April typischen Neuenglandwetters zu schützen, zog er den Kittel enger um sich herum und steuerte das massiv gebaute Pförtnerhaus der Klinik an.
    Er fand den Sicherheitschef über seinen zerkratzten und abgenutzten Schreibtisch gebeugt, er studierte gerade den Dienstplan seiner Abteilung für den Monat Mai.
    Falls Kurt Hermann über das plötzliche Auftauchen des Mannes, der die Wingate Clinic zurzeit de facto leitete, überrascht war, ließ er sich dies jedenfalls nicht im Geringsten anmerken. Außer dass er von seiner Arbeit aufsah, würdigte er Dr. Saunders’ Anwesenheit lediglich durch ein angedeutetes fragendes Heben seiner rechten Augenbraue.
    Dr. Saunders nahm sich einen der in dem spärlich möblierten Büro stehenden Stühle und ließ sich vor dem Schreibtisch des Sicherheitschefs nieder.
    »Wir haben ein Problem«, begann Dr. Saunders.
    »Ich höre«, entgegnete Kurt. Sein Stuhl quietschte vernehmlich, als er sich zurücklehnte.
    »Wir hatten gerade eine schwere Narkosekomplikation. Eine Katastrophe, genauer gesagt.«
    »Wo ist die Patientin?«
    »Noch im OP, aber wir sind bald mit ihr

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