Coolman und ich (German Edition)
Ohrfeige auf die rechte Wange.
Ich drehe mich zu dem Mädchen um, das ich geküsst habe, und erkenne erst jetzt, dass es Anna aus der Parallelklasse ist, die ebenfalls als Blume zum Kostümfest gekommen ist. Langsam dämmert mir, dass sie als Tulpe und nicht als Rose verkleidet ist. Ich habe da wohl wieder irgendwelche Blumen durcheinandergebracht.
Anna holt aus und knallt mir ebenfalls eine. Diesmal auf die linke Seite.
»Ich hasse dich! Ich hasse dich! Ich hasse dich!«, brüllt Lena und läuft heulend aus der Sporthalle.
Was kann ich dafür, dass ich Blumen einfach nicht auseinanderhalten kann? Rosen oder Tulpen, was ist da bitte der Unterschied?
Die sehen doch alle gleich aus. Grüner Stängel, rote Blüte.
In meinem Froschkostüm hüpfe ich Lena hinterher, um das Missverständnis aufzuklären. Lena ist schnell. Sie ist schon fast über den halben Parkplatz, als ich ins Freie komme. Sie läuft direkt auf eine große Limousine zu und mich überkommt eine fürchterliche Ahnung.
»Bitte lass sie vorbeilaufen, lieber Gott! Ich will auch jeden Sonntag in die Kirche gehen, wenn sie nicht in diesen Wagen einsteigt«, bete ich, weil es diesmal ja wirklich etwas Wichtiges und ganz und gar keine Kleinigkeit ist.
Aber natürlich läuft sie nicht vorbei. Wahrscheinlich ist Gott gerade irgendwo anders beschäftigt gewesen und hat keine Zeit für mich. Der Bürgermeister öffnet ihr die Tür und Lena springt zu ihren Eltern auf den Rücksitz.
Als ich den Wagen erreiche, ist die Tür längst wieder geschlossen und zentralverriegelt.
»Ich dachte, du wärst die Tulpe! Das war eine dumme Verwechslung. Rosen sind ja auch viel schöner. Glaub mir!«, rufe ich vergeblich.
Lena schaut mich gar nicht an und guckt starr geradeaus. Dafür funkelt mich die Frau des Bürgermeisters an. Ich bin sicher, sie würde mich mit Vergnügen öffentlich vierteilen lassen, weil ich ihrer Tochter das Herz gebrochen habe. Und noch wegen ein paar anderer Dinge. Der Bürgermeister schaut mich an, als hätte er von mir gar nichts anderes erwartet. Er gibt dem Chauffeur ein Zeichen und der braust mit quietschenden Reifen davon. In letzter Sekunde kann ich meine Froschflossen zurückziehen, sonst hätte er sie glatt überfahren.
Mit Vollgas biegt der Wagen auf die Straße ein.
Vom Eingang der Turnhalle winken mir Spinne, Alex und Justin. Sie rufen mir irgendetwas zu, das ich nicht verstehen kann. Wahrscheinlich denkt Spinne, dass in der Limousine die Dino-Bande saß. Ich lasse ihn in dem Glauben und schleppe mich zu dem Wagen meiner Eltern. Als ich dort ankomme, sitzen Romeo und Julia knutschend auf dem Rücksitz.
Das hat mir gerade noch gefehlt.
»Na, war es schön?«, begrüßt mich meine Mutter.
»Sehr schön«, antworte ich einsilbig.
»Du brauchst eine Freundin …«, sagt mein Vater, den die Knutscherei versöhnlich gestimmt hat. »... das würde dich auch aufmuntern.«
»Danke für den Tipp. Können wir jetzt bitte nach Hause fahren?«
Mein Vater setzt sich hinter das Steuer, meine Mutter auf den Beifahrersitz. Die beiden sehen zu mir nach hinten, dann sehen sie sich an. Ich glaube, sie haben kapiert, dass ich an einer Unterhaltung nicht sonderlich interessiert bin.
Ich sitze auf dem Rücksitz und trauere meiner ersten Beziehung nach.
Vielleicht schaffe ich es damit ins Guinnessbuch der Rekorde. Abteilung »kürzeste Zeit, die ein Pärchen miteinander gegangen ist«: Lena und Kai, die genau fünf Minuten zusammen waren.
Dann hätte sich die ganze Sache wenigstens gelohnt.
12. Kapitel
Jetzt geht’s los
Rüdiger Bertram
wurde 1967 in Ratingen geboren. Er studierte Geschichte, Volkswirtschaft und Germanistik und arbeitet als freier Journalist und Schriftsteller. Er schreibt satirische Kurzgeschichten, Drehbücher und Konzepte für Film und Fernsehen, vor allem für Komödien und Sitcoms, und hat bereits einige erfolgreiche Kinderbücher veröffentlicht, zum Teil mit Illustrationen von Heribert Schulmeyer.
Heribert Schulmeyer
, 1954 geboren, fand schon als Kind Freude am Zeichnen von Comics, das er bis heute mit Ausdauer betreibt. Er studierte freie Grafik und Illustration an der Kölner Werkschule, machte sich einen Namen mit Comics für Erwachsene und illustriert sehr erfolgreich Kinderbücher. Heribert Schulmeyer arbeitet u. a. auch für die beliebte »Sendung mit der Maus« des WDR und ist Mitbegründer des Papiertheaters »Kölner Kästchentreffen«.
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