Coolman und ich (German Edition)
wenn ihr mich fragt.
»Irgendetwas ist mit dem Wagen nicht in Ordnung. Ständig ist der Sitz verschoben«, brummt mein Vater, als er einsteigt. »Ich werde ihn mal in die Werkstatt bringen müssen.«
Mein Vater weiß nichts von Antis heimlichen Spritztouren, und ich bin der Letzte, der es ihm verraten würde. Anti hat der Krähenfedernbikini gefallen. Sehr sogar. Deswegen herrscht zwischen uns beiden gerade so etwas wie Waffenstillstand, und ich habe keinen Grund, den leichtfertig aufs Spiel zu setzen.
Den Rest der Fahrt über sagt mein Vater kein Wort. Er ist immer noch sauer wegen seiner Plattensammlung.
Auch Mama sagt nicht viel. Sie strahlt die ganze Zeit glücklich in den Rückspiegel, weil sie mich in meinem Kostüm so süß findet.
Mir ist das egal. Wenn sie schweigen, erzählen sie wenigstens keinen Unsinn und mir ist sowieso nicht nach Reden zumute. Ich muss mich konzentrieren.
Ich habe mir für das Kostümfest etwas vorgenommen. Etwas sehr, sehr Wichtiges. Es hat mit Lena zu tun. Mehr verrate ich nicht.
Mir macht
Coolman
nichts vor. Er ist nur eifersüchtig auf Lena.
»Amüsier dich schön!«, sagt meine Mutter, als ich auf dem Schulparkplatz aussteige.
»Wir warten hier auf dich«, ergänzt mein Vater.
»Ihr tut was?«
»Wir warten hier auf dich, bis die Feier zu Ende ist«, wiederholt meine Mutter, als wäre es für sie das Selbstverständlichste von der Welt, die nächsten drei Stunden auf dem Parkplatz zu hocken.
Um zu beweisen, dass sie an alles Nötige gedacht hat, holt sie eine Butterbrotdose mit belegten Schnittchen und eine Thermoskanne heraus.
Ich bin mir nicht sicher, ob sie sich wirklich Sorgen um mich machen oder ob das nur eine weitere Strafe für die Orgie am Wochenende ist.
Immerhin lassen sie mich alleine zum Eingang gehen. Auf dem Weg dorthin kann nicht viel passieren, weil der ganze Parkplatz voll ist mit Autos, in denen besorgte Eltern Käsebrote essen, Thermoskannentee trinken und auf ihre Kinder warten. Das muss so eine Art lokale Tradition sein, die die Einheimischen hier seit Generationen pflegen. Wahrscheinlich haben sie früher schon in Pferdekutschen auf ihren feiernden Nachwuchs gewartet.
In einem der Wagen entdecke ich den Bürgermeister. Er hockt mit seiner Frau, dem rosa Pudel aus dem Theater, auf dem Rücksitz einer großen Limousine. Vorne sitzt ein Chauffeur und blättert gelangweilt in einer Zeitung. Ich hatte gar nicht gewusst, dass die auch ein Kind an meiner Schule haben.
Wo
Coolman
recht hat, hat er recht. Vielleicht ist das wirklich eine gute Gelegenheit.
Ich gehe auf den Wagen zu. Als der Bürgermeister mich unter meiner dicken grünen Schminke erkennt, lässt er schnell die Seitenscheibe hochfahren und betätigt panisch die Zentralverriegelung.
»Was willst du? Hast du nicht schon genug Unglück angerichtet?«, ruft seine Frau gedämpft durch die Scheibe. Ihr Auge leuchtet nicht mehr blau, sondern lila, und die Schwellung ist auch schon fast verschwunden.
»Ich wollte mich entschuldigen!«, schreie ich, damit sie mich da drinnen auch verstehen können. »Es tut mir leid! Wirklich! Das wollte ich Ihnen nur sagen.«
»Das hast du ja jetzt gesagt. Also verschwinde endlich!« Mit einer herablassenden Handbewegung scheucht mich der Bürgermeister davon, als wäre ich ein lästiger Brummer.
Sollte der unwahrscheinliche Fall eintreten, dass er immer noch im Amt ist, wenn ich groß bin, werde ich ihn bestimmt nicht wählen.
Das Fest findet in der Turnhalle statt. Aus allen Richtungen strömen Cowboys, rosa Prinzessinnen, Indianer, rosa Prinzessinnen, Ritter und noch mehr rosa Prinzessinnen auf den Eingang zu. Meine Mutter kann stolz auf ihre Kostümauswahl sein.
Ich bin weit und breit der einzige Frosch.
Leider nur ein ganz gewöhnlicher und nicht
SUPERFROSCH
, sonst würde ich die drei Piraten, die an der Tür stehen und lachend mit ihren Fingern auf mich zeigen, mit meiner Peitschenzunge zum Schweigen bringen.
So aber beachte ich sie gar nicht. Ich habe Wichtigeres zu tun. Ich kaufe mir für zwei Euro eine Eintrittskarte und betrete die Turnhalle. An der Decke hängen Strahler, die den Raum abwechselnd in Rot, Grün und Blau leuchten lassen.
Im Lichtkegel eines der Strahler tauchen Spinne, Alex und Justin auf. Sie kommen direkt auf mich zu.
Alex und Justin haben sich eine besonders ausgefallene Verkleidung einfallen lassen. Sie haben ihre Jacken getauscht. Alex geht als Justin und Justin geht als Alex. Als was Spinne geht, kann ich beim besten
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