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Coolman und ich. Rette sich, wer kann. (German Edition)

Coolman und ich. Rette sich, wer kann. (German Edition)

Titel: Coolman und ich. Rette sich, wer kann. (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rüdiger Bertram
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der Gegner einen Fehler macht, und dann schnell zuschlagen und das 1:0 erzielen ... oder eben schnell einen Brief abgeben.
    Es gibt immer eine Lücke, keine Verteidigung ist perfekt, sagt mein Vater, der mir auch erzählt hat, dass sich sogar schon mal jemand nachts ins Schlafzimmer der Queen geschlichen hat. Die war aber gar nicht da. Die Aktion war also völlig umsonst.
    Woher weiß
ich
eigentlich, dass die Königin zu Hause ist und nicht gerade irgendwo eine Hühnerfarm in der Provinz einweiht oder auf Staatsbesuch in Australien unterwegs ist?

    Ich schaue nach oben, und tatsächlich, da hängt eine gelb-rot-blaue Fahne mit vielen Löwen und einer Harfe drauf. Immer wenn die Queen in London ist, weht ihre Fahne auf dem Buckingham-Palast, das habe ich in einem Reiseführer gelesen.
    Ich will nur hoffen, dass das auch wirklich die Fahne der Queen ist und nicht nur ein Signal für die Stubenmädchen, dass sie jetzt die Zimmer putzen können.

    Während ich noch immer die Fahne auf dem Dach anstarre, geht ein paar Meter vor mir ein Tor auf. Es wird von irgendwo ferngesteuert. Ich kann niemanden sehen, keinen Pförtner und auch keinen Wächter mit Bärenmütze, nur einen Lieferwagen. Er kommt vom Schloss, fährt durch das Tor und biegt auf die Straße.
    Es ist ein reiner Reflex, der mich zum offenen Tor sprinten lässt. Alles geht ganz schnell. Schneller jedenfalls, als ich denken kann. Ehe sich das Tor schließt, schlüpfe ich hinein. Niemand hat etwas bemerkt, denn niemand kommt, um mich wieder rauszuwerfen. Wahrscheinlich pennen die Typen an den Überwachungsmonitoren oder sie haben sich ein Video eingeworfen, das spannender ist als die langweiligen, ewig gleichen Zaunbilder.
    Ich laufe ein Stück über einen Kiesweg und schlage mich dann seitlich in die Büsche. Zwischen Zaun und Palast erstreckt sich ein riesiger Park. Da ist es nicht schwer, ein gutes Versteck zu finden. Ich krieche hinter einen Rhododendronbusch, um in Ruhe nachzudenken, wie es jetzt weitergehen soll. Darüber habe ich mir bis jetzt noch keine Gedanken gemacht, weil ich nicht damit gerechnet habe, es überhaupt bis hierhin zu schaffen. Dabei habe ich ja mittlerweile schon Erfahrung, wie man in Burgen oder Schlösser einbricht. Wenn ich zurück in Deutschland bin, sollte ich einen Ratgeber schreiben: »Englische Schlösser und Burgen knacken für Fortgeschrittene«.

    So, wie ich das sehe, habe ich exakt drei Möglichkeiten:
    1) Ich bleibe einfach hier hocken und warte, bis es Nacht wird, um unbemerkt wieder verschwinden zu können.
    Ist eine Überlegung wert.
    2) Ich laufe zur nächsten Kamera und hüpfe winkend davor herum, bis mich die Bärenmützen endlich entdecken und vor die Königin schleppen.
    Zu riskant!
    Was ist, wenn sie mich direkt in den Tower von London werfen, ohne mich vorher der Queen vorzustellen?
    3) Ich arbeite mich vorsichtig durch den Park bis zum Schloss vor und hoffe, der Königin dort durch Zufall über den Weg zu hüpfen.
    Hervorragende Idee!

    Ihr habt richtig gelesen: »über den Weg hüpfen«! In der Plastiktüte, die ich schon den ganzen Tag mit mir herumschleppe, habe ich ein grünes Froschkostüm dabei, das auf dem kurz geschorenen Rasen eine tolle Tarnung abgibt. Meine Mutter hat mir das Kostüm mitgegeben. Sie ist Schauspielerin und liebt es, sich zu verkleiden. Das ist bei ihr so eine Art Berufskrankheit. Noch mehr aber liebt sie es, mich zu verkleiden ... vor allem als Gemüse. Oder eben als Amphibie.
    »Vielleicht gibt es ja da drüben auf der Insel ein Kostümfest, wenn ihr dort seid. Dann bist du vorbereitet«, hat sie gesagt, als sie das Kostüm in meinen Koffer gestopft hat. Damals habe ich gelacht.
    Jetzt lache ich nicht mehr.
    Ich ziehe das Kostüm über und wage einen ersten vorsichtigen Hüpfer aus meinem Versteck hinaus auf den Rasen.

    Mir machen die Typen mit den schwarzen Bärenmützen mehr Angst als irgendwelche Riesenstörche. Zum Glück kann ich in diesem Teil des Parks keine entdecken. Ich kann überhaupt niemanden entdecken, abgesehen von einem Gärtner, der einen Kilometer entfernt eine Hecke stutzt. Er kümmert sich nicht um mich, und das zeigt mir, dass meine Tarnung perfekt funktioniert.
    Ein weiterer Beweis: Als ich an einem Teich vorbeihüpfe, fangen die echten Frösche an zu quaken, als ob sie einen alten Kumpel begrüßen wollten.
    Das macht mich mutiger und ich hüpfe in weiten Sätzen auf einen kleinen Pavillon zu. Darin stehen zwei Stühle und ein Tisch, der für den Fünfuhrtee

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