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Coolman und ich. Voll auf die zwölf (German Edition)

Coolman und ich. Voll auf die zwölf (German Edition)

Titel: Coolman und ich. Voll auf die zwölf (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rüdiger Bertram
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ist niemand zu sehen. Nicht einmal Kauffmann, und das kann nur drei Dinge bedeuten:
    1) Alex und Justin haben den Termin verwechselt.
    2) Alex und Justin haben den Ort verwechselt.
    3) Alex und Justin haben mich verarscht.
    Alle drei Möglichkeiten sind im Bereich des Wahrscheinlichen und erklären ziemlich gut, warum ich der Einzige bin, der sich heute Nachmittag hierher verirrt hat. Ich hätte doch lieber selbst auf den Zettel schauen sollen, anstatt mich ganz auf Alex und Justin zu verlassen. Das war ungefähr so clever, als würde man sich bei einer Besteigung des Mount Everest einem schneeblinden Bergführer und vier fußkranken Sherpas anvertrauen.

    Ich will gerade wieder umdrehen, um mich noch ein bisschen unter die heiße Dusche zu stellen, da höre ich meinen Namen.
    »Kai! Ich wusste, dass wenigstens du mich nicht im Stich lässt!«
    Verwundert schaue ich mich um, weil ich niemanden sehe. Vielleicht kam die Stimme aus dem Lautsprecher, oder es war ... nein, COOLMAN war es diesmal nicht. Ich kenne seine Stimme. Besser, als mir lieb ist, und wer auch immer da gerade meinen Namen gerufen hat, klang erwachsener als COOLMAN. Was, zugegeben, nicht besonders schwer ist.
    »Kai!«, ruft es erneut, aber ich kann immer noch niemanden entdecken. »Hier oben! Kai! Ich bin hier oben!«
    Ich schaue hoch. Kauffmann, unser Sportlehrer, steht ganz oben auf dem Sprungturm und winkt mir aufmunternd zu.
    »Komm rauf! Ich warte schon seit Stunden, dass sich einer von euch hierher traut.«
    Kauffmann trägt einen weiten, bodenlangen Bademantel und Boxhandschuhe. Ein zweites Paar hat er an den Schnürsenkeln aneinandergeknotet und sich um den Hals gehängt.
    Ich habe euch ja schon ein bisschen was erzählt über unseren Sportlehrer. Es gibt eine Menge seltsamer Geschichten über den ehemaligen Profiboxer. Auf einer Schulparty hat er mal versehentlich meine Klassenlehrerin niedergeschlagen, und gegen französische Austauschschüler hat er uns Völkerball spielen lassen. Mit einem Medizinball! Dass wir damals keine Schützengräben ausheben mussten, lag nur daran, dass es in der Turnhalle keine Schaufeln gab.
    Kauffmann ist in der Tat etwas »seltsam«, und sicher wäre es klüger, jetzt schnell die Biege zu machen. Bis er von dem Sprungturm runtergeklettert ist, bin ich längst wieder angezogen, weit weg und in Sicherheit.
    Einerseits.
    Andererseits will ich unbedingt in die Schwimmmannschaft, und wenn mein Weg dorthin über das Zehnmeterbrett führt, dann muss das wohl so sein.

    Dieses eine Mal könnte COOLMAN sogar recht haben. Aber es gibt Augenblicke, da muss ein Mann tun, was er eben tun muss.
    Und ich, ich muss jetzt diesen Turm da rauf.
    Als ich auf der letzten Sprosse angekommen bin, schaue ich nach unten. Es ist ziemlich hoch, und sofort fängt es in meinen Fingern an zu kribbeln, weil ich große Höhen nicht so besonders gut vertrage. Mir reicht es völlig, vom Startblock zu springen, und selbst das kostet mich regelmäßig eine Menge Überwindung.
    »Kai! Du bist nicht so ein Feigling wie all die anderen Hasenfüße an dieser Schule«, begrüßt mich Kauffmann.
    Er steht am Ende der Zehnmeterplattform und tänzelt auf der Stelle. Dabei lässt er immer wieder seine Faust zischend durch die Luft sausen.
    »Kein Problem, ich war schon tausendmal hier oben«, lüge ich. »Aber sollten wir jetzt nicht lieber wieder runtersteigen und mit dem Training anfangen?«
    »Das machen wir hier oben!«, erwidert Kauffmann.
    Er nimmt sich das zweite Paar Boxhandschuhe von den Schultern und wirft es mir zu. Die Handschuhe fliegen knapp einen Meter an mir vorbei. Ich muss mich strecken, um sie zu erwischen, und verliere dabei fast das Gleichgewicht. Um ein Haar wäre ich hinunter ins Wasser gestürzt, und erst in allerletzter Sekunde kann ich mich fangen und einen Absturz verhindern. Aus einer solchen Höhe soll Wasser so hart sein wie Beton.
    Ich habe das nie selbst ausprobiert.
    Habe ich auch gar nicht vor.
    »Was soll ich damit?«, frage ich, während mein Herz immer noch wie wild schlägt.
    »Anziehen, was sonst?!«, sagt Kauffmann.
    »Aber das stört doch beim Schwimmen!«, antworte ich, weil sich das Leder der Boxhandschuhe bestimmt sofort voll Wasser saugt und die Dinger einen dann gnadenlos in die Tiefe ziehen.
    »Wieso Schwimmen?«
    »Deswegen bin ich doch hier. Wegen des Schwimmwettkampfs gegen die Talschule«, erkläre ich nachsichtig, weil es bei Kauffmann manchmal etwas länger dauert, bis er kapiert, wovon man

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