Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Copy

Copy

Titel: Copy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
Vom Netzwerk:
die Demonstranten!
    SELBSTGERECHTIGKEIT IST EINE ANSTECKENDE KRANKHEIT, LEBT EUER LEBEN!, stand auf dem Transparent, hochgehalten von den extrem langen, zottigen Armen eines Wesens mit dem Kopf eines Schakals. Vielleicht lief das Erscheinungsbild dieses Ditos auf eine Art Satire hinaus. Wenn das der Fall war, so verstand ich sie nicht.
    Einige Leute – die meisten – haben zu viel freie Zeit, dachte ich.
    Vor vielen Jahren hatte es an diesem Ort von pragmatischeren und zornigeren Protestierenden gewimmelt. Die vom völlig aus den Fugen geratenen Arbeitsmarkt aufgebrachten Gewerkschaften hatten eine weltweite maschinenstürmerartige Bewegung geschaffen. Golem-Arbeiter waren gelyncht worden und Regierungen ins Wanken geraten…
    Doch über Nacht beruhigte sich alles. Wie unterdrückt man eine Technologie, die es den Menschen erlaubt, all die Dinge zu tun, die sie tun möchten, und zwar gleichzeitig?
    Als unser Van durchs Lager fuhr, sah ich noch ein Transparent, getragen von einem Bärtigen, der glücklich lächelte, während er umherging, obwohl ihn alle anderen mieden, selbst mit den Blicken. Seine Botschaft, in eleganter, fließender Schreibschrift, hatte ich vor ein oder zwei Stunden schon einmal gelesen:
     
IHR ALLE LASST DAS WESENTLICHE AUSSER ACHT. EIN NÄCHSTER SCHRITT STEHT BEVOR…
     
    Gadarenes Truppe lagerte auf der einen Seite, durch eine Schlucht gegenseitiger Feindseligkeit von den anderen Gruppen getrennt. Anstatt jeden Tag billige Ditos hierher zu schicken, waren diese Leute als Realpersonen anwesend. Jeder Einzelne von ihnen.
    Als wir uns näherten, kamen ein Dutzend oder mehr Männer und Frauen aus großen Wohnwagen, begleitet von schnatternden Kindern. Ihrer bunten, aber billigen Kleidung sah man an, dass sie mit violettem Geld bezahlt worden war.
    Ich war schon zuvor Abstinenzlern begegnet, aber nie so vielen. Und deshalb starrte ich. Diese Leute kopierten sich nicht. Nie. Ich hatte das Gefühl, Geschöpfe aus einem anderen Zeitalter zu sehen, als die Menschen gezwungen gewesen waren, ein sehr eingeschränktes Leben zu führen. Doch diese Personen lebten absichtlich jeden Tag so!
    Als die Menge Lum aussteigen sah, wurden hier und dort drohende Stimmen laut, doch Gadarene brachte sie zum Schweigen, indem er kurz den Kopf schüttelte. Er forderte zwei kräftige junge Männer auf, Pal aus dem Van zu holen. Andere trugen den mobilen Kiln, als wir Gadarene zum größten Wohnwagen folgten.
    »Ich bin noch immer nicht sicher, ob ich Ihnen dies zeigen sollte«, sagte er. »Es ist das Werk von Jahren.«
    Pal gähnte demonstrativ. »Lassen Sie sich Zeit. Wir können tagelang auf Ihre Entscheidung warten.«
    Sarkasmus kann sehr wirkungsvoll sein. Ich fragte mich oft, wie es meinem Freund gelungen war, so lange zu überleben.
    »Woher wissen wir, dass es nicht schon zu spät ist?«, fragte Lum.
    »Ich nehme an, dass der Feind bis zum Einbruch der Nacht wartet«, erwiderte ich. »Wenn es eine Bombe ist, so will er vermutlich einen möglichst großen visuellen Effekt erzielen und gleichzeitig die Anzahl realer Opfer möglichst gering halten.«
    »Warum?«
    »Die Öffentlichkeit reagiert echt sauer, wenn Archis getötet werden«, sagte Pal. »Außerdem fliegen Verschwörungen meistens auf, wenn es zu Massenmord kommt. Dann packen selbst treue Gefolgsleute aus. Nein, unsere Widersacher warten bis zur zweiten Schicht, bis nur noch Ditos an der Arbeit sind, um dann ein eindrucksvolles Massaker anzurichten, ohne kriminelle Schuld auf sich zu laden. Was bedeutet, dass uns noch Zeit zum Handeln bleibt. Vorausgesetzt, Sie halten uns nicht länger hin und zeigen endlich, was Sie haben.«
    Gadarene wand sich trotzdem. »Warum fragen Sie nicht zuerst Lum? Er hat ebenfalls einen Tunnel.«
    »Den ich auch benutzen werde«, sagte Pal: »Aber Mr. Lums Tunnel ist zu schmal für unseren Albert hier… für Frank, meine ich. Ihr Tunnel ist bestimmt größer, nicht wahr, Gadarene? Groß genug für Menschen.«
    Der Konservative zuckte mit den Schultern und gab nach.
    »Wir haben ihn per Hand gegraben. Es hat Jahre gedauert.«
    »Wie sind Sie der seismischen Entdeckung entgangen?«, fragte ich.
    »Mit einer aktiven Auskleidung. Jede Schall- oder Bodenwelle, die eine Seite trifft, wird zur anderen umgelenkt. Beim Graben haben wir einen Quadrupol-Schleifer verwendet und die Geräuschausbreitung auf einige wenige Meter beschränkt.«
    »Clever«, kommentierte ich. »Und wie nahe sind Sie dem Ziel?«
    Gadarene sah fort und mied

Weitere Kostenlose Bücher