Copy
UK-Orange. Es handelte sich um eine betriebsinterne Farbe, die Aeneas Kaolin schon vor langer Zeit gesetzlich hatte schützen lassen. Wenn diese Sache nicht funktionierte, war eine Copyright-Verletzung die geringste meiner Sorgen.
Wenigstens bin ich nicht mehr grün.
»Ho!«, rief Pals kleiner Dito. »Niemand lebt ewig!«
Mit diesem fröhlichen Motto drehte sich Paldit um und sprang ins kleine Loch.
Nein, dachte ich. Nicht ewig. Aber einige weitere Stunden wären nicht schlecht.
Ich überprüfte die Friktionsrollen an Handgelenken, Ellenbogen, Hüften, Knien und Zehen. Dann kniete ich, um ins Loch zu schlüpfen, fühlte dabei den großen, nervösen Gadarene hinter mir, der alles beobachtete.
Dann geschah etwas, das mich auf eine sonderbare Weise rührte. Ich befand mich bereits zwei Meter weit im Innern des grässlichen Tunnels, als ich hörte, wie Gadarene eine Art Segen sprach.
Vielleicht hatte ich ihn nicht hören sollen. Aber wenn ich mich nicht irre, erbat Gadarene Gottes Segen für mich.
In all der Zeit, die ich auf dieser Erde gewandelt bin, habe ich nichts Netteres gehört.
SCHWINDLERSCHAU
… IN DER DER GRAUE NUMMER ZWEI DIE ZWEITE LUFT BEKOMMT…
Der Dienstagnachmittag neigt sich dem Abend entgegen, und ein ausgedehnter Industriekomplex bereitet sich auf die zweite Schicht vor. An den Ein- und Ausgängen sind viele Zweibeiner unterwegs, alle von ihnen Menschen, auf die eine oder andere Weise.
Früher hat das Signal einer Pfeife oder Sirene die ganze Population einer Fabrik in Bewegung versetzt: Die eine Hälfte machte sich auf den Heimweg, müde nach acht, zehn oder sogar zwölf Stunden Arbeit, und die andere nahm ihren Platz an den Maschinen ein, verwandelte Schweiß, Geschick und unersetzliche menschliche Lebenszeit in den Reichtum von Nationen.
Heute ist der Fluss sanfter. Einige hundert Archi-Angestellte, viele von ihnen in Sportkleidung, plaudern freundlich miteinander, als sie Universal Kilns verlassen und zu ihren Scootern und Rädern gehen, während eine größere und bunte Anzahl von in Papier gekleideten Ditos mit Dinobussen eintrifft und in der entgegengesetzten Richtung unterwegs ist.
Auch einige ältere Ditos verlassen die Anlage und kehren für den Erinnerungsinload heim. Doch die meisten bleiben und arbeiten, bis es Zeit wird, in den Recyclingbottich zu schlüpfen: ganze Heerscharen orangefarbener Drohnen, die konzentriert und ohne Murren arbeiten, weil ein anderes Selbst dafür guten Lohn und Aktienanteile erhält. Es kann ein bisschen unheimlich sein, wenn man darüber nachdenkt. Kein Wunder, dass ich nie in einer Fabrik gearbeitet hatte. Eigne mich einfach nicht dafür. Ganz und gar nicht.
Selbst der Golem-Eingang ist in angenehmen Farben gehalten, und sensoresonante Musik erklingt im Hintergrund, als ich in der Schlange warte. Ich nehme auch eine leichte Vibration unter meinen Füßen wahr. Tief unter den grasbewachsenen Hängen mischen riesige Maschinen prävitalisierten Ton und durchsetzen ihn mit patentierten Fasern, die dazu bestimmt sind, in den ultrakomplexen Rhythmen einer Seele zu vibrieren, und anschließend werden daraus Puppen geformt, die wie Realpersonen aufstehen, gehen und sprechen.
Gestalten wie ich.
Sollte es sich wie eine Heimkehr anfühlen? Mein derzeitiger, von Pseudoleben erfüllter Körper ist hier hergestellt worden, vor einigen Tagen, bevor; er Alberts Kühler erreichte. Wenn mich die heutige Spionagetour in jenen Bereich der Fabrik bringt – erkenne ich dort meine Mutter wieder?
Ach, hör auf damit, Al.
Ich bin ich, ob grau oder braun. Ob Grashüpfer oder Ameise. Der einzige praktische Unterschied besteht darin, wie höflich ich sein muss.
Und in Entbehrlichkeit. In gewisser Weise bin ich als Grauer freier. Dann kann ich mehr riskieren.
So wie jetzt gleich, bei der Kontrolle. Ist die UK-Sicherheit wirklich so nachlässig, wie die Maestra glaubt?
Fast hoffe ich, dass das nicht der Fall ist. Wenn ich angehalten werde, oder wenn die Wächter auch nur unangenehme Fragen stellen, drehe ich mich einfach um und gehe! Dann entschuldige ich mich bei Gineen und ihren Leuten, schicke Nell das halbe Honorar und verbringe den Rest meines Lebens womit? Der Vertrag verbietet mir den Inload von Erinnerungen; ich darf mein Original nicht einmal wiedersehen. Ich schätze, ich muss eine andere Möglichkeit finden, mir die Zeit zu vertreiben. Vielleicht nehme ich an einem Spiel teil. Oder ich stehe an der Straßenecke und unterhalte Eltern und
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