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Coq 11

Coq 11

Titel: Coq 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guillou
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Schulter geworfen; Waschzeug, Socken, Unterwäsche und ein paar Bücher. In den engen Räumen herrschten Gedränge und munteres Treiben, als jeder seine Koje zu erreichen versuchte. Die drei englischen Gentlemen, wie sie offenbar von allen Russen an Bord genannt wurden, teilten sich eine Kajüte. Mehr noch, da insgesamt neun Palästinenser auf die drei Liegen der Kajüte verteilt werden sollten, müssten sie sogar das Bett teilen, hieß es. Die Russen bezeichneten die Palästinenser übrigens alle als »Libyer«, da ihnen niemand gesagt hatte, woher die arabischen Gäste eigentlich stammten. Auch unter den palästinensischen Besatzungsmitgliedern kannte man sich nur mit Vornamen.
    Dass man zu dritt in dem winzigen Bett schlafen sollte, stellte sich als Missverständnis heraus; die drei würden sich selbstverständlich nicht gleichzeitig darin aufhalten. Von diesem Moment an war ihr Tag in drei Acht-Stunden-Schichten eingeteilt. Acht Stunden Arbeit, acht Stunden Russischunterricht, militärische Ausbildung und Freizeit und danach acht Stunden Schlaf.
    Die drei Gentlemen arbeiteten an Bildschirmen im Herzen – oder vielmehr im Hirn des U-Boots – der Kommandozentrale, in unmittelbarer Nähe des ranghöchsten Offiziers oder seines Stellvertreters.
    Als sie die Schichten verlosten, zog Peter Feisal leider die Niete und erhielt die erste Schlafschicht, doch an Schlaf war nicht zu denken.
    Stattdessen drängten sich alle drei in der Zentrale, als das U-Boot ablegte. Ihre grünen Schulterklappen hatten einen roten Rand, woran zu erkennen war, dass ihnen der Zutritt jederzeit gestattet war. Schließlich hatten sie die neuen südkoreanischen Bildschirme selbst angeschlossen, die nicht nur viel Platz sparten, sondern auch eine wesentlich bessere Bildqualität boten.
    Die Abfahrt war ernüchternd. Langsam glitten sie in den dunklen Fjord hinaus, und auf den Schirmen war außer einzelnen Lichtern von entgegenkommenden Schiffen oder aus dem Hafen von Seweromorsk nichts zu erkennen. Als der Kommandant den Befehl gab, auf zweihundert Meter Tiefe zu tauchen, waren abgesehen von der rauschenden Klimaanlage keine besonderen Geräusche zu unterscheiden, man spürte nicht einmal das geringste Neigen oder Kippen, das darauf hingedeutet hätte, dass man sich auf dem Weg in die Tiefen des Meeres befand. Plötzlich meldete einer der Unteroffiziere, dass der Befehl ausgeführt worden sei.
    Die drei Gentlemen hingen stundenlang vor den Bildschirmen, oder vielmehr hingen Peter Feisal und Ibra auf den Schultern von Marwan, weil dieser die erste Schicht und somit einen Sitzplatz hatte. Für zusätzliche Stühle war kein Platz, jeder Quadratzentimeter an Bord wurde voll ausgenutzt. Auf den Schirmen wurden drei Funktionen abgebildet. Ganz links das bisherige russische System, die elektronische Seekarte, mit deren Hilfe das U-Boot navigierte. Auf dem rechten Bildschirm hatten sie ihr eigenes, das neue System installiert, mit dem das U-Boot im Dunkeln sehen konnte. Allmählich trat die Parallelität der Bilder deutlicher hervor, das eine verschwommen und schwarzweiß, das andere farbig. Die Farben waren jedoch nur eine Äußerlichkeit, wirklich interessant war es, die großen Übereinstimmungen rechts und links zu sehen. Das neue System registrierte sofort, was die Russen sich durch jahrelange Echolotstudien erarbeitet hatten. Hin und wieder kamen neugierige Offiziere vorbei und stellten dem jungen Offizier oder Unteroffizier, der Marwan assistierte – dummerweise hatten sie die Rangbezeichnungen nicht gelernt –, die eine oder andere Frage. Die Besucher schienen nur widerwillig zu akzeptieren, was sie sahen, grunzten irgendetwas und zogen wieder ab.
    Der Bildschirm in der Mitte war schwarz und leer. Hier wurde angezeigt, was unmittelbar vor ihnen lag; in den ersten beiden Stunden nichts außer Fischschwärmen. Doch kurz nachdem Ibra müde geworden war, einen Blick auf die Uhr geworfen und sich zum Sprachkurs aufgemacht hatte, kam in zwei Seemeilen Entfernung und fünfzig Meter tiefer etwas auf sie zu. Ein U-Boot.
    Nachdem der Russe an seiner Seite Alarm geschlagen hatte, kam der Kommandant persönlich herunter und erkundigte sich nach der Lage. Es entwickelte sich eine hitzige Diskussion, der Marwan, Ibras Ablösung, zu entnehmen glaubte, dass es sich um eine unerwartete Begegnung handelte.
    Sie hatten die Geschwindigkeit gedrosselt und einen ultraleisen Gang eingelegt. Das andere U-Boot kam stetig näher. Sobald man die Kavitationsgeräusche

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