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Coq 11

Coq 11

Titel: Coq 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guillou
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zu tun. Sein Bruder konnte ozeanografische Details sammeln und systematisieren; Senken, Gebirgsketten, Hindernisse und natürlich andere Fahrzeuge aus Eisen, die starke magnetische Signale aussendeten. Doch diese Informationen mussten natürlich auch sichtbar gemacht werden. In einem wissenschaftlichen Labor war das kein Problem, da dort jeder die Signale lesen und interpretieren konnte, ohne dass sie realistisch dargestellt wurden. Aber was, wenn man eine schnelle Übersetzung der Signale in deutliche Bilder benötigte?
    Genau das konnten Marwan und Ibrahim, sie konnten die Sprache des Computers in ein klares Bild umsetzen, das jeder Betrachter verstehen konnte. Im Grunde war es merkwürdig, dass diese Technik noch nicht existierte. Man brauchte lediglich bereits vorhandene Erkenntnisse zu kombinieren. Mit Science-Fiction hatte das nichts zu tun. Vielleicht war der Gedanke zu nahe liegend.
    Sie versuchten, alles noch mal von vorne durchzukauen, aber es ging nicht. Sie waren schon zu weit gekommen und außerdem nach der dritten Runde Fläschchen, nun aus Ibrahims Zimmer, ziemlich angetrunken. Und es war schon nach zwei. In weniger als sechs Stunden würden sie erfahren, ob sie richtig lagen. Mouna hatte ihnen ja gesagt, sie sollten pünktlich zum Frühstück erscheinen, und sie schien nicht der Typ zu sein, der Verständnis aufbrachte, wenn ein Gentleman sich morgens noch einmal umdrehte und in Ruhe seinen Rausch ausschlief.
    Frisch geduscht, gut rasiert und in sauberen Hemden, aber ein wenig rot geränderten Augen erschienen sie am nächsten Morgen um kurz vor acht im Frühstückssaal.
    Die Tischdecken waren weiß, aber abgenutzt. Sie holten sich ihr Frühstück – eine Variation des Full English Breakfast, zu erkennen an einem Übermaß an Schweinefleisch, mit starkem russischem Einschlag, auf den Eier und Fisch in allen möglichen Variationen zurückzuführen waren – und setzten sich. Natürlich waren sie gespannt.
    Sie kam pünktlich auf die Minute, in Jeans und Strickpullover und mit einer langen Pelzjacke über dem Arm. Gut gelaunt ließ sie sich an ihrem Tisch nieder und wurde sofort von einem Kellner nach ihren Wünschen gefragt. Mühelos bestellte sie auf Russisch.
    »Nun, Gentlemen«, begann sie fast fröhlich, »zunächst möchte ich Ihnen zu Ihrer Kombinationsgabe gratulieren. An sich hatte ich das von solchen Talenten wie Ihnen auch nicht anders erwartet. Aber unter Druck ist es natürlich etwas ganz anderes. Die unausgesprochene Todesdrohung dürfen Sie nicht ganz so ernst nehmen.«
    »Nicht ganz so ernst?«, wiederholte Marwan nachdenklich. »Wie sollen wir sie denn auffassen?«
    »Verzeihung, ich habe nur versucht, eine Britin zu spielen, Sie wissen schon, understatement. Wie auch immer, wir haben Ihre Konversation heute Nacht belauscht. Ich bitte um Entschuldigung, es wird nie wieder vorkommen, von nun an können wir sicherlich offen miteinander reden, aber heute Nacht mussten wir Sie abhören. Ich bin sehr zufrieden mit dem, was ich gehört habe.«
    »Tatsächlich? Darf ich fragen, warum?«, wollte Peter Feisal wissen.
    »Weil Sie nicht in Panik geraten sind. Sie haben richtig geraten, wir werden Sie drei für längere oder kürzere Zeit in einem U-Boot brauchen. Da darf man nicht hysterisch werden. Außerdem bin ich froh, dass Sie mir die Chance geben wollen, Sie zu überzeugen. Denn genau das werde ich tun.«
    Sie hielt inne, als zwei Kellner ihr von beiden Seiten das Frühstück servierten, das einen rein russischen Eindruck machte.
    Sie begann mit gutem Appetit zu essen und forderte die drei ein wenig auffälligen britischen Gentlemen in Harris-Tweed auf, es ihr nachzutun.
     
    Nach kurzer Stadtführung durch Murmansk, vorbei an dem grotesk großen Siegesdenkmal und dem propagandistischen Naturhistorischen Regionalmuseum an einer Hauptstraße, die im Volksmund noch immer Leninprospekt hieß, obwohl sie längst umbenannt worden war, saßen sie wieder in einem Kleinbus, der sie auf Straßen voller Schneematsch in Richtung Seweromorsk fuhr. Sie passierten einige Militärkontrollen und kamen schließlich an der Forschungsstation 2 an.
    Sie mussten sich ein Zimmer in einer nicht mehr genutzten Unterkunft für Marineinfanteristen teilen. Das Gebäude machte einen niederschmetternden Eindruck. Nicht, weil sie eine elegantere Umgebung erwartet hätten, sondern weil der allseitige Verfall sie jegliches Vertrauen verlieren ließ. Wie sollte der Freiheitskampf des palästinensischen Volkes von den

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