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Coq 11

Coq 11

Titel: Coq 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guillou
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man keine Witze. Stell dir vor, das wäre echt.«
    Sie ließen das russische Team ihre Hechte zuerst abschießen und konnten den gesamten Verlauf auf dem Bildschirm verfolgen. Ein Schuss landete daneben, aber einer hätte beinahe getroffen und brachte mit seiner Explosion die beiden angreifenden Torpedos für einige Sekunden vom Kurs ab.
    Peter Feisal musste seine Ziele erneut ins Visier nehmen und platzierte zwei neue rote Rechtecke auf dem Schirm.
    »Ziel erfasst«, stellte er fest. »Wer möchte?«
    »Ich!«, sagte Marwan, warf sich über die Schulter seines Bruders und drückte auf den Knopf zum Abschuss.
    »Jetzt ich!«, rief Ibra und tat es ihm nach.
    Hinter ihnen hatten sich jetzt mehrere Personen versammelt. Das Geräusch der herannahenden Torpedos war nun so laut, dass alle es ohne technische Hilfsmittel hören konnten. Folglich hörten sie auch die beiden Detonationen, deren Lautstärke knapp vor der Schmerzgrenze lag. Auf dem Bildschirm hatten sie sie eine Sekunde früher wahrgenommen.
    In der Kommandozentrale herrschte gespenstisches Schweigen, als traue keiner der zwölf anwesenden Offiziere seinen Augen und Ohren. Dann brach ein Jubel aus, der an sportliche Großveranstaltungen erinnerte. Die Leute hüpften und schrien, sie fielen sich in die Arme und küssten sich sogar.
    Als die Aufregung sich wieder gelegt hatte, ordnete der Kommandant einen neuen Kurs an, den er Ziffer für Ziffer ausrief. Erneuter Jubel brach aus, denn alle wussten, diese Zahlen bedeuteten Heimathafen.
    Es hätte eine strahlende Heimfahrt werden können, eventuell von kleineren Übungen unterbrochen. Es hätte eine Heimfahrt in Triumph und Verbrüderung sein können. Die Übung war für die K 601 Pobjeda ein voller Erfolg gewesen, mehrere der Offiziere hatten mit neuen Dienstabzeichen zu rechnen. Der Supertorpedo hatte nicht die geringsten Schwierigkeiten beim Abschuss oder bei der Steuerung gezeigt, und die beiden Marschflugkörper hatten auf einhundertdreißig Kilometer Entfernung präzise getroffen. Allem Anschein nach hatte man die Amerikaner auf dem einzigen Gebiet innerhalb der U-Boot-Kriegsführung eingeholt, auf dem sie bislang eindeutig vorne gelegen hatten.
    Und das neue Steuerungssystem für den Hecht, mit dem man angreifende Torpedos abschießen konnte, war auf seine Weise ein ebenso großer technologischer Durchbruch wie einst der Schkwal. Ingesamt hatte die Übung bewiesen, dass die K 601 hinsichtlich ihrer offensiven und defensiven Qualitäten sogar der Seawolf der Amerikaner überlegen war. Übrigens ein Projekt, das zweieinhalb Milliarden Dollar verschlungen hatte. Für Bau und Ausrüstung eines einzigen Bootes.
    Die K 601 war zwar in gewisser Hinsicht in ausländischem Besitz, aber der Triumph gebührte trotzdem der russischen Flotte. Die Ausländer hatten einen Haufen Öldollar hingeblättert, aber die Technologie war russisch. So sahen es alle in der russischen Besatzung.
    Daher machte es zunächst keinen allzu merkwürdigen Eindruck, als der Kommandant drei Schichten hintereinander in der Essenspause Wodka zuteilte. Marwan weckte Peter Feisal mit dieser seltsamen Nachricht und wies darauf hin, dass es in der englischen Flotte bei besonderen Gelegenheiten ja traditionell auch eine Ration Rum gebe.
    Doch als Peter Feisal acht Stunden später die Messe betrat, um zu frühstücken, bemerkte er auf den ersten Blick, dass man von Admiral Nelsons Traditionen ziemlich weit entfernt war. Die Besatzungsmitglieder im Speisesaal waren nicht nur sternhagelvoll, sondern auch aggressiv und streitlustig.
    Die Sauferei verschlimmerte alles, was man bislang nur hatte ahnen können. Was zwischen zusammengekniffenen Lippen gezischt worden war, äußerte sich nun als lautstarke Beleidigung. Kein russischer Matrose oder Offizier setzte sich zu einem palästinensischen Besatzungsmitglied an den Tisch; es wurde lautstark über die Palästinenser geflucht, und die Russen versuchten immer wieder, politische Auseinandersetzungen über Osama bin Ladens Terrorismus und die sogenannte grüne Gefahr zu provozieren. Dass das technische Personal, das mehrheitlich aus Palästinensern bestand, grüne Schulterklappen trug, war in dieser Hinsicht keine besonders glückliche Wahl, denn Grün galt nicht als Farbe der Wissenschaft, sondern stand für Islam und Terrorismus.
    Hätte man in Cambridge noch scherzhaft behaupten können, dass der Wein die Zunge löse, so sprengte der Wodka an Bord der K 601 alle Ketten und Zügel, die den Hass

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