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Coq 11

Coq 11

Titel: Coq 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guillou
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machten betretene Gesichter angesichts dieser Überlegung, die Peter Feisal so selbstverständlich formuliert hatte, und flehten Mouna mit Blicken geradezu an, diese unpassende Frage zu verneinen.
    »Natürlich«, antwortete sie kurz, »werde ich eine Uniform tragen und diejenige sein, die das Oberkommando hat. Ich werde den Befehl zum Angriff geben.«
    Es wurde still. Marwan versuchte zu verstehen, warum dies in den Augen der Russen absolut undenkbar war. Ohne Zweifel stand sie in der Rangordnung am höchsten; sie hatte das Projekt organisiert und sogar finanziert. Kurz gesagt, es gehörte ihr. Was war das Problem?
    Er merkte, dass er fror, und schielte zu dem windschiefen Doppelfenster mit dem abgeblätterten Lack. Wahrscheinlich kam die Zugluft von dort, und draußen herrschten dreißig Minusgrade.
    »Als dein aufrichtiger Freund, Mouna«, begann der Fregattenkapitän gequält, »muss ich auf eine Sache aufmerksam machen und eine andere Sache erläutern. Bislang gibt es an Bord der russischen U-Boot-Flotte keine Frauen, da sie in den Augen russischer Seeleute Unglück mit sich bringen. Abgesehen davon bist du kein Offizier zur See.«
    »Was ist schlimmer«, fragte Mouna ironisch »dass ich eine Frau bin oder dass ich eine Landratte bin?«
    »Es ist natürlich ein ungeheurer Nachteil, dass du eine Landratte bist«, antwortete der Fregattenkapitän im gleichen Tonfall, »aber eine Frau zu sein, ist noch schlimmer.«
    »Gibt es palästinensische Offiziere zur See?«, fragte Marwan.
    »Ja, selbstverständlich«, antwortete Mouna. »Wir operieren mit einigen kleineren Unterwasserfahrzeugen, mit Angriffstauchern und ein paar schnellen kleinen Booten. Aber wir haben niemanden, der in die Nähe eines russischen Kapitäns im U-Boot-Dienst käme. Wir können mit Technikern – wie Ihnen dreien –, Feuerwehrleuten, Ordnungskräften, Maschinisten und sogar Torpedoschützen dienen. Aber ein russisches Atom-U-Boot zu führen, ist etwas ganz anderes. Würdest du das bitte erklären, Alexander?«
    »Sicher«, sagte Fregattenkapitän Owjetschin. »Um Befehlshaber an Bord eines russischen U-Boots mit der Kapazität zu werden, von der hier die Rede ist, muss man zunächst eine mindestens zwanzigjährige tadellose, um nicht zu sagen rühmliche Karriere in der Marine hinter sich haben. Wie Sie vielleicht wissen, hatten wir zu Sowjetzeiten eine enorm große U-Boot-Flotte, und sie ist immer noch groß. Kapitän Alexandrow an Bord der K 601 gehört ebenso wie seine beiden Stellvertreter Loktjew und Almetow zu den Besten unter zweihundert Personen, die infrage kamen. Ich betrachte es als vollkommen unmöglich, ihn zu übertreffen.«
    »Also können die drei führenden Offiziere an Bord nicht ausgetauscht werden«, stellte Marwan fest.
    »Wenn nun Brigadegeneral al-Husseinis Mängel darin bestehen, dass sie eine Landratte und eine Frau ist …«, sinnierte Ibra, »sind die russischen Genossen also der Meinung, dass die Aussichten besser wären, wenn sie ein Mann und Konteradmiral wäre?«
    Die drei Russen nickten peinlich berührt.
    »Dann stellt sich die Frage«, fuhr Ibra fort, »ob es irgendwo einen arabischen Admiral gibt, den wir anheuern könnten, damit er wiederum Mouna unterstellt wäre.«
    »Der Gedanke klingt logisch«, gab Mouna zu, »aber ich fürchte, wir werden keine geeigneten Kandidaten finden. Der Irak verfügt sicherlich über eine Art Admiral, allerdings würde ein Iraker politische Nachteile mit sich bringen, die ich hier wahrscheinlich nicht zu erörtern brauche. Die Amerikaner würden sich, wenn wir einmal über den arabischen Tellerrand hinausschauen wollen, bestimmt die rechte Hand für die Technologie an Bord der K 601 abschlagen lassen, aber ich bezweifle, dass wir einen amerikanischen Kapitän anwerben können. Wo waren wir stehen geblieben?«
    »An einem Punkt, an dem es fast so aussieht, als müssten wir aufgeben«, sagte Peter Feisal. »Der Kommandant und seine beiden Stellvertreter an Bord müssen Russen sein, habe ich das richtig verstanden?«
    Niemand antwortete ihm, aber einige am Tisch nickten zustimmend.
    »Dann stecken wir also in der Scheiße«, fuhr er sarkastisch fort. »Wir haben eine hoch entwickelte Technologie nach Russ­land überführt, die wir niemals für unser eigenes Projekt nutzen können. Aus dem Jubel, der vor dem Wodkadebakel an Bord ausbrach, schließe ich, dass wir Russlands Vorsprung in der Unterwasserkriegsführung entscheidend vorangebracht haben, nicht wahr?«
    Noch immer

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