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Coq Rouge

Coq Rouge

Titel: Coq Rouge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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zehn Minuten bei dir. Es ist verdammt wichtig«, sagte er.
    Dann ging er zu Skeppsbron hinunter und hielt ein Taxi an.
    Beim Alten stand eine gepackte Reisetasche im Flur. Er wolle zu seiner Familie nach Kivik hinunterfahren, um Silvester zu feiern, sei fast schon unterwegs gewesen, habe jetzt aber seinen Flug stornieren lassen. Es sei ihm gelungen, noch einen Platz in einer späteren Maschine zu erhalten.
    Carl hatte schnell alles erzählt, was von Bedeutung war. Vor ihnen auf dem Tisch lagen die zerknüllten Abendzeitungen. Der Alte saß stumm da und überlegte, während Carl vor Ungeduld fast vibrierte.
    »Ach übrigens, habe ich dir das schon gesagt«, sagte der Alte, »einer meiner französischen Freunde hat den Namen dieses Syrers herausbekommen, dem die Pistole gehörte. Er wurde 1973 von den Israelis gefangengenommen. Ich habe den Namen hier irgendwo auf einem Zettel, aber das spielt im Moment vielleicht keine Rolle …«
    Und damit versank der Alte wieder in Gedanken.
    »Es gefällt mir überhaupt nicht«, sagte er schließlich. »Dieser Idiot von der Polizei wird nie mit dem durchkommen, was er da vorhat. Wenn die Desinformation sich aber noch vierundzwanzig Stunden hält, endet das Ganze mit Aufregung und unzähligen Untersuchungen, und dann wirst du ans Tageslicht gezerrt, und das wäre, aufrichtig gesagt, überhaupt nicht gut.«
    »Ja, aber was ist damit, daß er den Arabern die Schuld in die Schuhe schiebt?«
    »Nun ja, damit kann er sich ruhig amüsieren. Es wäre aber nicht unbedingt wünschenswert, wenn Palästinenser und andere hier in der Stadt Racheaktionen veranstalten. Das müßte er begreifen, dieser Dummkopf.
    Und ich kann nicht begreifen, wie er den Ministerpräsidenten mit dieser Geschichte hinters Licht führen zu können glaubt. Das wird er nie schaffen. Nun ja, wir müssen die Sache wohl selber in die Hand nehmen und ihnen den Weg verstellen.«
    Der Alte lächelte plötzlich breit. Er wußte ganz genau, wie er die Situation bewältigen würde. Ohne nähere Erklärung stand er auf und betrat den angrenzenden Raum, der einmal das Amtszimmer des früheren Operationschefs beim alten Informationsbüro gewesen war, und nahm den Hörer ab. Er kannte die Nummer auswendig. Er war einer der wenigen, die sie besaßen.
    Er rief eine Wohnung an, die einem schwedischen Diplomaten in der Altstadt gehörte. Er wollte jedoch nicht den Eigentümer sprechen oder die amerikanische Mieterin der Wohnung, sondern den Ministerpräsidenten des Landes, der sich offiziell auf der Heimreise von einem kürzeren Auslandsaufenthalt befand, sich in Wahrheit jedoch zu einem höchst privaten Besuch mitten in der Altstadt aufhielt. Carl hörte fast das gesamte Gespräch mit.
    »Hej, der Alte. Entschuldige bitte, daß ich störe, aber es geht um die Operation gegen die PLO - - - ja, es war eine israelische Kommandogruppe, keine Palästinenser oder so was - - - ja, ich weiß es genau, einer meiner Männer war in den Schußwechsel verwickelt - - - das wissen wir nicht, einer wurde heute nacht operiert, aber von den Leuten im Hintergrund haben sie einen lebend geschnappt - - - er heißt Carl Hamilton - - - ja, genau - - - ja, das könnte man sagen, hehe - - - nein, ich finde aber, daß wir diese Idioten so schnell wie möglich zum Schweigen bringen müssen, du kannst diesen verfluchten Näsberg oder wie der Kerl heißt zu dir rufen und ihn zur Schnecke machen - - - doch, wir wissen es genau, es gibt keinerlei Zweifel.
    Anführer der Gruppe war ein Oberstleutnant namens Elazar, aber sag diesem Idioten ja nicht, daß du das von mir hast, dann nimmt er sich nur meine Quelle vor - - - nein, keine Ursache. Ich melde mich später noch mal.«
    Der Alte strahlte still vor sich hin und pfiff vergnügt, als er wieder ins Zimmer trat. Er empfand fast kindliches Entzücken, als er sich die Szene vorzustellen versuchte, die »dieser Näsberg« in etwa einer Stunde beim Ministerpräsidenten erleben würde. Der Gedanke an einen Polizeichef, der bei lebendigem Leib gehäutet wurde, munterte ihn auf.
    »So, das hätten wir«, sagte er. »Jetzt kann sich dieser Näsberg die Version seiner Jungs abschminken. Es wird übrigens diplomatische Verwicklungen geben. Lustige Geschichte … ja, wenn man von einigen der Todesfälle absieht. Aber jetzt müssen wir es so einrichten, daß es keine öffentliche Untersuchung gibt, und dazu müssen wir augenblicklich eine einigermaßen wahre Geschichte herausbringen. Ich habe übrigens eine gute Idee.«
    Carl

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