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Coq Rouge

Coq Rouge

Titel: Coq Rouge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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starrte den alten Spionagechefverständnislos an. Die berufsmäßige Munterkeit kam ihm psychologisch unbegreiflich vor. Carl konnte weder antworten noch fragen, er war sprachlos.
    »Denn wir wollen doch dafür sorgen, daß unsere Freunde bei Expressen und oben auf Kungsholmen schon heute abend wieder auf den Teppich kommen, oder was meinst du?«
    »Aber ja«, knurrte Carl, »das wäre vielleicht gut. Aber es reicht doch, wenn der Ministerpräsident informiert ist?«
    »O nein, da weiß man nie, was er mit Rücksicht auf eine fremde Macht zur Geheimsache erklärt, und dann zieht sich die Geschichte noch in die Länge.
    Ich habe zwar keine Sympathie für diese israelischen Patrouillen, er wohl auch nicht, aber wir sollten doch ein paar Voraussetzungen für ein ungewöhnlich aufrechtes Ministerpräsidenten-Verhalten schaffen, nicht wahr?«
    »Natürlich …«, zögerte Carl.
    »Geh zum Telefon, meins wird garantiert nicht abgehört. Ruf diesen Ponti an und erzähle ihm alles, nur nicht, daß du die Israelis erschossen hast.
    Sonst alles, von Anfang bis Ende. Gib ihm dann meine Telefonnummer, er wird seine Geschichte nämlich gegenchecken wollen, wie diese Vögel zu sagen pflegen. Dann hat er nämlich zwei sichere Quellen, hehe.«
    Die Geschichte wurde in der ersten Abendsendung vom Echo des Tages ohne Umschweife präsentiert. Auslandschef Erik Ponti schien außerordentlich wohlinformiert zu sein.
    Später am Abend hielt der Ministerpräsident eine Pressekonferenz ab und teilte kurz mit, er könne die Angaben im Echo des Tages bestätigen.
    Die vier toten israelischen Offiziere würden an Israel ausgeliefert werden.
    Das Land habe schon ihre Rückführung verlangt. Die israelische Regierung habe dem schwedischen Kabinett auch ihr tiefes Bedauern ausgesprochen.
    Schweden habe seinen Botschafter in Tel Aviv zu Konsultationen zurückgerufen und zwei israelische Diplomaten, darunter den abgereisten Sicherheitschef der Botschaft, zu unerwünschten Ausländern erklärt. Der zweite Diplomat habe vierundzwanzig Stunden Zeit erhalten, das Land zu verlassen. Die schwedische Regierung halte das Geschehene für außerordentlich ernst. Die Regierung habe der PLO-Führung kondoliert und ihr tiefes Bedauern ausgesprochen. Der Zwischenfall habe zur bisher tiefsten Krise der schwedischisraelischen Beziehungen geführt.
    Auf die vielen anschließenden Fragen, wie sich das Massaker abgespielt habe und wer von der schwedischen Sicherheitspolizei in den Schußwechsel verwickelt gewesen sei, hatte der Ministerpräsident nur kurz und ausweichend geantwortet. Er habe im Lauf des Tages mit der Person beim Sicherheitsdienst Kontakt gehabt, die beteiligt gewesen sei. Die Beamten hätten kompetent und bewundernswert eine sehr gefährliche Aufgabe gelöst. Das war alles, was er zu diesem Punkt zu sagen hatte.
    Das interne Ermittlungsmaterial des Sicherheitsdienstes solle für geheim erklärt werden - nicht mit Rücksicht auf eine fremde Macht, Rücksichten dieser Art seien zu diesem Zeitpunkt ziemlich hinfällig -, aber mit Rücksicht auf die persönliche Sicherheit der schwedischen Säpo-Mannschaft.
    Carl stand am Fenster seiner Wohnung und blickte auf den Schneeregen über Strömmen. Er hatte soeben ein Telefongespräch mit Beirut geführt, mit einem Mann, der sich Michel nannte. Dieser Mann war den ganzen Tag in seinem Büro geblieben, um auf genau die kurze Nachricht zu warten, die er dann erhielt. Carl hatte seine Nachricht zunächst aufgesetzt, und jetzt hielt er den zerknüllten Zettel in der geballten Faust. Der Text lautete:
    Der Vertrag ist jetzt abgeschlossen. Wie du inzwischen wissen dürftest, ist es nicht sehr gut ausgegangen, und ich glaube nicht, daß wir den Vertrag in diesem Monat am fünfzehnten oder sechzehnten unterschreiben können.
    Aber grüße Mouna von mir und sag ihr, daß ich ihr persönlich einundzwanzig rote Rosen schicken werde. Ich habe bei den Vertragsverhandlungen ihre Grüße ausgerichtet.
    Im Klartext bedeutete diese Nachricht, daß sie sich in der nächsten Zeit nicht sehen könnten, daß die Israelis die Operation durch geführt hätten, aber daß Carl sie getötet und Mounas Grüße ausgerichtet habe.
    Der letzte Israeli war nämlich auf der Intensivstation des Karolinska-Krankenhauses gestorben, wenige Stunden nach der Operation in der Chirurgie. Das palästinensische Mädchen schwebte noch immer zwischen Leben und Tod. Die junge Schwedin war an ihrem Blutverlust gestorben, der nicht rasch genug hatte ersetzt

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