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Cora Historical Gold - 129 - Die Novizin

Cora Historical Gold - 129 - Die Novizin

Titel: Cora Historical Gold - 129 - Die Novizin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Betina Kran
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ungehorsam. Als Novizin war ich eine Katastrophe, ja, vermutlich wäre ich auch als Nonne fehl am Platz gewesen. Doch als Braut bin ich anscheinend noch schlechter. Ich kann einfach nicht bescheiden sein oder den Mund halten. Aber so möchte er mich haben. Als Heimchen am Herd – eine, die tugendhaft und von schlichtem, sonnigem Gemüt ist. Ich gehöre nicht hierher.« Sie starrte in das Frühlingsgrün des jungen Laubes. »Ich fühle mich nirgendwo heimisch … nicht im Kloster, nicht auf Whitmore. Ich gehöre weder Christus an, noch passe ich zum Earl.« Dieses Eingeständnis war so schmerzlich, dass Eloise ihren Ohren nicht traute, als Hildegarde auflachte.
    »Ach, Kind … es gibt so viele Dinge, die Ihr noch lernen müsst. Kommt mal mit. Ich helfe Euch, die erste und einfachste Lektion überhaupt zu lernen.«
    »Was?« fragte Eloise, als Hildegarde sie auf die Füße zog, und ging mit ihr einen gut verborgenen Waldweg entlang. »Halt – wohin führt Ihr mich?«
    »An einen Ort, wo sich Erde und Himmel treffen. Wo die Sonne zum Himmel wird.« Sie blieb augenzwinkernd stehen. »Dort erfahrt Ihr, wo Euer Platz ist.«
    Getrieben von der Not, ihren Herzenskummer zu lindern, folgte ihr Eloise. Sie gingen einen weiten Weg und kamen endlich zu einem steil aufragenden Berg. Hildegarde erreichte trotz ihres Alters den Gipfel zuerst. Von dort oben sahen sie gemeinsam auf ein liebliches Tal voller Wiesen und Weiden.
    Die Sonne war so hell und der Himmel so blau, dass es Eloises Augen fast schmerzte. Die Grüntöne waren zart und mit einem sanften Stich ins Gelbliche – Frühlingsfarben. Sie holte tief Luft und sog den Duft von feuchter Erde und frischem Gras ein.
    »Löst Euer Haar«, sagte Hildegarde. Nach anfänglichem Zögern zog sich Eloise die Nadeln und das Band aus dem Haar und übergab sie der älteren Frau. Dann zog sie sich das blaue Gewand und die Schuhe aus und schüttelte das Haar aus, dass es ihr um die Schultern fiel. Hildegarde forderte sie auf, die Arme auszubreiten, damit ihr der Wind ins Hemd blasen konnte. Es fühlte sich seltsam an, fast unanständig … das Gleiten und Bauschen ihres Hemdes auf der nackten Haut. Es war fast so, wie wenn der Earl … Sie verscheuchte diesen Gedanken.
    Auf Hildegardes Geheiß schloss sie die Augen. Die Frau trat neben sie und sagte leise mit gleichmäßiger Betonung: »Spürt Ihr die Sonne im Gesicht, Eloise? Das ist ein Streicheln von Eurer Mutter, der Mutter allen Lebens, der Quelle allen Lichts. Fühlt Ihr den Wind in den Haaren? Er grüßt Euch als Euer Bruder. Riecht Ihr, wie der Frühling im Erdboden erwacht – und die Kräuter und das grüne Holz? Es erwacht auch in Euch. Ihr seid Teil dieser Wiedergeburt, dieses Frühlings. Wohin gehört Ihr, Eloise?«
    »Das weiß ich nicht«, flüsterte sie, und es wurde ihr weh ums Herz.
    »Seht hinauf zum Himmel. Das Blau, das die Erde wie eine warme schützende Decke einhüllt.« Die Stimme fuhr fort, sanft und ernst, einlullend wie Balsam um Eloises waidwundes Herz. »Seht die wogenden Grashalme auf der Wiese dort unten. Sie werden von der Sonne ernährt und teilen die Nahrung mit allen, die sie suchen. Fühlt, wie die Erde Euch wiegt
    … Euch hält … begierig, jeden Eurer Schritte willkommen zu heißen. Wohin gehört Ihr, Eloise?«
    »Ich … bin nicht sicher.« Etwas begann, in ihrem leeren Herzen aufzuwallen.
    »Könnt Ihr die feuchte Erde unter Euren Füßen spüren? Ihr seid aus Lehm gemacht, der von der Erde genommen ist, und so werdet Ihr immer Teil der Erde, der Schöpfung sein … Gott atmet und offenbart sich durch die Schöpfung. Und die Schöpfung entfaltet sich immer um uns herum.« Sie hielt einen Augenblick inne. »Wie viele Schattierungen von Blau gibt es auf der Welt, Eloise?«
    »Ich weiß nicht recht … ein Dutzend vielleicht? Oder mehr?« Sie hatte einen Kloß im Hals und konnte kaum sprechen, in den Augen brannten Tränen.
    »Hunderte, Eloise. Und warum wohl?«
    »Ich weiß nicht recht.«
    »Was glaubt Ihr denn?«
    »Weil es dem Schöpfer so gefiel?«
    »Und warum, meint Ihr, gab Gott sich so viel Mühe mit dem Blau?«
    »Weil … weil … weiß ich nicht … vielleicht weil es sein Wille war?«
    »Ach! Ihr versteht ja mehr, als Ihr glaubt. Seht Ihr, der Schöpfer liebt sein Werk. Liebt es, Dinge neu und anders zu machen. Erfreut sich an der Vielfalt und Einzigartigkeit jedes Teils dieser Welt. Der Schöpfer hat auch Euch erschaffen, Eloise. Schön und eigensinnig und klug und mutig und

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