Cora Historical Gold - 129 - Die Novizin
äußerst tugendsame Jungfrau geben und nicht etwa eine faule Liese oder ein dummes Gänschen andrehen würde?
»Ich habe eine Entscheidung für Euch getroffen, Mylord«, sagte die Äbtissin zur Begrüßung und winkte ihn auf die Bank neben Pater Basset, der ebenfalls herbeizitiert worden war. Als er Platz genommen hatte, maß sie ihn mit einem nüchternen, ernsten Blick. »Ich kann nicht guten Gewissens eine zarte Jungfrau in Eure Hände geben … nach so kurzer Bekanntschaft und mit nicht mehr Sicherheit, als Ihr sie bietet.«
»Aber … aber …« Tausend Gegenargumente schossen ihm durch den Kopf. Er erhob sich. »Ich sagte Euch doch …«
»Indes«, unterbrach sie ihn unwirsch und bedeutete ihm, sich wieder zu setzen, »glaube ich, dass der Himmel einen Weg für Euch aufzeigt. Ihr werdet Euch einer Tauglichkeitsprüfung unterziehen.«
»Wie? Was?« Er sprang wieder auf.
»Man wird feststellen, ob Ihr zur Ehe taugt, und natürlich auch, ob die Verhältnisse, in welche Ihr eine Braut heimführen wollt, den richtigen Rahmen für eine wohlerzogene junge Frau von guter Herkunft abgeben. Ich habe den Entschluss gefasst, Euch auf die Heimreise eine Gutachterin mitzugeben.« Sie lehnte sich zurück und wartete seine Reaktion ab.
»Tauglich … ich? Gutachterin? Das mir?« Er trommelte sich mit den Fäusten auf die Brust. »Eine Nonne soll mich auf Herz und Nieren prüfen und beurteilen, ob ich ein idealer Gatte wäre?«
»Und ob Euer Heim sich für eine junge, zarte Frau eignet«, ergänzte die Äbtissin gelassen.
»Das ist doch …! Ihr spottet meiner!« polterte er los. »Wie könnt Ihr es wagen …«
»Ich wage es, weil ich die Äbtissin dieses Konvents und Vorsteherin dieser Ordensgemeinschaft bin. Keine Jungfrau wird hier ohne meine Erlaubnis verheiratet. Das gilt besonders, wenn die Ehemänner in spe Adelige zweifelhafter Herkunft sind und deren Vermögen noch mehr Anlass zum Zweifeln gibt.«
»Haltet Ihr mich für bettelarm und unwürdig, weil ich Euch keine üppige Schenkung in Aussicht stelle?« fragte er. »Wer bürgt mir denn dafür, dass ich den Gegenwert für gutes Geld bekomme?«
Die Äbtissin verschränkte die Arme und sah ihn fest an.
»Nie und nimmer würde ich es einem Mann – und böte er mir auch eine Truhe voller Gold – gestatten, eine meiner Schutzbefohlenen ohne eine gewisse Einschätzung seines Charakters und seiner Umstände heimzuführen. Ihr, Herr, kamt hier ohne ein standesgemäßes Geleit und ohne Empfehlung an. Ich habe die Pflicht, Eure Eignung als Gatte und Ernährer infrage zu stellen.« Sie reckte das Kinn und sah ihn herablassend an. »Eure Bereitschaft, meine Auflagen zu erfüllen, wird Euch Eurem Ziel näher bringen. Ihr werdet damit Charakter zeigen. Wenn Ihr meine Bedingungen unvernünftig findet, ist dort die Tür. Ziehet hin und sucht Euch eine Braut in Eurer näheren Umgebung.« Sie lächelte eisig. »So es denn möglich ist.«
»Bitte, Mylord«, flehte Pater Basset und packte ihn am Arm. »Das ist nichts Ungebührliches. Vielleicht ist das der beste Weg, Frieden und Wohlstand Eures Haushalts wieder herzustellen und auch Euer edles Gemüt zu erfreuen.« Er schluckte hart, als Peril ihm einen bösen Blick zuwarf. »Denn es ist ja nur eine Formsache; Ihr werdet zweifelsohne diese … Gattenprüferin für Euch einnehmen. Ein Segen wird es sein, denn wenn Ihr erst wieder auf eigener Scholle seid, könnt Ihr Euch um die Frühjahrsbestellung kümmern und Euch auf die Ankunft Eurer Braut vorbereiten. Höchstens eine Verschiebung um vierzehn Tage.«
Der Earl wandte sich an die Äbtissin. »Und was geschieht, wenn mich Eure ›Gutachterin‹ als passenden Pflug für die kostbare Furche empfiehlt?«
»Dann schicke ich Euch Eure Braut.«
»Und woher weiß ich, dass Ihr die Richtige schickt? Wie soll ich wissen, dass sie tüchtig und klug und vor allem tugendhaft ist?«
»Das, Herr, müsst Ihr Gott und mir überlassen. Ich werde den Bericht, den mir unsere Prüferin schickt, gewissenhaft studieren. Sie wird klipp und klar Auskunft über Eure Gewohnheiten und Bedürfnisse erteilen. Daher rate ich Euch, ihren Worten aufmerksam zu lauschen und sie in jeder Hinsicht zu unterstützen.«
»Ich kaufe aber keine Katze im Sack«, brach es aus ihm hervor. »Ihr müsst Euch dafür verbürgen, dass die Maid akzeptabel ist.«
Die Ordensfrau schien eine Weile darüber nachzusinnen, dann räumte sie ein: »Nun gut, ich kann versprechen, dass ich Euch eine der Jungfrauen schicke,
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