Cora Historical Gold - 129 - Die Novizin
Verlegenheit in einem Wagen, der von einem Schwung rotgesichtiger, schwitzender und verdreckter Nonnen mit nackten Beinen angeschoben wurde. Er knirschte mit den Zähnen, als er sah, wie sie sich abmühten.
Am Fuße des Hügels angekommen, ließ Peril sein Pferd traben und ritt mit steifem Rücken und versteinerter Miene. Hinter ihm ging sein Soldat neben dem Karren her und hielt die Zügel, während ein Häuflein barbeiniger Nonnen auf dem Hügel winkte und laut Gottes Segen auf die Gattenprüferin und ihre pausbäckige Gefährtin herabflehte. Schwester Eloise – so hieß sie doch?
Als die Rufe der Nonnen endlich verklungen waren, drehte er sich im Sattel um und warf einen Blick zurück. Da saß die Gattenprüferin, kerzengerade, mit verschränkten Armen und einer Miene, die nichts Gutes verhieß. Das konnte ja heiter werden! Er wandte sich ab und spürte, wie ihr sengender Blick ein Loch in seinen wohlgepanzerten Rücken brannte. Wenig später fiel der erste Regentropfen. Und kurz darauf riss der Himmel auf und mit ihm beinahe auch Perils Geduldsfaden. Es goss wie aus Kübeln.
4. KAPITEL
»So schlimm ist es ja auch wieder nicht«, murmelte Maria Clematis, die auf dem Boden des Karrens herumrutschte. »Wenn wir selbst kutschieren müssten, wären wir jetzt nass bis auf die Haut und halb erfroren.«
Eloise hob den Kopf unter der dicken Filzplane hervor, die zum Schutz vor dem Regen über den Karren gespannt war. Maria Clematis versuchte immer, das Beste aus einer Situation zu machen. Doch sie irrte sich. Es war schlimm! Sehr schlimm sogar. Die beiden Frauen hockten zwischen ihren Truhen auf engstem Raum eingezwängt und bemühten sich vergeblich, ein wenig Schlaf zu finden, nachdem sie den ganzen Tag durchgerüttelt worden waren.
Unmittelbar vor Sonnenuntergang hatten sie die Küste erreicht. Niedrig hängende Wolken und dichter Nebel versperrten die Aussicht auf das Wasser, doch die salzige Luft und das Rauschen der heranrollenden Brecher ließen keinen Zweifel an ihrem Aufenthaltsort aufkommen.
»Wir haben die Flut verpasst«, erklärte der Earl, als er sich das nasse Gesicht abwischte und in ihr vergleichsweise trockenes Transportmittel spähte. »Wir schlagen hier unser Nachtlager auf und werden im Morgengrauen in See stechen.« Er drehte sich zu seinen wartenden Mannen um. »Ich muss ins Dorf und die Überfahrt und den Proviant organisieren.«
»Wir kommen mit!« Eloise hatte die Filzdecke abgeworfen und schickte sich an, aus der offenen Hinterseite des Wagens zu klettern. »Es wird uns gut tun, uns die Beine ein wenig zu vertreten. Und vielleicht finden wir eine Kapelle für den Vespergottesdienst.«
Spornstreichs wendete er sein Pferd und stellte sich ihr quer in den Weg.
»Basset kann Eure Gebete anhören!« Er zeigte auf den Priester, der durch die Pfützen patschte und seine nasse Soutane mit beiden Händen hochhielt. Als Eloise wieder zum Earl hinsah, ritt der schon weg und bedeutete seinen Männern, ihm zu folgen.
»Gute Schwestern, wenn Ihr ein klein wenig Geduld haben wollt …« Dem Geistlichen schien die schroffe Manier seines Dienstherrn offensichtlich unangenehm. »Die Männer machen ein Feuer. Und wenn Ihr Euch bewegt und gewärmt und an Speise und Trank gelabt habt, können wir gemeinsam ein paar Psalmen aufsagen«, salbaderte er.
Doch dann gab es weder Feuer noch Vesper. Binnen Minuten von Pater Bassets Anerbieten riss der Himmel erneut auf, und es goss in Strömen. Eloise und Maria Clematis, die kaum Zeit gefunden hatten, sich die Beine zu vertreten und dem Ruf der Natur zu folgen, hasteten zum Wagen zurück und verbrachten den Rest des Abends kauernd und zitternd unter einem durchtränkten Zelt, in dem es nach verbrauchter Luft und nasser Wolle roch.
»So ein Schuft!« grummelte Eloise, »uns hierher und dorthin zu schleifen, ohne uns auch nur zu fragen. Stell dir nur vor, wie es wäre, mit ihm verheiratet zu sein. ›Bleibt im Wagen, Frau. Sprecht Eure Gebete allein, Frau. Wo ist mein Nachtmahl, Frau?‹ Es wird keinen ganzen Monat dauern, um herauszufinden, dass das Leben mit ihm das reine Fegefeuer ist.«
»Nun, vielleicht habt ihr beide euch einfach nur auf dem falschen Fuß erwischt. Er mag doch andere, bessere Eigenschaften haben«, mutmaßte Maria Clematis.
»Nämlich welche?« Eloise verschränkte die Arme vor der Brust und runzelte die Stirn.
»Nun, er ist offensichtlich stark. Und seine Männer scheinen ihm willig zu folgen. Und er hat … äh … ein gutes Gebiss.«
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