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Cora Historical Gold - 129 - Die Novizin

Cora Historical Gold - 129 - Die Novizin

Titel: Cora Historical Gold - 129 - Die Novizin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Betina Kran
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Wohnbereich der Novizinnen entgegen, sondern lief der Äbtissin nach. Und Schwester Archibalda, die ihren Ellbogen nicht loslassen wollte, wurde einfach mitgezogen.
    »Eloise, das geht doch nicht«, erklärte die ehrwürdige Nonne, die mal mittrottete, mal Widerstand leistete und vergeblich versuchte, die Jüngere am Weitergehen zu hindern. »Die Äbtissin …«
    »… benötigt womöglich Hilfe«, ergänzte Eloise, ungeachtet der Tatsache, dass die Äbtissin statt ihrer wohl eher die Hilfe des Teufels in Anspruch nehmen würde. Hinter sich hörte sie Schwester Archibalda aufstöhnen.
    »Mischt Euch nicht ein, Eloise. Sie hat schon genug Ärger am Hals.«
    »Ich muss sehen, was passiert!« Eloise hielt inne, um der alten Frau eine Verschnaufpause zu gönnen. »Wie soll ich denn je Äbtissin werden, wenn ich ihr bei der Arbeit nicht über die Schulter blicken darf?«
    Erneutes Stöhnen. »Ihr bringt es nicht einmal zur Nonne, wenn Ihr nicht Vernunft annehmt und Euch nicht geradewegs in Eure Zelle begebt und auf Knien um Vergebung bittet.«
    »Um Vergebung bitten? Weil ich helfen wollte?« Eloise spähte um die Ecke des Kapitelhauses und zur Kapelle hinüber, aus welcher die zu inbrünstigem Gebet vereinten Frauenstimmen herüberschollen. Keine Menschenseele befand sich mehr im Hof oder auf dem Kreuzgang. Ohne Angst vor Entdeckung holte Eloise tief Luft und zog Schwester Archibalda mit, die Treppe am Ende des Haupthauses hinauf und dann den Gang im oberen Stockwerk entlang.
    »Um Vergebung für Eigensinn und Ungehorsam«, sagte die ältere Schwester und funkelte sie böse an. »Ihr seid hoffärtig und eigensinnig, und mit Duldsamkeit seid Ihr kaum gesegnet.«
    »Ich bin nicht ungehorsam«, widersprach Eloise.
    »Seht Euch nur an … Ihr seid es doch gerade jetzt!«
    »Ich tue, was mir die Ehrwürdige Mutter gebietet.« Eloise ergriff die Ältere bei der Hand und zog sie einfach mit. »Ich lasse mir nur Zeit dabei.«
    Unterdessen waren sie an der Galerie angelangt, die sich um den Großen Saal herumzog, und Eloise zerrte die Ältere zu dem schmalen bleigefassten Fensterchen, das auf den Hof hinausging. Zu beiden Seiten des Fensters dicht an die Wand gedrückt, konnten sie draußen Stimmen und gelegentliches Pferdeschnauben ausmachen. »Pst!« Eloise legte den Zeigefinger an die Lippen, ergriff den Fensterriegel und bewegte ihn. Das Quietschen der rostigen Eisenscharniere und die beiden Köpfe, die über dem Fenstersims auftauchten, blieben im Hof unbemerkt. Dort unten spielte sich folgendes Drama ab:
    Am Tor zum Kreuzgang stand die Äbtissin, zu ihrer vollen stattlichen Größe aufgerichtet, hinter ihr Bendick, der Stallbursche, mit einer Schaufel bewaffnet, und Rupert, der alte Gärtner, der mit einem Holzrechen herumfuchtelte. Vor der Ordensfrau saß ein Edelmann in leichter Rüstung hoch zu Ross, und hinter ihm, in einer Postenkette, bevölkerten etwa zwei Dutzend altgediente Ritter mit ihren Mannen den staubigen Klosterhof und verbreiteten eine bedrohliche Atmosphäre.
    Der Reiter saß ab und trat auf die Äbtissin zu. Sie war beileibe nicht von kleinem Wuchs, doch die imposante Gestalt dieses Edelmanns in den hohen Lederstiefeln, dem im Kampf zerkratzten Brustpanzer, einem Helm mit Furcht erregendem aufklappbaren Visier, überragte sie um Haupteslänge.
    »Ich bin gekommen, um mir eine Frau zu holen«, verkündete er in dröhnendem Bass, den die Hofmauern wie Donnerhall zurückwarfen.
    Doch dann schien der Ritter zu stutzen und warf einen finsteren Blick zurück. Verlegen öffnete und schloss er mehrere Male die Fäuste in den Panzerhandschuhen.
    »Eine Ehefrau will ich mir holen«, verbesserte er sich.
    Hatten es Eloise und Schwester Archibalda wegen der vermeintlichen kriegerischen Invasion mit der Angst bekommen, so atmeten sie bei dieser Erklärung erleichtert auf, selbst wenn diese laut dröhnend vorgetragen wurde.
    »Eine Ehefrau?« Die Stimme der Äbtissin klang ungewohnt leise. Doch kurz darauf zog sie die Hände aus den Ärmeln ihres Habits, eine Geste der Entschlossenheit, wie Eloise und Schwester Archibalda sie nur zu gut kannten. Sie taxierte die vernarbten, kampferprobten Soldaten hinter dem finsteren Hünen, der da vor ihr stand: breitbeinig und kampfbereit, die Fäuste in die Hüften gestemmt.
    »Wer seid Ihr, Herr, dass Ihr Euch untersteht, mit einem bewaffneten Trupp in unser Kloster einzureiten? Ich warne Euch – unser Orden und dieses fromme Haus stehen unter dem Schutz des Bischofs von Reims

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