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Cora Historical Gold - 129 - Die Novizin

Cora Historical Gold - 129 - Die Novizin

Titel: Cora Historical Gold - 129 - Die Novizin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Betina Kran
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üblen Geschmack verursacht hätte, »… ordnete nach ihrem Tod an, dass alle ihre Sachen verschwinden sollten. Ich habe ihre Lieblingsstücke an mich genommen.«
    Peril sah sich voller Befremden um. Was hatte seinen unseligen Vater denn bloß dazu getrieben, alles, was das Haus schön und wohnlich machte, hinauszuwerfen?
    »Ihr habt das Euch Anvertraute gut verwahrt, Madame«, sagte er mit belegter Stimme. »Jetzt will ich Euch von der schweren Bürde befreien und die Schlüssel wieder an mich nehmen. Ihr mögt der Ruhe pflegen.«
    Tränen traten ihr in die müden Augen. Dann deutete sie auf ihre Zofe, die den riesigen Schlüsselring brachte. Auf die Frage, welche Schlüssel welche Türen öffneten, musste sie resigniert den Kopf schütteln. Die einzigen Schlüssel, die auf Grund des häufigen Gebrauchs blank waren, öffneten die Speisekammer und die Räucherkate, außerdem war da noch der »süßeste Schlüssel«, mit dem der Honig und die gepressten Zuckerblöcke unter Verschluss gehalten wurden.
    Peril blieb vor der Tür stehen und besah sich den riesigen eisernen Schlüsselring.
    »Und nun – was fange ich mit denen an?«
    »Gebraucht sie, Mylord«, sagte Schwester Eloise und schob die Hände in die Ärmel ihres Gewands. »Bringt in Erfahrung, wozu sie dienen, und macht eine Bestandsaufnahme von Eurem Besitz. Denn Eure nächste Aufgabe wird sein, etwas auf Whitmore zu finden, das wertvoll genug ist, um den König günstig zu stimmen.«
     
    Den Rest des Vormittags probierten sie Schlüssel in Schlössern aus und erforschten wenig benutzte Außengebäude und das unbewohnte Gutshaus, alles ohne Erfolg. Viele der Vorratsräume enthielten schon seit Jahren nichts Wertvolles mehr und hatten gar keine Schlösser, die übrigen Riegel waren zum Teil so verrostet, dass sie sich nicht bewegen ließen und aus dem Holz herausgemeißelt werden mussten.
    Nach einer Mittagspause mit Brot, Käse und Ale schlug Eloise vor, die Körbe mit den kleinen Pergamentrollen zu untersuchen, die er aus Sedgewicks Schreibstube geholt hatte. Dort waren alle Einnahmen und Ausgaben akribisch verbucht, alles über die Ernteerträge und die Viehzucht genauestens aufgezeichnet. Zum Glück hatte der alte Knabe sich auf die Buchhaltung verstanden, und trotz seiner immer unleserlicher werdenden Handschrift konnte Eloise die Zahlen entziffern und dem Earl anhand der Aufzeichnungen nachweisen, wie die Einkünfte und Erträge in den letzten zwanzig Jahren ständig zurückgegangen waren.
    Die Aussichten waren, das erkannten sie, genauso düster, wie Peril vermutet hatte. Jedes Jahr gab es weniger Lämmer, weniger Kälber, weniger Fohlen … weniger Wolle zu verkaufen, weniger Wild zu jagen … weniger Hafer, Gerste und Weizen pro Morgen.
    Beim Studium der Pergamentrollen wunderte sich Eloise über Sedgewicks geheimnisvolle Randbemerkungen – Fragen, die der Alte den Leibeigenen gestellt hatte und für die die Antworten fehlten. Es sei nun an der Zeit, meinte Eloise, die Fragen zu klären. Also gingen sie beide hinaus, um sich die Felder anzusehen und mit einigen Pflügern und Säern zu sprechen.
    Ned, Hiram, Gilly, Hugh … die Pflüger waren kräftig von Statur, dabei tranig und ein von Natur aus mundfauler Menschenschlag. Doch Eloise gelang es mit wissender Miene und einem Lächeln hier und da, sie zum Reden zu bewegen. Bald klagten sie über die schwierigen Arbeitsbedingungen, über die ständigen Vorhaltungen Hadrics des Landvogts und über Missernten ohne Ende. Jedes Mal bestellten sie die Äcker nach altbewährten Anbaumethoden und hofften auf bessere Erträge. Dann aber geschahen unmittelbar vor der Ernte unerklärliche Dinge. Halme knickten um, brachen ab und verschwanden sogar … als ob ein böser Geist des Nachts über die Felder wandern und das Korn verderben und stehlen würde. Sie alle glaubten, den bösen Geist zu kennen, wagten den Namen aber nur zu flüstern.
    Mistress Ann.
    Peril stieß einen tiefen Seufzer aus und fing sich einen vorwurfsvollen Blick von Eloise ein.
    Anschließend ritten sie zu den Schäfern auf den abgelegenen Weiden. Hier munkelte man von Wölfen, die sich häufig Lämmer, mitunter gar Mutterschafe holten. Auf näheres Befragen hin räumten die Hirten allerdings ein, dass sie die Wölfe in der Regel nicht zu Gesicht bekamen, auch kein Blut oder Kampfspuren … Sie wachten nur auf und stellten fest, dass die Raubtiere in der Nacht zugeschlagen hatten und Schafe fehlten. Seltsamerweise schlugen die Hunde nie an.

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