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Cora Historical Gold 129 - Die Novizin

Cora Historical Gold 129 - Die Novizin

Titel: Cora Historical Gold 129 - Die Novizin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Betina Kran
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waren weise, vermutlich hatte sie Recht. Schließlich war sie seine »Tugendbraut«. Die ihm aus der Geborgenheit der klösterlichen Welt auf sein heruntergewirtschaftetes Gut mit all seinen dickschädeligen abergläubischen Menschen gefolgt war. Hierüber fiel ihr ein Urteil zu. Er wandte sich an Hildegarde.
    »Sprecht also, Hildegarde!«
    »Ich wuchs auf dem Gut des Earl of Claxton auf. Mein Vater war damals der Schreiber des vorigen Earl. Jener hatte ein Auge auf mich geworfen und wollte mich zu seiner Buhle machen, aber ich hatte mein Herz schon verschenkt … an Raymond, den Earl of Whitmore. Ich lief davon und lebte mit ihm auf Whitmore und glaubte, dass er mich heiraten würde.« Sie schüttelte wehmütig den Kopf. »Eine junge verliebte Frau besitzt nicht unbedingt die beste Menschenkenntnis. Obwohl Euer Vater mich liebte, gab es etwas anderes, das ihm noch mehr am Herzen lag: seine ehrgeizigen Pläne. Er wollte Whitmore zur schönsten Burg weit und breit machen und steckte alles in diesen Bau.«
    Aller Blicke folgten ihrem Finger, der auf den unvollendeten Turm zeigte.
    »Er brauchte mehr Geld, mehr Arbeiter und mehr Steine … also tat er das, was die meisten Adeligen tun, um an Geld zu kommen: Er verheiratete sich reich. Und er verbannte mich in eine Kate. Ich schäme mich zu beichten, dass er immer noch zu mir kam, nachdem seine Braut hier eintraf und sie das Ehegelöbnis abgelegt hatten. Als ich merkte, dass ich ein Kind unter dem Herzen trug, bat ich ihn, seine Ehe annullieren zu lassen und mein Kind zu seinem Erben zu machen. Er lehnte es ab. Als ich ihn vor die Wahl stellte, sich zwischen mir und ihr zu entscheiden, wies er mich hinaus und verbot mir, jemals wieder zurückzukehren. Da sagte ich jene verhängnisvollen Worte. Und ich wiederholte sie im Dorf mit großer Bitterkeit und Wut im Herzen. Es gibt keine Entschuldigung für das, was ich tat. Ich war verletzt und wollte ihn auch verwunden.«
    Plötzlich war es so still, dass man die Blätter im Gebüsch rascheln hörte.
    »Und dann seid Ihr davongelaufen«, sagte Eloise, die sich an Hildegardes Worte im Wald erinnerte. Hildegarde nickte.
    »Dort in der Kate zu bleiben war zu schmerzlich. Ich gab ihm die Schuld, seiner Gier, seinem Verrat. Als ich mein Kind verlor, habe ich ihm auch dafür die Schuld gegeben, und ich hasste ihn umso mehr. Aber der Himmel erbarmte sich meiner. Über die Jahre wurde mein Weglaufen zu einer Wallfahrt, einer Reise zur Heilung und Ganzheit. Ich sah viel von der Welt, und ich erlernte die Heilkunst, um meinen Lebensunterhalt zu verdienen. Nachdem mein Zorn verraucht war, spürte ich, dass ich heimkehren musste. Denn hierher gehöre ich wirklich.«
    »Ist das alles?« fragte Peril. »Keine Zauberei, kein Hexenkessel, weder Giftspinnen noch Krötenaugen? Nur ein paar Worte?«
    »Nur ein paar Worte, Mylord.« In ihren Augen glänzten Tränen. »Aber Worte können mächtig sein. Seht den Schmerz, die Verzweiflung und Verwirrung, die meine wenigen hasserfüllten Worte ausgelöst haben.«
    »Euer Schmerz muss sehr tief gewesen sein, um so viel Unheil anrichten zu können«, bemerkte Eloise.
    »Nach meiner Rückkehr erfuhr ich, was aus dem alten Earl und Whitmore geworden war. Ich war bestürzt, dass meine Worte über so lange Zeit fortwirkten und Leid über andere gebracht hatten, aber ich wusste nicht, wie ich den Schaden wieder gutmachen sollte, bis mir eines Tages eine kleine Nonne im Wald begegnete. Auch sie wollte vor ihrem Herzeleid davonlaufen. Als sie sich zur Rückkehr nach Whitmore entschloss, um sich dem Leben zu stellen, erkannte ich, dass das auch für mich der richtige Weg ist. Ich musste heimkehren.«
    Hildegarde fiel vor Peril auf die Knie.
    »Ich gebe mich in Eure Hand, Mylord. Ich unterwerfe mich Eurem Urteilsspruch. Doch wenn Ihr Gnade vor Recht ergehen lasst, dann bitte ich Euch darum, Euch und diesen Leuten hier dienen zu dürfen. Ich werde mich um Verletzte kümmern und die Siechen gesund pflegen, solange der Herrgott es mir erlaubt.«
    Lord Whitmore sah auf das ergraute Haupt hinab und dachte an seinen Vater. Er wünschte, er hätte seine Mutter gekannt … Er war voller Zorn, brachte es aber nicht über sich, der Frau, die durch seine Familie schon so gelitten hatte, noch mehr Schmerz zuzufügen. Da spürte er die Hand seiner Gemahlin auf seiner Schulter, und er sah Eloise an.
    Die kleine Nonne im Wald. Seine »Tugendbraut«. Sie war vor ihm in die Wälder geflüchtet und doch zu ihm zurückgekehrt.

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