Cora Historical Gold 129 - Die Novizin
herunterfallen«, steuerte Peril ungeduldig bei.
»Nicht herunterfallen«, wiederholte Basset atemlos und endete erleichtert mit »Amen«.
Die Gebete wurden an jenem Tag erhört, und zwar auf der Straße nach Westen. Das Pferd, das Eloise Sir Arthur getauft hatte, erwies sich als galanter alter Bursche, der den Kopf senkte und unbeirrt vorwärts trottete, bergauf, bergab, wobei Eloise zwar heftig schaukelte, aber nie aus dem Sattel flog. Mehrere Male sah man, wie sie sich vorbeugte und dem Tier auf den Hals klopfte und ihm gut zuredete. Und als sie an jenem Abend vor einem kleinen Mühlendorf abstiegen, um das Nachtlager aufzuschlagen, bestand sie darauf, trotz ihrer Müdigkeit das Tier selbst zu versorgen. Sie watschelte jetzt, als ob sie ein Fass zwischen den Knien hätte.
Peril beobachtete sie aus dem Augenwinkel, verblüfft über ihre ungewohnte Ausgeglichenheit. Er hatte sie doch soeben mit einem Reittier beleidigt, mit dem sie zwölf Meilen weit über hügeliges Gelände gezuckelt war. In einer Minute fiel sie in Ohnmacht und wollte wie ein rohes Ei behandelt werden, in der nächsten erwies sie sich als mutig und sattelfest. Nicht dass es ihn kümmerte, wie sie sich fortbewegte. Allerdings war er dankbar, dass sie jetzt nicht mehr körperlich an ihm klebte.
Am Morgen hatte es ihn seine ganze Selbstbeherrschung gekostet, das vorlaute kleine Biest nicht auf seinen frommen Allerwertesten fallen zu lassen. Er hatte sich dabei ertappt, wie er sie allzu eifrig anstarrte, als sie hinter den Felsen hervorkam, weil er eine Locke von dem Haar zu sehen hoffte, das ihm in der Nacht solche Qualen bereitet hatte. Doch sie war wieder ordentlich in Gebende und Wollzeug verpackt – ganz Nonne und dienstbereit. Und bevor ihr auch nur zehn Worte entschlüpft waren, hatte sie seine Autorität schon wieder vollkommen untergraben. Liebend gern hätte er sie erwürgt. Dann zog sie die ganze Gesellschaft auf die Knie, um den alten Klepper zu segnen, den er ihr besorgt hatte, und stieg danach in den Sattel, als wäre er ein Ross aus den Ställen des Königs.
Die Frauen würden ihm immer ein Rätsel bleiben, und wenn er hundert Jahre alt werden sollte.
Nicht dass sie eine echte Frau wäre, wie sie zu beweisen nicht müde wurde.
Er wendete sein Pferd zu ihr um und beobachtete, wie sie dem alten Furchenzieher zu saufen gab, ihn tätschelte und stirnrunzelnd die großen Hufe betrachtete.
»Wie ich sehe, habt Ihr den ersten Tag zu Pferde überlebt«, sagte er.
»Er lahmt.«
Peril verkrampfte sich augenblicklich. Ging das denn schon wieder los?
»Ich sehe vier Stück davon, und er steht darauf und läuft damit«, versetzte er barsch. »Woran hapert es denn?«
»Seine Hufe müssen beschnitten werden. Er könnte Säuglinge in den Schlaf wiegen, selbst während er still steht.«
Erschrocken über diesen unerwarteten Ausbruch von Humor starrte er ihr zuerst ins Gesicht und dann auf die Pferdehufe. Tatsächlich, die waren überlang und etwas gebogen, was wohl den zuckelnden Gang erklären mochte.
»Was wisst Ihr denn schon von Pferdehufen?« Er stemmte die Fäuste in die Hüften und musterte sie argwöhnisch.
»Nur weil ich nicht reite, heißt das noch lange nicht, dass ich nichts von Pferden verstehe. Im Rahmen meiner Ausbildung zur … äh … für meine Arbeit im Kloster habe ich alle landwirtschaftlichen Wissenschaften studiert: den Anbau von Feldfrüchten, Bienenzucht, Milchwirtschaft, Obst- und Flachsanbau und die Viehzucht.«
»Einschließlich der Zucht menschlicher Ehemänner?« Er sah in ihr Gesicht … ihren offenen und selbstbewussten Blick … diese schönen blauen Augen … »Wie wird man denn zur Richterin über Ehekandidaten, wenn man in einem Frauenkloster lebt?«
Die schönen Augen verengten sich ein ganz klein wenig. »Der Orden hat die Kriterien für derlei Angelegenheiten … bis ins Kleinste festgelegt – das gesammelte Wissen jahrelanger Beobachtung und Bewertung.«
»Die Kriterien würde ich gern sehen.«
»Unmöglich.« Sie richtete sich auf, rempelte dabei das Pferd an und beschäftigte sich mit dem Striegel in ihrer Hand.
»Wieso denn? Ich glaube doch, ich habe ein Recht darauf zu erfahren, welche Bedingungen ich zu erfüllen habe.«
»Wir pflegen unsere Normen nicht preiszugeben«, sagte sie knapp, »auf dass skrupellose Bewerber nicht darauf verfallen, uns etwas vorzuspielen.«
»Ihr zieht es also vor, den Kandidaten mit endlosen Prüfungen zu schikanieren.«
»Wir ziehen es vor, Berichte aus
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