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Cora Historical Gold 129 - Die Novizin

Cora Historical Gold 129 - Die Novizin

Titel: Cora Historical Gold 129 - Die Novizin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Betina Kran
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bückte sich danach. Er gehörte einer Novizin, einem unerfahrenen jungen Mädchen. Mit Tränen in den Augen drehte sie sich zu dem Brautgewand um, das am Haken in Türnähe hing. Als sie das seidene Hemd und das blaue Samtkleid anzog und an den Bändern nestelte, wurde sie zusehends unruhiger. Die Kleidungsstücke fühlten sich steif, schwer und unvertraut an. Eloise schwankte zwischen widersprüchlichen Gefühlen hin und her. Alles um sie herum kam ihr nun fremd und unwirklich vor.
    Sie sah zum Fenster hin und bemerkte, dass die Sonne schon hoch am Himmel stand. Trost suchend flüchtete sie sich in die alte Gewohnheit, die heilige Pflicht. Sie fiel neben dem Bett auf die Knie, faltete die Hände und stürzte sich mit Inbrunst in ihr Morgengebet.
    Es war die Leere des Bettes, die ihn aufwachen ließ. Peril rollte sich auf die Seite in der Erwartung, warme Haut zu spüren, und fand nur kühles Linnen. Er hob den Kopf und entdeckte das rotgoldene Haar seiner Braut, die neben dem Bett kniete. Schmunzelnd reckte und streckte er sich, voller Wonne über den Schmerz in den überstrapazierten Muskeln, und schloss die Augen.
    Eine Hochzeitsnacht, dachte er bei sich, unterscheidet sich doch nicht allzu sehr von einem guten schweren Tag auf dem Turnierplatz. Außer.. dass er noch nie so darauf versessen gewesen war, das Stechen der Puppe zu wiederholen.
    »Guten Morgen, Frau«, murmelte er gut gelaunt, in freudiger Erwartung. Doch als die Minuten verstrichen, hob er die Lider und fand, dass sie sich nicht gerührt hatte. Er setzte sich auf und starrte sie an, zuerst verwirrt, doch dann fiel es ihm wie Schuppen von den Augen.
    Demutshaltung … gefaltete Hände … die Augen geschlossen … Ihm stockte der Atem.
    Sie betete!
    Seine Lust war wie weggeblasen – oder wie mit einem Eimer eiskalten Wassers ausgelöscht.
    Gestern Nacht war sie doch bereitwillig und voll sinnlichen Verlangens auf alle seine Wünsche eingegangen! Entgeistert nahm er ihre bußfertige Pose wahr. Zweifellos erschrak sie jetzt über ihr Verhalten. Und da sie eine Nonne war – oder hatte werden wollen – zwang das schlechte Gewissen sie auf die Knie.
    Diese Vorstellung berührte ihn an seinem wunden Punkt. Es erinnerte ihn daran, wie oft er sich nach dem Anblick ihres Haars verzehrt und ihr im Geist diesen verdammten Trauerflor von einem Schleier abgerissen hatte. Ja, er war schon ein Lüstling und ein halber Heide – wie Basset es auszudrücken pflegte –, und dafür würde er vermutlich auf ewig in der Hölle schmoren. Doch wäre ihm nie zuvor in den Sinn gekommen, dass sie sich von seinem Begehren und durch die Erfüllung der ehelichen Pflichten beschmutzt fühlen könnte.
    Er rollte vom Bett und tappte leise auf und ab, wobei er sich immer schuldiger fühlte. Verdammt, sie war doch schließlich seine Frau. Was sollte er denn wohl in der Hochzeitsnacht anderes tun? Ein Mann brauchte auch mal Pause von der Last der Sittenstrenge und Selbstbeherrschung. Wozu waren Ehefrauen denn sonst da?
    Er suchte alsdann den Abtritt auf, wusch sich dann und schlüpfte in seine Kleidung … ohne besonders leise zu sein. Als sie ihn auch weiterhin nicht beachtete, zog er sich auch die Stiefel an.
    Hatte sich Eloise bisher durch nichts stören lassen, so brachte sie sein energisches Auftreten jetzt doch aus der Fassung. Sie sah auf – nachdem sie sich gerade hoffnungslos irgendwo in den Psalmen verzettelt hatte – und sah, wie er in den Stiefeln herumtrampelte. Er fing ihren Blick auf und sagte recht ungehalten: »Wenn Ihr fertig seid, Mylady, wäre es wohl an der Zeit, dass wir zusammen im Großen Saal erscheinen.« Er hob den Riegel, öffnete die Tür und winkte sie hinaus. Verwirrt über seine Verstimmtheit, gehorchte sie ihm. Als sie vorbeiging, hörte sie ihn murmeln: »Um den frommen Schwestern zu beweisen, dass Ihr die Nacht überlebt habt.«
     
    Das Haus war an jenem Morgen nur langsam zum Leben erwacht – eigentlich kein Wunder nach einer durchzechten Nacht. Doch als Peril und Eloise aus dem Brautgemach in den Großen Saal kamen, befand sich dort schon der größte Teil des Haushalts und jubelte ihnen zu, vor allem Perils Mannen. Eloise blieb wie angewurzelt stehen, denn sie fühlte sich buchstäblich nackt unter all den neugierigen Blicken, vor denen sie kein Wimpel und kein Schleier mehr schützte.
    Bald traf auch der Rest der Truppe ein. Michael, Simon und Ethan begrüßten ihren Herrn mit der Meldung, dass in der Nacht alles ruhig geblieben war …

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