Coraline
Mantel an, verabschiedete sich von Miss Spink und Miss Forcible und den Hunden und ging dann hinaus.
Der Nebel hing wie lauter Blindheit um das Haus. Langsam stieg Coraline die Treppe zur Wohnung ihrer Familie hoch, blieb dann stehen und schaute sich um.
Im Nebel sah alles aus wie eine Geisterwelt. In Gefahr?, dachte Coraline still für sich. Das hörte sich aufregend an. Es hörte sich nicht nach etwas Bösem an. Nicht wirklich.
Coraline ging wieder nach oben und schloss dabei die Faust fest um ihren neuen Stein.
3 .
A m nächsten Tag schien die Sonne und Coralines Mutter fuhr mit ihr in die nächste größere Stadt, um für die Schule neue Kleidung zu kaufen. Ihren Vater setzten sie am Bahnhof ab. Er wollte sich mit ein paar Leuten treffen und musste dazu für einen Tag nach London.
Coraline winkte ihm zum Abschied zu.
Sie gingen ins Kaufhaus, um die Schulkleidung zu besorgen.
Coraline sah Handschuhe in grüner Leuchtfarbe, die ihr sehr gut gefielen. Ihre Mutter weigerte sich jedoch, sie zu kaufen. Stattdessen kaufte sie weiße Socken, dunkelblaue Unterhosen, die zur Schuluniform gehörten, vier graue Blusen und einen dunkelblauen Rock.
»Aber, Mum, alle in der Schule haben graue Blusen und den ganzen Kram. Niemand hat Handschuhe in grüner Leuchtfarbe. Damit könnte ich die Einzige sein.«
Ihre Mutter ignorierte sie, weil sie mit der Verkäuferin sprach. Sie redeten darüber, was für einen Pullover sie Coraline kaufen sollte, und waren sich darin einig, dass es am besten wäre, einen peinlich großen und schlabberigen zu nehmen und darauf zu hoffen, dass sie eines Tages hineinwachsen würde.
Coraline schlenderte davon und schaute sich Gummistiefel an, die wie Frösche und Enten und Kaninchen geformt waren.
Dann schlenderte sie zurück.
»Coraline? Ach, da bist du ja. Wo um alles in der Welt hast du denn gesteckt?«
»Außerirdische hatten mich entführt«, sagte Coraline. »Sie kamen mit Laserkanonen aus dem All, aber ich habe eine Perücke aufgesetzt und mit einem ausländischen Akzent gelacht, und damit konnte ich sie täuschen und bin ihnen entkommen.«
»Ja, Schätzchen. So, ich glaube, du könntest noch ein paar Haarspangen brauchen, meinst du nicht?«
»Nein.«
»Na, sagen wir mal ein halbes Dutzend. Zur Sicherheit«, sagte ihre Mutter.
Coraline schwieg.
Auf dem Heimweg fragte Coraline im Auto: »Was ist in der leeren Wohnung?«
»Keine Ahnung. Nichts, nehm ich an. Sie sieht wahrscheinlich so aus wie unsere, bevor wir eingezogen sind. Leere Zimmer.«
»Meinst du, man kommt von unserer Wohnung dort hinein?«
»Nur wenn du durch Wände gehen kannst, Schätzchen.«
»Ach.«
Gegen Mittag kamen sie zu Hause an. Obwohl die Sonne schien, war es kalt. Coralines Mutter schaute in den Kühlschrank und fand dort eine verlassene kleine Tomate vor und ein Stück Käse, auf dem schon grünes Zeug wuchs. Im Brotkasten lag nur noch ein kleiner Kanten.
»Ich sause schnell zum Einkaufen los und besorge Fischstäbchen oder so was«, sagte ihre Mutter. »Möchtest du mit?«
»Nein«, sagte Coraline.
»Wie du willst«, sagte ihre Mutter und ging. Dann kam sie noch mal zurück, holte ihren Geldbeutel und die Autoschlüssel und ging wieder hinaus.
Coraline hatte Langeweile.
Sie blätterte in einem Buch, das ihre Mutter gerade las. Es handelte von den Ureinwohnern in einem fernen Land, die jeden Tag weiße Seide mit Wachs bemalten, dann die Seide in Farbe tauchten, sie wieder mit Wachs bemalten und in noch mehr Farbe tauchten, schließlich das Wachs in heißem Wasser herauskochten und zuletzt die wunderschön gewordenen Tücher ins Feuer warfen und zu Asche verbrannten.
Das kam Coraline ausgesprochen sinnlos vor, aber sie hoffte, dass die Leute ihren Spaß daran hatten.
Ihr war immer noch langweilig und ihre Mutter war noch nicht wieder da.
Coraline holte einen Stuhl und schob ihn zur Küchentür. Sie kletterte auf den Stuhl und langte nach oben. Sie stieg vom Stuhl hinunter und holte einen Besen aus der Besenkammer. Sie kletterte wieder auf den Stuhl und langte mit dem Besen nach oben.
Klirr.
Sie stieg vom Stuhl, hob die Schlüssel auf und lächelte triumphierend. Dann lehnte sie den Besen an die Wand und ging in die gute Stube.
Die Familie nutzte die gute Stube nicht. Die Möbel hatten sie von Coralines Großmutter geerbt. Dazu gehörten ein hölzerner Couchtisch, ein Beistelltischchen, ein schwerer Glasaschenbecher und ein Ölgemälde von einer Obstschale. Coraline konnte sich einfach nicht
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