Cordina's Royal Family 1-4
er sich damit überhäuft hatte. Sorgen hatten nicht geholfen, obwohl sie ständig da waren. Sein Vater war nach Cordina zurückgekehrt. Seward war begraben worden. Die Verantwortlichen blieben unbekannt – ihre Taten unbewiesen. Das Leben seines Vaters, das Wohlergehen seines Landes waren in großer Gefahr, aber noch musste er die Erinnerung an eine Frau auslöschen. An eine Frau, die zu begehren er kein Recht hatte. Und doch begehrte er sie, und die Begierde loderte nur noch stärker auf, als er sie sah.
Eve wirkte ein wenig müde, ein wenig mitgenommen und sehr beherrschend. Das Haar hatte sie zu einem Zopf geflochten und oben auf dem Kopf festgesteckt. Sie trug eine große, hell gerahmte Sonnenbrille. Im Gehen sprach sie mit einigen Leuten und schlüpfte dabei in eine übergroße rote Jacke. Die kräftige Farbe gab ihr ein selbstbewusstes, energisches Aussehen. Alexander stellte fest, dass sie dieses Rot zu genau diesem Zweck ausgesucht hatte. Sie trug einen Aktenkoffer in einer Hand und eine Flugtasche über der Schulter. In den zehn bis fünfzehn Sekunden, seit sie den Terminal betreten hatte, hatte er jede Einzelheit wahrgenommen.
Ihr Lippenstift war abgenutzt, aber an ihren Wangen schimmerte ein Hauch von Farbe. Die rote Jacke hatte goldene Knöpfe. Eine Locke hatte sich gelöst und ringelte sich vor ihrem linken Ohr. In dem Knopfloch, das ihrem Herzen am nächsten war, steckte ein weißes Gänseblümchen und hing ein wenig welk herab. Es brachte ihn auf die Frage, wer es ihr wohl gegeben, wer den Start ihrer Maschine beobachtet hatte, so wie er die Landung.
Als sie Alexander erblickte, verschwand die leichte Farbe von ihren Wangen, und sie straffte die Schultern.
Ihn hatte sie hier nicht erwartet. Natürlich wusste sie, dass eine offizielle Abordnung sie am Flughafen empfangen würde, aber an Alexander hatte sie dabei nicht gedacht. In Gedanken hatte sie ihr erstes Treffen in allen Einzelheiten geplant. Sie wäre ausgeruht und erfrischt nach einem ausgiebigen Bad im Hotel. Sie hätte sich umgezogen und würde das lange, glitzernde Abendkleid tragen, das sie sich für genau diesen Anlass gekauft hatte. Und sie würde Alexander mit kühler, unmissverständlicher Distanziertheit begegnen.
Jetzt konnte sie nur eines denken: wie wunderbar er aussah. Er war so groß, so kräftig. Seine Augen waren so dunkel und so geheimnisvoll, dass sie zu gern gewusst hätte, was er vor allen anderen verborgen hielt. Sie wollte lächeln, beide Arme nach ihm ausstrecken und ihm sagen, wie schön es war, ihn zu sehen. Stolz ließ sie in einen formellen Hofknicks versinken.
„Eure Hoheit.“
Er bemerkte weder das Blitzlichtgewitter noch die Reportermenge. Er war ganz auf sie ausgerichtet, auf ihre Lippen, auf ihre Augen, ihren Blick, der seinem eher herausfordernd als grüßend begegnete.
„Miss Hamilton.“ Er streckte ihr die Hand entgegen, und als sie zögerte, weil sie zögerte, hob er ihre ganz bewusst an die Lippen. Nur er war ihr nah genug, um zu hören, wie sie scharf den Atem einzog. „Wir heißen Sie und Ihre Truppe in Cordina willkommen.“
Sie drehte ihre Hand in seiner, doch er hielt sie fest. „Danke, Eure Hoheit.“
„Für Gepäck und Beförderung ist gesorgt.“ Er lächelte sie an, lächelte mit einer Freude, die er seit ihrer Abreise nicht mehr verspürt hatte. „Zwei Mitglieder meines Stabes werden Ihre Truppe zum Hotel begleiten. Es ist unser Wunsch, Ihnen den Aufenthalt so angenehm wie möglich zu gestalten. Sie kommen mit mir.“
Als die Reporter näher rückten, wehrte er sie ab. „Miss Hamilton wird alle Ihre Fragen morgen auf der Pressekonferenz beantworten. Jetzt braucht sie Ruhe nach dem langen Flug.“
Einige hartnäckige Reporter folgten ihnen. Alexander ergriff einfach Eves Arm und zog sie weg.
„Eure Hoheit, es wäre am besten, wenn ich bei der Truppe bliebe.“
„Haben Sie einen Assistenten?“
„Ja, natürlich.“ Sie musste schneller gehen, um mit ihm Schritt zu halten.
„Dazu sind Assistenten da. Sie täten klüger daran, schleunigst den Palast aufzusuchen und den Presseansturm zu vermeiden.“
„Mit der Presse werde ich schon fertig“, begann sie und verstummte. „Ich gehe ins Hotel. Bis zum Diner im Palast ist noch viel Zeit.“
„Sie haben keinen Grund, ins Hotel zu gehen.“ Sie verließen das Flughafengebäude durch einen Seitenausgang und gingen auf die wartende Limousine zu. „Ihr Assistent und die Mitglieder meines Stabes werden sich um die Bedürfnisse
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