Cordina's Royal Family 1-4
verstehen sollen? Bei dir lagen die Dinge anders.“
„Ich weiß. Auf mich übte man keinen Druck aus.“ Seufzend lehnte Eve sich gegen die Kommode und sah sich noch einmal in dem Raum um, den sie monatelang nicht sehen würde. „Natürlich musste ich zur Schule gehen und bei den Prüfungen gut abschneiden. Und man erwartete von mir, dass ich niemals etwas tat, das Schande über die Familie gebracht hätte. Aber wenn ich für den Rest meines Lebens am Pool hätte sitzen und Magazine lesen wollen, wäre das in Ordnung gewesen.“
„Nun, du hast eines verheimlicht: dass du einen scharfen Verstand hast.“
„Ja, nicht wahr?“ Heute konnte sie darüber lächeln. „Auch vor mir selbst. Jedenfalls, bis man ihn entdeckte, war die Hamilton-Schauspieltruppe schon zu fest etabliert, als dass Daddy noch mit mir in seiner Firma hätte rechnen können. Du hast ja Recht. Ich weiß wirklich nicht, wie es ist, Erbe zu sein und sein eigenes Schicksal kaum bestimmen zu können. Aber auch so fällt es mir schwer, Alexander zu bemitleiden.“
„Ach, ich weiß auch gar nicht, ob du das tun solltest. Ich wünschte nur, ihr zwei würdet besser miteinander auskommen.“ Sie nahm ein kleines weißes Gänseblümchen aus einer Vase auf Eves Frisierkommode, kürzte den Stängel und steckte es ihrer Schwester ins Knopfloch.
„Du wirst eng mit ihm zusammenarbeiten, und es hilft dabei kaum, wenn der eine von euch ständig den anderen anfaucht.“
Eve nahm die restlichen Blumen aus der Vase, umwickelte die triefenden Stängel mit einem Papiertaschentuch und reichte sie Chris. „Ich glaube nicht, dass wir so eng zusammenarbeiten werden.“
„Ist Alex nicht der Präsident des Zentrums?“
„Präsidenten delegieren“, sagte sie und öffnete ihre Handtasche, um zu überprüfen, ob ihre Flugtickets darin waren. „Glaub mir, Seine Hoheit möchte nicht Schulter an Schulter mit mir arbeiten, genauso wenig wie ich mit ihm.“ Sie schloss ihre Handtasche. „Wahrscheinlich sogar noch weniger.“
„Ist etwas passiert, als du da warst?“ Chris stand auf und legte eine Hand auf Eves Hände, um sie zu beruhigen. „Du hast bei deiner Rückkehr ziemlich entnervt gewirkt, aber ich habe das auf das Projekt geschoben. Jetzt stelle ich mir allerdings Fragen.“
„Du stellst dir zu viele Fragen“, erwiderte Eve leichthin. „Es ist nur eines geschehen: Meine Überzeugung, dass Alexander aufgeblasen und arrogant ist, hat sich bestätigt. Wäre dieses Projekt nicht so wichtig, würde ich es ihm glattweg ablehnen. Allein der Gedanke an ihn bringt mich in Rage.“
„Ja, das sehe ich.“ Chris beschloss, Gabriella bei nächster Gelegenheit zu schreiben. „Nun, wenn du Glück hast, brauchst du dich nicht mit ihm persönlich abzugeben.“
„Darauf zähle ich“, sagte Eve so heftig, dass Chris es klüger fand, Gabriella anzurufen, sobald ihre Schwester sich in der Luft befand. „Ich bin fertig. Fährst du mich zum Flughafen?“
„Aber sicher. Wir brauchen nichts weiter als drei starke Männer und einen Packesel, um dein Gepäck zum Wagen zu schaffen.“
Alexander war an die Fotografen und Reporter genau wie an die Leibwächter gewöhnt. Sie alle waren seit seiner Geburt ein Teil seines Lebens. Obwohl er nicht vor der Glasscheibe auf und ab gelaufen war, beobachtete er doch erleichtert die Landung der Maschine, die zwanzig Minuten Verspätung hatte.
Er hatte wochenlang nicht mehr mit Eve gesprochen. Um jeden erforderlichen Briefwechsel, um jedes zu klärende Detail hatten sich ihre Sekretärinnen und Assistenten gekümmert. Seit beinahe drei Monaten hatten sie keinerlei Kontakt mehr zueinander gehabt, und doch erinnerte er sich an die wenigen stürmischen Augenblicke in Gabriellas Scheune, als wäre es erst gestern gewesen. Wenn er mitten in der Nacht aufwachte, dann war es die Erinnerung an ihren Duft, die ihn weckte. Wenn er sich dabei ertappte, wie er mitten am Nachmittag vor sich hin träumte, so hatte er ihr Gesicht vor Augen.
Er sollte überhaupt nicht an sie denken, aber es war ihm unmöglich, es nicht zu tun. Wie konnte er die leidenschaftliche Erregung vergessen, die ihn erfasst hatte, als er sie endlich in den Armen hielt? Wie konnte er sich dem heißen Verlangen verschließen, das in ihm entflammt war, als er ihren Mund an seinem spürte? Wie konnte er sie sich aus dem Kopf schlagen, wenn das Gefühl, ihr Haar zwischen den Fingern zu spüren, noch nach Monaten so lebendig und wirklich war?
Arbeit hatte nicht geholfen, obwohl
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