Cordina's Royal Family 1-4
– genauer: für Cordina.
„Wie immer es auch arrangiert wurde, ich bin dankbar. Wir werden Sie nicht enttäuschen.“
„Da bin ich ganz sicher. Ich freue mich darauf, Ihre Truppe heute Abend kennen zu lernen.“
Eve verstand den zarten Wink und erhob sich. „Wenn Sie mich bitte entschuldigen, werde ich jetzt auspacken.“ Weil es ihre Natur erforderte, küsste sie Armand wieder auf die Wange. „Es ist wirklich schön, wieder hier zu sein.“
Ihr Gepäck hatte man zwar noch nicht gebracht, doch ihr Zimmer war fertig.
Es duftete nach frischen Blumen. Die Fenster öffneten sich zum Meer. Eve schlüpfte aus Jacke und Schuhen und schob die sich bauschenden Vorhänge beiseite.
Die Aussicht verschlug ihr den Atem. Es war jedes Mal dasselbe – anfangs das Nicht-fassen-können, dass es etwas so Schönes gab, dann die Schwindel erregende Freude, dass es Wirklichkeit war. Weit unten erstreckten sich die Gärten in wunderbaren, leuchtenden Farben. Wer immer sie angelegt haben mochte, wer immer sie pflegte, hatte Verständnis dafür, dass Blumen lieber so wuchsen, wie es ihnen gefiel, als in sauberen, ordentlichen Reihen. Was dabei herauskam, war eher traumhaft als perfekt.
Jenseits der Gartenanlage zog sich der Deich entlang, den Wind, Salz und Wasser im Laufe der Jahrhunderte glatt gewaschen hatten. Das Kliff dahinter fiel steil ab, und mit seinen ins Meer hinausragenden Felsen bot es Nistplätze für die Seevögel. Dann das Meer selbst, dunkel und tief, strahlend blau. Jetzt glitten Boote darüber.
Sie sah ein Schiff mit roten Segeln, das mit dem Wind um die Wette lief, und einen Vergnügungsdampfer, so weiß, dass es den Augen wehtat.
Jemand fuhr Wasserski. Eve blinzelte, um zu erkennen, ob es ein Mann oder eine Frau war, aber durch die Entfernung blieb es nur eine menschliche Gestalt, die rasch über die blaue Oberfläche glitt. Verzückt kniete sie sich auf die Fensterbank, stützte das Kinn in die Hände und beobachtete weiter.
Das plötzliche Klopfen an der Tür bedeutete wohl, dass man ihr Gepäck brachte. Immer noch verträumt, blieb Eve, wo sie war. „Entrez, s’il vous plait.“
„Es wurde dafür gesorgt, dass Sie ein Zimmermädchen bekommen.“
Alexanders Stimme ließ sie kerzengerade hochfahren. „Oh, danke, aber das ist wirklich nicht nötig.“
Alexander gab der Bediensteten die Anweisung, das Gepäck abzustellen und zu gehen. „Sie kann Ihnen beim Auspacken helfen. Ihr Name ist Collette. Sie wird Sie nicht stören, wenn Sie nicht klingeln.“
„Danke.“
„Sie sehen müde aus.“ Ohne die Jacke wirkte Eve zerbrechlicher, zugänglicher, fast als wäre sie eine Frau, mit der er beisammensitzen und reden und einfach Mensch sein konnte. Er wollte ihr eine Haarsträhne aus der Stirn streichen, sanft, sogar zärtlich. Er ballte die Hände an seinen Seiten zu Fäusten. „Vielleicht möchten Sie sich erst einmal ausruhen.“
„Nein, ich bin nicht wirklich müde. Ich habe nur den Blick aus dem Fenster genossen.“
Sie wartete darauf, dass er ging, doch er kam stattdessen zu ihr und zog den Vorhang etwas mehr zur Seite. „Ich habe von meinem Fenster den gleichen Ausblick.“
„Dann sind Sie vermutlich daran gewöhnt. Ich glaube, ich würde mich nie daran gewöhnen.“
„Zeitig am Morgen, gleich nach Anbruch der Dämmerung, fahren die Fischerboote hinaus.“ Er legte seine Hand neben ihrer auf das Fensterbrett.
Eve schaute auf die gebräunten Finger, den breiten Handrücken und den Ring, der das fürstliche Wappen trug. „Sie sehen so zerbrechlich aus, und doch fahren sie Tag für Tag aufs Meer hinaus.“
Seine Hände faszinierten Eve. Diese Hände hatten sie einmal berührt, nicht sanft, sondern kraftvoll. Sie besaßen eine Stärke, auf die eine Frau sich verlassen konnte, eine Stärke, die auch zum Fürchten war. Sie fragte sich, warum sie im Moment nur das Erstere empfand.
„Ich selbst war nie eine besonders gute Seglerin“, sagte sie. „Aber ich sehe gern zu. Als ich noch klein war, hatte mein Vater ein Segelboot. Ich habe stets die Taue verwickelt oder wurde vom Segel getroffen. Irgendwann hatte er genug davon und kaufte ein Motorboot. Dann habe ich’s mal kurz mit Wasserskilaufen versucht.“
„Hatten Sie damit mehr Glück?“ fragte er.
„Etwas mehr. Aber ich schwimme lieber. Und ich ziehe es vor, alles unter Kontrolle zu haben. Deshalb habe ich mit Karate begonnen. Ich führe meine Bewegungen lieber selbst aus, als dem Wind oder sonst etwas ausgeliefert zu
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