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Cordina's Royal Family 1-4

Cordina's Royal Family 1-4

Titel: Cordina's Royal Family 1-4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Blick zu und schob seine unverletzte Hand in die Hosentasche.
    „So. Hier”
    „Oh.” Sie schluckte schwer und unterdrückte den Drang, sich zu räuspern. Wie grün seine Augen sind, dachte sie.
    „Sie müssen bis zum Ende gehen.” Er war drauf und dran, sich erneut vorzubeugen, um es selbst zu machen, aber dann fiel ihm ein, dass seine Nase dann wieder ihr Haar berühren würde.
    Sie folgte seiner Aufforderung mit einer lässigen Beiläufigkeit, die ihn zufrieden stellte. Er nahm – diesmal vorsichtig, um jeden Körperkontakt zu vermeiden – seine Lesebrille, dann kramte er aus dem ungeordneten Stapel die Notizen heraus, die er benötigte.
    Hinter dieser Hornbrille wirken seine Augen noch eindringlicher, wirkt das Grün noch intensiver, dachte sie.
    „Es fanden sich Rückstände pflanzlicher Stoffe”, begann er zu diktieren, dann schaute er sie finster an. „Haben Sie vor, hier nur herumzusitzen, oder gedenken Sie irgendwann mit dem Tippen anzufangen?”
    Sie verkniff sich eine verärgerte Bemerkung – entschlossen, sich nicht auf sein Niveau zu begeben – und begann zu tippen.
    „Es ist wahrscheinlich, dass die pflanzlichen Überreste, wie zum Beispiel die intakte Stechapfelschale, Essensgaben waren, die man zusammen mit den Toten vergraben hat. In der Magengegend der zusammengefügten Skelettteile wurde eine Anzahl Samen gefunden.”
    Ihre Finger flogen im Rhythmus seiner Stimme über die Tasten. Eine sehr schöne Stimme, dachte sie. Sofern sie in ruhigem Ton sprach. Fast melodisch. Er sprach von Kürbissen, die man in einem Grab gefunden hatte und deren Samen möglicherweise aus Mittel- oder Südamerika stammten.
    Ihr wurde klar, dass er sie sehen lehrte. Das war seine Gabe. In ihrem Kopf begannen diese Menschen Gestalt anzunehmen, die sich dort am Flussufer niedergelassen hatten. Um ihre Kinder großzuziehen, ihre Kranken zu pflegen und ihre Toten respektvoll mit einer feierlichen Zeremonie im Moor zu bestatten.
    „Kastanienbäume?” unterbrach sie ihn und hörte auf zu tippen. „Sie können aus Pollenproben herauslesen, dass es dort vor siebentausend Jahren Kastanienbäume gab? Aber woher wissen Sie …”
    „Hören Sie, das ist hier kein Seminar.” Er sah, wie der Funke der Begeisterung in ihren Augen erlosch, ihr Blick wurde kühl und leer. Plötzlich kam er sich wie der letzte Idiot vor. „Oje. Also schön, das Moor dort ist gut zwölf Fuß tief, die Schicht hat seit der letzten Eiszeit elftausend Jahre gebraucht, um so weit anzuwachsen.”
    Er grub wieder in seinem Papierberg und förderte Fotos und Zeichnungen zu Tage. „Man nimmt Proben – aus verschiedenen Schichten – und untersucht sie. Daran lässt sich ablesen, was wann dort wuchs. Und es lassen sich Klimaveränderungen feststellen.”
    „Und woran kann man die Klimaveränderungen ablesen?”
    „An den Pflanzenarten. Kalt, warm, kalt, warm.” Er tippte jeweils auf eine Zeichnung. „Wir reden hier von sehr langen Zeiträumen, in denen es häufig Klimaveränderungen gab. Blätter, Samen und Pollen wurden verweht und Moor konserviert, weil es die Sauerstoffzufuhr unterbindet”, erklärte er.
    „Ohne Sauerstoff entstehen keine Bakterien oder Pilze, und der Verwesungsprozess verlangsamt sich.”
    „Warum haben sie ihre Toten im Moor begraben?”
    „Das könnte religiöse Gründe gehabt haben. Im Sumpf entstehen Sumpfgase, die in der Dunkelheit leuchten. Methan steigt auf, an der Wasseroberfläche entstehen Blasen, sodass es aussieht, als würde das Wasser atmen. Tote haben aufgehört zu atmen.”
    Romantisch, dachte sie. „Vielleicht haben sie ja ge glaubt, sie könnten so ihren Toten wieder Atem einhauchen. Das ist hübsch.”
    „Ja, oder sie haben es gemacht, weil man im Moor ohne Schaufeln leichter ein Loch graben kann.”
    „Die erste Erklärung gefällt mir besser.” Sie lächelte ihn an. Sie hatte ein wunderschönes Lächeln, wirklich.
    „Ja, nun.” Da plötzlich sein Mund ganz trocken geworden war, wandte er sich ab, um sich Kaffee nachzuschenken. Und war erstaunt, den Kaffeetopf nicht zu entdecken.
    „Er ist nebenan, aber es ist kein Kaffee mehr da”, sagte sie, seine Gedanken lesend. „Soll ich neuen aufsetzen?”
    „Ja, prima.” Er wollte auf seine Armbanduhr schauen, dann fiel ihm ein, dass er keine trug. „Wie spät ist es?”
    „Kurz nach elf.”
    Nachdem sie ihn allein gelassen hatte, ging er auf und ab, dann blieb er stehen, um einen Blick auf das zu werfen, was sie getippt hatte. Er musste

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