Coretta & Martin Luther King - eBook - Vivian, O: Coretta & Martin Luther King - eBook
„Die Kinder sahen, wie ich weitermachte.“ Die Kinder der Kings waren zwischen fünf und zwölf Jahre alt und hatten lebhafte Erinnerungen an die Zeiten, in denen sie mit ihrem Vater getobt hatten, mit ihm beim Schwimmen oder Kegeln gewesen waren, im Hof Basketball oder Fußball mit ihm gespielt hatten. „Während der ganzen schlimmen Zeit“, sagte Coretta, „achtete ich darauf, ihnen ein Gefühl zu vermitteln, das ihnen helfen würde, damit umzugehen. Ich weiß nicht genau, was ich an sie weitergegeben habe, aber ich habe den Eindruck, es ist mir gelungen, ihnen eine Art Gelassenheit mitzugeben und eine Haltung der Annahme, nicht der Bitterkeit.“
Als sich das Haus mit Säcken voller Briefe und Beileidsbezeugungen füllte, fing Coretta an, alle Möglichkeiten auszunutzen, die ihr zur Verfügung standen und die nötig waren, um die Kinder aufzuziehen, für Reisen abkömmlich zu sein und ihre Arbeit zu organisieren. Die Büroräume im Erdgeschoss, die Martin benutzt hatte, verwendete sie nun für die Post. Sie stellte ein kleines Mitarbeiterteam ein, das die Briefe beantworten und anfangen sollte, Geld für das Martin-Luther-King-Zentrum zu beschaffen, das ihr vorschwebte. In der Zwischenzeit gingen die Kinder weiterhin zur Spring Street Elementary School , einer der besten öffentlichen Schulen von Atlanta. Als Yolanda dann 1969 mit der Highschool begann, meldete Coretta die anderen Kinder in der Galloway School an. Das war eine 16 Kilometer entfernte Privatschule, an der sie stärker gefördert wurden. Trotz ihres hektischen Lebens plante Coretta die schulische Ausbildung ihrer Kinder und ihre zusätzlichen Aktivitäten ganz bewusst und hatte einen genauen Stundenplan für jedes Kind. Erstaunlicherweise ging das Leben weiter.
Für Corettas Kinder muss es seltsam und verwirrend gewesen sein, mit ihren eigenen privaten Gedanken über eine so öffentliche Tragödie zurechtzukommen. Sie wuchsen im Schatten eines berühmten Vaters auf und dadurch wurden hohe Erwartungen an sie gestellt. Yolanda sagte einmal: „Für viele Menschen war mein Vater ein Heiliger, also waren wir die kleinen Heiligen.“ Dennoch hat jedes von Corettas und Martins Kindern seine eigenen Interessen und Begabungen entwickelt und ist in einer ganz bestimmten Hinsicht mit dem Vermächtnis von King verbunden. Yolanda besuchte das Smith College. Sie war eine begabte Schauspielerin und Regisseurin und benutzte die darstellenden Künste, um Menschen das Anliegen von Gerechtigkeit und Recht nahe zu bringen. Sie sprach bei vielen Anlässen und mit viel Überzeugungskraft über diese Themen. Dexter Scott machte seinen Studienabschluss am Morehouse College , wo auch sein Vater studiert hatte, und entwickelte ein großes Interesse an der Arbeit seines Vaters und seiner Mutter. Von 1995 bis 2004 war er Vorsitzender und Geschäftsführer des King Center. Auch Martin Luther King III. studierte am Morehouse Colleg e und machte seinen Studien–abschluss in Politikwissenschaft. Er arbeitete später an der Erfassung von Wählern in Wahlverzeichnissen und setzte sich für einen nationalen Feiertag zu Ehren seines Vaters ein. Bernice A. King, die Jüngste, folgte ihrem Vater in den geistlichen Dienst und ist jetzt eine dynamische Pastorin in Atlanta. Vielleicht sprach sie für alle Kinder, als sie sich 2001 über die Kämpfe, Erwartungen und unvermeidbaren Auseinandersetzungen äußerte, die es mit sich brachte, zur Familie King zu gehören. „Es ist schwierig, die Tochter eines so Ehrfurcht gebietenden Mannes zu sein, sein Kind zu sein und mit der Selbstkritik und dem Versagen zu leben. (…) Manchmal würde ich am liebsten zurückweichen und ehrlich sagen, ich lass es bleiben. Aber Gott hat es so geplant und er verlangt, dass ich all dem treu bleibe, was er mir mit diesem großen Vermächtnis anvertraut hat.“
Nach ihren Kindern und ihrer Familie galt Corettas größte Leidenschaft dem King Center , das sie als Mittel sah, um Kings Vorstellungen von gesellschaftlicher Veränderung zu institutionalisieren. Durch nichts wurden ihr Einfallsreichtum und ihre Hartnäckigkeit so sehr herausgefordert wie durch dieses Unterfangen.
Nach Martins Tod machte Coretta dem Vorstand der SCLC den Vorschlag, ein Martin-Luther-King jr.-Zentrum ins Leben zu rufen. Der Vorstand lehnte dies ab. Es wurde argumentiert, Martin hätte kein nationales Zentrum gewollt, das seinen Namen trug. Außerdem wurde die Befürchtung geäußert, ein solches Zentrum würde der SCLC Gelder
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