Corina 02 - Dämonisch Ergeben
einschlief. Aber zuerst brauchte ich noch etwas. »Da wir gerade bei Hilfe sind .... Möchtest du noch immer einen Beitrag zu den Ermittlungen leisten?«
Claires Miene erhellte sich. »Ja. Obwohl ich sagen muss, dass die Dinge hier nicht so langweilig gewesen sind, wie ich erwartet hatte.«
»Wir sind ein recht lebhafter Haufen.«
Sie schnaubte. »Was brauchst du?«
»Ich möchte, dass du mir eine Mitteilung schreibst.«
Regen. Es hatte unterwegs zu regnen begonnen, aber er ritt weiter und senkte den Kopf. Im Schlamm kam er nicht so schnell voran, und es blieb nicht mehr viel Zeit bis zum Morgen. Bis andere kamen, starrten, trauerten und Fragen stellt en, bis sie die wenigen Spuren auslöschten, die vielleicht noch existierten. Der Reiter stieg ab, und in der ungewöhnlich still en Nacht war nur das Klirren seiner Sporen zu hören. Ein Halbmond stand am Himmel, goss sein wässriges Licht auf die Welt und tauchte alles in Silber und Schwarz.
Links zeichneten sich die Zweige eines Apfelhains wie Bruchlinien vor dem dunklen Himmel ab. Sie waren kahl, und Bruchlinien vor dem dunklen Himmel ab. Sie waren kahl, und kalter Wind zupfte an den letzten noch verbliebenen Blättern. Welkes Laub, tot wie alles andere, knisterte unter den Schritten des Reiters.
In sicherer Entfernung band er sein Pferd an einen der Bäume und ging los. Die kommende Morgendämmerung zerrte an seinem Bewusstsein, aber es war unmöglich, sich schnell zu bewegen. Es wäre respektlos gewesen, wie Lachen auf einem Friedhof.
Rechts stand die Kapelle , noch immer teilweise von einem Schieferdach bedeckt. Er zögerte an der Tür beziehungsweise dort, wo sich die Tür befunden hatte. Sie war bis zu den Angeln verbrannt. Als er mit dem Fuß im Laub und der feuchten Asche auf dem Boden scharrte, fand er die alten Eisenteile der Tür. Die Decke existierte ebenfalls nicht mehr, denn sie hatte aus Holz bestanden, ebenfalls nicht mehr, denn sie hatte aus Holz bestanden, und das galt auch für den Altar.
Doch das Kreuz war noch da, in gewisser Weise. Sein Silber war an den Wänden heruntergetropft und auf dem Boden erstarrt.
Er trat in einen dunklen Flur. Einst hatte er das helle Licht von Wandleuchtern empfangen, die sich jetzt nur noch andeutungsweise in der Düsternis zeigten und erst Substanz gewannen, wenn der Schein seiner Laterne sie erreichte. Nach einigen Schritten fand er die erste Leiche, in der Finsternis zusammengekauert.
Er ging daneben in die Hocke. Etwas Licht kam durch ein schmal es Fenster, zusammen mit kühler Luft und den Geräuschen des Regens. Der Leichnam war verbrannt und unkenntlich, doch das Kreuz an seinem Hals war fast unversehrt geblieben: klein und schlicht, aus einem Metall fester als Gold. Also nicht die richtige Person.
Der Flur endete in einem Raum, der das Refektorium gewesen zu sein schien. Wegen des fehlenden Daches hatte sich dort Nebel gebildet, aber der Mann konnte die rechteckigen Konturen der langen Tische erkennen, an denen die Mahlzeiten eingenommen worden waren. Auch an diesem Ort gab es Leichen, doch die gesuchte befand sich nicht unter ihnen. Er schritt durch einen weiteren dunklen Flur und passierte zwei andere Räume, bis er das kleine Zimmer namens Miserikordie fand.
Hier waren jene bestraft worden, die gegen die strengen Regeln verstoßen hatten. Doch keine von Menschen ersonnene Strafe hatte dies angerichtet. Die Leiche lag ausgestreckt auf dem Boden, und blicklose Augen starrten nach oben. Im Gegensatz zu den anderen war sie nicht verbrannt. In diesem Zimmer gab es keine Brandspuren, und hier war selbst das Dach intakt geblieben. Vielleicht war es deshalb so gut erhalten, weil Wind und Regen es verschont hatten.
Der Leichnam hingegen befand sich nicht in einem so guten Zustand. Das Gesicht war verschrumpelt und nicht mehr zu erkennen, die Augen weiß, das einst dunkle Haar farblos und spröde, der Mund zu einem lautlosen Schrei geöffnet. Die Hand sah aus wie eine halb geschlossene Klaue, als hätte sie versucht, etwas festzuhalten.
Der Reiter zog vorsichtig an den von Haut zusammengehaltenen Knochen. Die geringfügige Bewegung sorgte dafür, dass die Leiche mit einem trockenen Flüstern in sich zusammensackte. Ein leises Knacken kam vom gebrochenen Handgelenk, und ein Knochensplitter stach durch die dünne, pergamentartige Haut. Das leise Geräusch schien im Kopf des Mannes widerzuhallen, und er fühlte sich von einer Kälte erfasst, die ihm durch Mark und Bein ging .
Er zog mit etwas mehr Kraft
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