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Corum 04 - Das kalte Reich

Corum 04 - Das kalte Reich

Titel: Corum 04 - Das kalte Reich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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ausgerechnet die Person zu einem neuen Gott, die ihnen geholfen hatte, ihre alten Götter zu vertreiben. Sie glorifizierten Corums Heldentaten, aber sie raubten ihm damit seine Existenz als Individuum. Sie schrieben ihm magische Kräfte zu; sie erzählten Geschichten über ihn, die sie früher über ihre alten Götter erzählt hatten. Warum war den Mabden die Wahrheit niemals genug? Warum muß-ten sie die Wahrheit immer verzerren, verdrehen und zu einem Lügengespinst aufbauschen? Was für eine paradoxe Rasse waren diese Mabden doch!
    Corum rief sich den Abschied seines Freundes Jhary-a-Conel, der sich selbst den »Gefährten von Helden« genannt hatte, ins Gedächtnis, und er erinnerte sich an Jharys letzten Worte: »Neue Götter können so leicht geschaffen werden.« Aber Corum hatte damals nicht ahnen können, wer schon bald einer dieser neuen Götter werden sollte.
    Und weil er für viele von ihnen schon zum Gott geworden war, begannen die Menschen von Lwym-an-Esh die Landzunge, auf der Burg Erorn stand, zu meiden, denn sie wußten, daß die Götter keine Zeit hatten, dem Geschwätz der Sterblichen zu lauschen.
    So wurde Corum immer einsamer. Er gab es auf, in die Länder der Mabden zu reisen, denn die göttliche Verehrung war ihm zuwider.
    In Lwym-an-Esh waren jetzt auch alle diejenigen gestorben, die ihn persönlich gekannt hatten, die gewußt hatten, daß er außer seiner fast unbegrenzten Lebensspanne so verwundbar war wie sie selbst. Also gab es niemanden mehr, der den Legenden um Corum widersprechen konnte.
    Auf der anderen Seite mußte Corum feststellen, daß er sich an die Mabden und ihre Lebensart gewöhnt hatte. So fand er an der Gesellschaft seiner eigenen Artgenossen wenig Freude, denn die Vadhagh verharrten in ihrer Weltvergessenheit und ihrer Unfähigkeit, die eigene Situation zu verstehen, und daran würde sich nichts mehr ändern, bis die Rasse der Vadhagh vom Angesicht der Erde verschwunden war. Corum beneidete die anderen Vadhagh um ihre Gleichgültigkeit, denn er selbst fühlte sich durchaus noch genug am Lauf der Dinge beteiligt, um über das mögliche Schicksal der verschiedenen Rassen zu spekulieren, auch wenn er an den Geschehnissen außerhalb von Burg Erorn keinen Anteil mehr hatte.
    Eine Art Schach, wie sie von den Vadhagh gespielt wurde, nahm viel von seiner Zeit in Anspruch (er spielte mit sich selbst und benutzte die Spielsteine wie Argumente in einer Diskussion, indem er eine logische Folgerung gegen eine andere setzte, um sie so zu prüfen). Während er über seine verschiedenen vergangenen Kämpfe und Abenteuer grübelte, begann er manchmal daran zu zweifeln, ob es sie überhaupt jemals wirklich gegeben hatte. Er fragte sich auch, ob die Tore zu den fünfzehn Ebenen nun für immer geschlossen waren, selbst für die Vadhagh und die Nhadragh, die einst völlig frei durch sie aus und ein gehen konnten. Wenn dem so war, bedeutete das etwa, daß die anderen Ebenen tatsächlich gar nicht mehr existierten? Und so wurden die Gefahren, die Ängste und die Entdeckungen von einst zu nichts anderem als abstrakten Überlegungen; sie wurden die Voraussetzungen für eine Theorie, die die Natur der Zeit und der persönlichen Identität betraf, und nach einer Weile verlor Corum auch an dieser Theorie das Interesse.
    Über achtzig Jahre mußten nach dem Fall der Schwertherrscher vergehen, bevor Corums Interesse an Dingen, die die Rasse der Mabden und ihre Götter betrafen, wieder geweckt wurde.

DIE CHRONIK VON CORUM UND DER SILBERNEN HAND

ERSTES BUCH
    In dem Prinz Corum von einem unangenehmen und unwillkommenen Traum heimgesucht wird...

I
    Während die Vergangenheit verblaßt, wächst die Angst vor der Zukunft
    Rhalina, neunundsechzig Jahre alt und bezaubernd wie in ihrer Jugend, war gestorben, und Corum hatte um sie geweint. Nun waren seitdem sieben Jahre vergangen, aber er vermißte sie noch immer, und wenn er an seine eigene Lebenserwartung von vielleicht noch tausend Jahren oder mehr dachte, beneidete er das Mabden-Geschlecht um seine kurze Lebensspanne. Doch er mied die Gesellschaft der Menschenrasse, weil sie ihn an Rhalina erinnerte.
    Seine eigene Rasse, die Vadhagh, hielten sich wieder abseits von der Welt in ihren einsamen Burgen, deren Formen sich so der Gestalt von natürlich gewachsenem Felsen anpaßten, daß viele der vorbeiziehenden Mabden überhaupt keine Gebäude darin erkannten, sondern sie mit Zinnen aus Granit, Sandstein oder Basalt verwechselten. Die Vadhagh mied Corum, weil er

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