Corum 04 - Das kalte Reich
Kopf. Auf jedem der Hörner war der Kadaver eines der Hunde des Kerenos aufgespießt.
Er beherrschte jetzt das ganze Schlachtfeld, der Schwarze Bulle von Crinanass. Alle Waffen, die ihm entgegengeschleudert wurden, schüttelte er einfach ab. Dreimal raste er rund um die Mauern von Caer Mahlod. Corum und Medheb wurden von ihren Feinden völlig vergessen und sahen dem Bullen mit überraschter Begeisterung zu.
Und Corum hielt den Speer Bryionak hoch über sich und pries laut den Schwarzen Bullen von Crinanass. Dann sah er eine Lücke in den Reihen der Belagerer, rief Medheb zu, ihm zu folgen, und preschte durch diese Lücke nach Caer Mahlod. Er zwängte sein Pferd durch die Mauerbresche und sah sich dahinter einem müden und verwundeten König Mannach gegenüber, der auf einem Stein saß. Blut rann aus seinem Mund, während ein alter Mann versuchte, eine Pfeilspitze aus der Brust des Königs zu entfernen.
Tränen standen in des Königs Augen, als er sein altes, edles Haupt hob und Corum entgegenblickte. »Aber der Bulle ist zu spät gekommen«, sagte er.
»Vielleicht zu spät«, erwiderte Corum, »aber jetzt werdet Ihr sehen, wie der Bulle die vernichtet, die Euer Volk vernichtet haben.«
»Nein«, sagte der König. »Ich werde dem Gemetzel nicht mehr zusehen. Ich bin es müde.«
Während Medheb ihren Vater versorgte, schritt Corum die Mauern ab, um sich ein Bild von ihrer Lage zu machen, solange der Bulle von Crinanass draußen den Feind beschäftigte.
Prinz Gaynor hatte sich getäuscht. Auf den Wällen standen noch über vierzig waffenfähige Männer.
Corum stieg auf den höchsten Turm der Mauer, die bereits teilweise in Trümmern lag. Draußen jagte der Bulle kleine Gruppen des Feindes über das schlammige Schlachtfeld. Viele flohen schon, ohne noch auf die wilden, hallenden Klänge zu achten, die aus dem Nebel hinter ihnen schallten Klänge, bei denen es sich zweifellos um die Stimmen der Fhoi Myore handelte. Und diejenigen, die nicht auf die Stimmen ihrer Herren hörten, um sich mit den anderen wieder dem Bullen zu stellen und wie die anderen von ihm zertrampelt wurden, liefen nicht weit, bevor sie tot umfielen, von den eigenen Herren erschlagen.
Die Fhoi Myore schienen sich nicht daran zu stören, daß sie so ihre Armee verloren und unternahmen auch nichts, um den Bullen aufzuhalten. Das Kalte Volk verhielt sich, als könne es sicher sein, die Festung auch ohne seine Armee einzunehmen und gleichzeitig noch mit dem Bullen fertig zu werden.
Und dann war alles vorbei. Kein einziger Ghoolegh, kein einziger Hund und nicht ein einziger bleicher grüner Reiter lebten mehr. Was Waffen in den Händen von Sterblichen nicht vermocht hatten, hatte der Schwarze Bulle vollbracht.
Er stand triumphierend zwischen den Leichen von Männern, Tieren und halbmenschlichen Wesen. Seine Hufe scharrten den Boden, und aus seinen Nüstern dampfte der Atem. Dann hob er den Kopf und brüllte, und sein Brüllen ließ die Mauern von Caer Mahlod erzittern.
Aber noch waren die Fhoi Myore nicht aus ihrem Nebel aufgetaucht.
Kein Jubel wurde auf den Mauern unter den Verteidigern laut, denn sie wußten, daß der Hauptangriff erst bevorstand.
Bis auf das Triumphgebrüll des großen Bullen herrschte jetzt Schweigen vor der Festung. Der Tod war überall. Der Tod lagerte auf dem Schlachtfeld, der Tod hatte sich in der Festung niedergelassen. Und der Tod wartete in dem von Nebeln verhüllten Wald. Corum erinnerte sich an etwas, das König Mannach ihm erzählt hatte wie die Fhoi Myore dem Tod nachliefen.
Suchten sie im Grunde Erlösung wie Prinz Gaynor? War das ihr Hauptbeweggrund? Wenn es so war, machte es sie nur zu noch schrecklicheren Gegnern.
Der Nebel begann sich zu bewegen. Corum rief den Überlebenden zu, sich bereit zu halten. Mit seiner silbernen Hand hob er den Speer Bryionak, so daß alle ihn sehen konnten.
»Hier ist der Speer der Sidhi! Dort steht der letzte Kampfbulle der Sidhi! Und hier steht Corum Llaw Ereint. Sammelt Euere letzten Kräfte, Krieger von Caer Mahlod, denn jetzt kommen die Fhoi Myore selbst über uns, mit all ihrer Macht. Aber auch wir sind stark. Wir haben Mut. Und dies ist unser Land, unsere Welt, und wir müssen sie verteidigen!«
Corum sah Medheb. Er sah sie zu ihm hinauf lächeln und hörte sie ausrufen:
»Wenn wir sterben müssen, dann laßt uns zur Legende werden!«
Selbst König Mannach, der sich auf den Arm eines anderen verwundeten Kriegers stützte, faßte wieder neuen Mut. Greise und
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