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Corum 04 - Das kalte Reich

Corum 04 - Das kalte Reich

Titel: Corum 04 - Das kalte Reich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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erkennen, aus welcher Richtung das Brüllen ertönte.
    Der Regen fiel jetzt noch dichter, so daß sie kaum noch von dem Felsen hinuntersehen konnten, als habe das Meer sie hier oben verschlungen.
    Die Geräusche von Regen, Wind und Meer vereinten sich zu einem gemeinsamen Brausen, und das Brausen wurde zum tiefen Brüllen eines Bullen. Die beiden spähten von der Spitze des Sidhi-Felsens und es schien ihnen, als höbe sich der große, schwarze Rücken eines Bullen aus dem Meer, und dann stand das riesige Tier am Strand, schüttelte sich und blickte mit seinen großen, intelligenten Augen um sich, um die zu finden, deren Beschwörung ihn hierher gebracht hatte.
    »Schwarzer Bulle«, schrie Medheb. »Schwarzer Bulle von Crinanass! Hier steht Cremm Croich und hält den Speer Bryionak. Hier wartet dein Schicksal!«
    Und der monströse schwarze Bulle senkte seinen Kopf mit den spitzen, weit geschwungenen Hörnern, und schüttelte seinen zottigen schwarzen Körper, und scharrte mit seinen schweren Hufen den Sand. Sie konnten deutlich den vertrauten Viehgeruch des Tieres wahrnehmen. Aber dies war kein zahmes Haustier. Dies war ein Kampftier, stolz und selbstbewußt, ein Tier, das keinem Herrn diente, sondern nur einem Ideal.
    »Nun weiß ich, warum die Fhoi Myore dieses Tier fürchten«, murmelte Corum.
V
    Die Bluternte
    Während Corum und Medheb etwas nervös von dem Felsen herabstiegen, blieben die Augen des Bullen auf den Speer gerichtet, den der Vadhagh trug. Das Tier stand jetzt ganz still. Es überragte sie, als sie ihm sich langsam näherten. Es schien ihnen gegenüber mindestens genauso mißtrauisch zu sein, wie sie sich vor ihm fürchteten. Aber der Bulle erkannte ganz offensichtlich Bryionak und hatte vor dem Speer Respekt.
    »Bulle«, sagte Corum, und er kam sich keineswegs närrisch vor, so mit einem Tier zu reden, »willst du mit uns kommen nach Caer Mahlod?«
    Aus dem Regen war Eis geworden, das auf den Flanken des Bullen glitzerte. Weiter den Strand hinauf zeigten die dort zurückgelassenen Pferde Anzeichen von Angst. Sie mißtrauten dem Bullen nicht nur, sie waren von seinem Anblick und seinem Geruch einfach entsetzt. Aber der Bulle beachtete die Pferde nicht weiter. Er schüttelte den Kopf und seine Nüstern bebten. Seine harten, intelligenten Augen warfen einen kurzen Blick zu den Pferden hinüber und starrten dann wieder auf den Speer.
    Obwohl Corum in der Vergangenheit schon viel größeren Kreaturen gegenübergestanden hatte, konnte er sich an kein Tier erinnern, daß ihm je einen solch überwältigenden Eindruck der Stärke vermittelt hatte. In diesem Augenblick schien es, als könne nichts auf der Welt den riesigen Bullen aufhalten.
    Corum und Medheb ließen den Bullen zurück und gingen, um ihre Pferde zu beruhigen. Schließlich bekamen sie die Tiere soweit, daß sie aufsteigen konnten. Denn es blieb ihnen nichts anderes zu tun, als über den steilen Pfad die Klippen hinauf nach Caer Mahlod zurückzureiten.
    Einige Minuten lang stand der Bulle bewegungslos wie ein Standbild. Er schien nachzudenken. Dann folgte der Schwarze Bulle von Crinanass dem Vadhagh mit dem Speer Bryionak. Die Hufe fanden sicher den schmalen Pfad über die Klippen, aber der Bulle hielt einen gleichmäßigen Abstand zu Corum und Medheb. Vielleicht, dachte Corum, verachtete ein solches Tier die Gesellschaft schwacher Sterblicher.
    Aus dem Eisregen wurde ein Schneesturm. Der Wind fegte den Schnee über die Klippen des Westens, und Corum und Medheb wußten jetzt, daß die Fhoi Myore da waren und vielleicht schon vor den Wällen von Caer Mahlod standen.
     
    Es war ein schreckliches Heer, das sich vor den Mauern von Caer Mahlod gesammelt hatte wie Unrat vor dem Bug eines stolzen Schiffes. Der weiße Nebel wallte wie eine zähe Flüssigkeit. Aber er hing zum größten Teil noch über dem Wald, meist dort, wo Kiefern standen. Er verbarg die sieben Fhoi Myore, denn der Nebel war lebensnotwendig für sie es war der Dunst des Limbus, mit dem sie sich vor dieser Welt schützen mußten. Corum sah sieben große Schatten in dem Nebel. Sie hatten ihre Streitwagen verlassen und schienen sich zu beraten. Kerenos selbst, der Führer der Fhoi Myore, mußte dort sein. Und Balahr, der wie Corum nur ein Auge besaß, ein tödliches Auge. Und Goim, der weibliche Fhoi Myore, mit der Lust an der Entmannung der Sterblichen. Und die anderen.
    Corum und Medheb zügelten ihre Pferde und blickten zurück, ob der Schwarze Bulle ihnen noch folgte.
    Er folgte

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