Corum 05 - Der gefangene König
immer?« fragte Corum hoffnungsvoll.
Ilbrec schüttelte den Kopf und lächelte. »Nein. Für immer sind sie nicht eingeschlossen, aber für eine längere Zeit. Und bevor wir Caer Garanhir verlassen, werden wir einen Schutz um die Stadt legen, der die Fhoi Myore und ihre Krieger in Furcht versetzen wird, so daß sie keinen weiteren Angriff wagen.«
»Wir müssen zu König Daffyn gehen und ihn in seiner Trauer stören«, sagte Corum. »Wir haben nicht mehr viel Zeit, wenn wir Amergins Leben noch retten wollen. Wir brauchen die goldene Eiche und den silbernen Bock.«
König Daffyn hob seine roten Augen und sah auf Corum und Gof-fanon, die in der Halle vor ihm standen. Ein zierliches Mädchen, kaum mehr als sechzehn Sommer alt, saß auf der Lehne von des Königs Thron und streichelte des Königs Kopf.
»Eure Stadt ist jetzt sicher, König Daffyn, und wird es auch für die nächste Zeit sein. Aber nun müssen wir Euch um einen Gefallen bitten.«
»Geht«, erwiderte König Daffyn. »Ich nehme an, daß ich Euch später dankbar sein werde, aber zur Zeit kann ich keine Dankbarkeit aufbringen. Verlaßt mich. Sidhi-Krieger haben die Fhoi Myore über uns gebracht.«
»Die Fhoi Myore zogen schon gegen Euch, bevor wir hierher kamen«, erklärte Corum. »Es war unsere Warnung, die Euch gerettet hat.«
»Meinen Sohn hat sie nicht gerettet«, sagte König Daffyn.
»Meinen Gemahl hat sie nicht gerettet«, sagte das Mädchen neben dem König.
»Aber andere Söhne wurden gerettet und andere Ehemänner und noch mehr kann gerettet werden, wenn Ihr uns Eure Hilfe nicht verweigert, König Daffyn. Wir suchen zwei der Mabden-Schätze die Eiche aus Gold und den Bock aus Silber. Habt Ihr sie?«
»Sie gehören mir nicht länger«, antwortete der König. »Und ich würde mich auch nicht von ihnen trennen, wenn es so wäre.«
»Sie sind das einzige, was Euren Erzdruiden und Hochkönig Amergin von dem Zauberbann befreien kann, mit dem ihn die Fhoi Myore belegt haben«, wandte Corum ein.
»Amergin? Er wird in Caer Llud gefangen gehalten. Oder ist schon tot.«
»Nein, Amergin lebt noch. Wir haben ihn gerettet.«
»Das habt Ihr?« König Daffyn sah die beiden mit einem völlig veränderten Blick seiner geröteten Augen an. »Amergin lebt und ist frei?« Die Verzweiflung des Königs der Tuha-na-Gwyddneu Garan-hir schwand dahin, wie der Schnee unter dem Blut des Schwarzen Bullen geschmolzen war. »Frei? Uns zu führen?«
»Aye wenn wir rechtzeitig nach Caer Mahlod zurückkehren können. Denn dort befindet er sich zur Zeit. Auf Caer Mahlod liegt er im Sterben. Nur die Eiche und der Bock können ihn noch retten. Doch wenn sie nicht mehr Euch gehören, wen müssen wir dann um sie fragen?«
»Sie waren unser Hochzeitsgeschenk«, sagte das junge Mädchen. »Sie waren die Geschenke, die der König seinem Sohn und mir in der letzten Nacht gab, als Guwinn noch lebte. Ihr sollt die Eiche aus Gold und den Bock von Silber haben.«
Und sie lief aus der Halle und kam kurz darauf mit einem Kästchen zurück. Und sie öffnete das Kästchen, und darin lag das Abbild einer mächtigen Eiche, so fein aus Gold gearbeitet, daß es wie ein echter verkleinerter Baum aussah. Und neben der Eiche lag die silberne Skulptur eines Schafsbockes, bei dem jede einzelne Locke seiner Wolle zu erkennen war, so echt hatte der Künstler ihn nachgebildet. Ein Bock mit großen, gebogenen Hörnern. Ein stattlicher Bock, dessen silberne Augen mit einem Ausdruck fremdartiger Weisheit aus seinem silbernen Kopf blickten.
Und das Mädchen beugte ihren schönen Kopf und schloß das Kästchen und reichte es Corum, der es voll Dankbarkeit entgegennahm. Er dankte ihr, und er dankte König Daffyn.
»Und nun kehren wir nach Caer Mahlod zurück«, verkündetet Corum.
»Berichtet Amergin, wenn er ganz befreit ist, daß wir allen seinen Entscheidungen folgen werden«, sagte König Daffyn.
»Ich werde es ihm sagen«, versicherte Corum.
Dann verließen der Vadhagh-Prinz und der SidhiSchmied die Halle der Trauer und schritten durch die Tore von Caer Garanhir nach draußen vor die Stadt, wo ihr Gefährte Ilbrec, Sohn des Manannan, des größten aller Sidhi-Helden, auf sie wartete.
Und um den fernen Nebel flackerte noch immer das Feuer, und zu seinem Schein gesellte sich nun der Schein eines anderen Feuers, das die Wälle von Caer Garanhir umgab.
»Das Sidhi-Feuer schützt diesen Ort«, erklärte Ilbrec. »Es wird nicht ewig brennen, aber es wird die Fhoi Myore von allen Angriffen
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