Coruum Vol. 1
gewesen) – ein frühes Ziel gegeben.
Den hohen Anteil an theoretischem Stoff und Zahlenwerk hatte ich durch archäologische Reisen und Beteiligungen an historischen Grabungen in Griechenland und der Türkei sowie in Lateinamerika ausgeglichen. Aus der Kombination von neuer Archäologie in Verbindung mit den Methoden der modernen Mathematik und Sprachforschung ließ sich eine Vielzahl progressiver Ansätze erzeugen, die durch die Überlagerung der mit Fakten belegbaren Datumsangaben zum Teil überraschende Erkenntnisse über den Wert von sogenannten allgemein anerkannten Theorien erlaubten.
Die Vorliebe alter Kulturen, wichtige Ereignisse zu dokumentieren, und dies nach Möglichkeit auf eine unvergängliche Art und Weise in Stein gemeißelt, war meine größte Leidenschaft. Durch die Funde und Analysen von antiken Dokumenten, die nur mit einem Datum im entsprechenden Kalendersystem des jeweiligen Volkes versehen sein mussten, konnte ich die herausragenden Ereignisse in voneinander weit entfernten Kulturen, durch Umrechnung der lokalen Kalender in einen gemeinsamen Weltkalender, in eine chronologische Reihenfolge bringen und somit sichere Ereignisbrücken herstellen.
Selbst in der gegenwärtigen Zeit waren weit über zwanzig Kalendersysteme auf der Welt im Einsatz, die zum Teil noch um Tausende von Jahren voneinander abwichen. Die in eine chronologische Reihenfolge gebrachten Ereignisse verschiedener Kulturen erlaubte neue Rückschlüsse auf Berührungspunkte (durch Krieg oder Handel) oder gab Hinweise auf Naturkatastrophen, die gemeinsam erlebt wurden.
Die allein manchmal märchenhaft klingenden Geschichtsbruchstücke gewannen auf diese Weise an Glaubwürdigkeit, wenn sie aus unterschiedlichen Quellen dokumentiert wurden.
Für mich tat sich hier ein Feld ohne Einschränkungen auf. Meine Art, in die von hohen Erdwällen geschützten Fachgebiete von Kollegen einzudringen, wenn ich mir dort Erklärungen für meine eigenen Problemstellungen erhoffte, gab einigen meiner Kollegen der alten Schule einen immerwährenden Anlass zu angeregten Streitgesprächen.
Dieses Wochenende und die nächste Woche hatte ich mir vorgenommen, davon auszuspannen, und es hatte mir daher gut gepasst, dass mein neuer Porsche am Morgen abholbereit beim Händler auf mich gewartet hatte. Mit Wehmut ließ ich meinen alten Z4 dort stehen und verwandelte mich auf dem Weg von Edinburgh nach Apholl Castle von einem Hobby-Sportfahrer mit gelegentlichen Anfällen zum Schnellfahren in einen Hobby-Rennfahrer mit gelegentlichen Anfällen von Wahnsinn.
Die Einweisung des Verkäufers war kurz gewesen und hatte sich darauf beschränkt, mir zu erklären, dass die Kupplung vollautomatisch betätigt wurde und ich die neuen Carbon-Bremsen sehr behutsam einfahren müsse. Mehr Informationen konnte er mir nicht geben, er hatte dieses Modell auch noch nie verkauft. Ich wählte den mir eigenen, pragmatischen Weg des Erlernen neuer Themen – ich fuhr los.
Darüber, dass ich jetzt wahrscheinlich das schnellste Auto im vereinigten Königreich fuhr, konnte ich mich auf den ersten Kilometern in Edinburgh noch nicht richtig freuen. Ich war bemüht, keinen Unfall zu verursachen und heil aus dem Stadtverkehr rund um Princess Street herauszukommen. Alles war anders, die Fahrt eher ein permanenter Kampf Mensch gegen Maschine. Die Pedale waren steinhart, die Lenkung direkt und die Reaktion des Motors auf jegliche Bedienung meinerseits kam überraschend schnell und kompromisslos.
An das gequälte Wimmern des V10-Heckmotors, der sich permanent über mein untertouriges Schalten beschwerte, (was mir auf den ersten zwanzig Kilometern mehrfach das Leben rettete), konnte ich mich noch gewöhnen.
Das hohe Singen der neuen Carbon-Bremsscheiben klang für mich wie eine angezogene Handbremse in der Phase der Weißglut und erzeugte das eine oder andere Mal echte Gänsehaut.
Ich ging mit der Schaltwippe einen Gang runter und nahm die Kurve und die zwei vor mir fahrenden Autos mit einem kurzen Antippen des Gaspedals, gefolgt von einer harten Bremsung, um das dritte Fahrzeug nicht anzuschieben. Den hektischen Lichthupenprotest des hinter mir Fahrenden winkte ich freundlich entschuldigend grinsend zur Seite. Mittlerweile ging das Fahren schon ganz gut, und mein Ehrgeiz wuchs mit der Zahl der überholten Fahrzeuge.
Glücklicherweise kam meine Abzweigung Richtung Apholl Castle rechtzeitig, um mich vor einem Unfall zu bewahren.
Apholl Castle lag in den Ausläufern der Highlands über
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