Coruum Vol. 3
lächelte sie an. »Ich würde sagen, der Mut überwog vielleicht ein bisschen.«
Die Frau, die Keleeze mir als Karen vorgestellt hatte, musterte mich aus der Nähe.
»Es wäre sehr angenehm, wenn Ihr verschwinden würdet«, hörte ich die Übersetzung der in ihrer eigenen Sprache gesprochenen Worte.
Ich erhob mich, nun – das würden sicher nicht meine besten Freundinnen werden, und folgte Keleeze aus der Arche heraus, nur im Unklaren darüber, ob das jüngere Exemplar mein Kompliment wohl verstanden hatte.
*
Wir verließen den Archenkomplex schweigend durch den langen Zugangstunnel, vorbei an Arbeitsdrohnen und Organisationswissenschaftlern in Panzeranzügen, deren verwunderte Blicke darüber, dass hier jemand zu Fuß lief, durch ihre Anzüge hindurch spürbar waren.
»Was war da drinnen los, Keleeze?«, fragte ich, als wir nach einer Weile die riesige Vorhalle mit dem leuchtenden Mosaik erreichten.
»Was hat der alte Mann zu dir gesagt?«
Er beachtete mich nicht, setzte seinen Weg zielstrebig auf einen bestimmten Punkt des Mosaiks fort, blieb nach etwa einhundertzwanzig Metern stehen. Ich folgte ihm, sah, wie sich der Boden unter ihm veränderte, als fliege er über eine grüne Landschaft, während er langsam einzelne Schritte mal nach rechts, dann wieder nach links machte, worauf die Darstellung sich jedesmal vergrößerte, bis wir uns über einer von weißen Punkten übersäten Waldlichtung befanden, auf der wir langsam niedergingen, bis die weißen Punkte sich in einzelne pilzartige Gewächse auflösten.
Keleeze kniete nieder, zog sich den Handschuh von der verletzten Hand und strich abwesend über die Lichtdarstellung der Pilzgewächse. »Er hat es mir prophezeit – vor wenigen Tagen erst – und es ist bereits jetzt wahr geworden.«
Ich verstand ihn nicht im Geringsten. Sein Blick erfasste mich, erkannte mein Unverständnis. Er ergriff meine Hand, zog mich auf die Knie, sein Gesicht kam dicht an mich heran, beinahe dachte ich, er wolle mich küssen.
»Oldo Merceer hat mich infiziert, Ashia, vor seinem Tod.«
»Womit?«
»Hiermit.«
Er wies auf die Pilze. »Mit den Sporen des Soles, vorher injizierte er mir sein Virus«, er atmete schwer, »das hat mir Syncc Marwiin soeben dort drinnen auf den Kopf zugesagt. Woher konnte er es wissen?«
Es war eine rhetorische Frage, die Antwort würde er mir gleich selbst liefern. Konzentriert musterte er mich.
»Er hat es aus der Veränderung meines Verhaltens gelesen, aus den paar Sekunden, die er mich dort gesehen hatte, Ashia. Er sagte, ich solle losgehen und Ramone finden und töten, das sei meine einzige Aufgabe und danach das Vierte Imperium aus den Kulturen des Roten Nebels formen. – Wieso ich und nicht Treerose? Wieso nicht er?«
Die Verwirrung, die mich erfüllte, musste er auf meinen, Gesicht lesen.
»Diese Kombination aus Virus und Pilzsporen ist der Auslöser in der Evolution der Sole-Sourcer gewesen, Ashia«, erklärte er.
»Vor seinem Tod machte Oldo Merceer mich zu einem der Seinen, er sagte mir, ich würde die Infektion nicht mehr rückgängig machen wollen, selbst wenn ich es könnte – und es wurde wahr – nur Stunden später!«
Seine Augen glühten, sein Griff um mein Handgelenk war fest. Ich verstand meinen Crownie. Sein Denken war bereits zum Zeitpunkt seiner Bergung aus der Arche verändert gewesen. Die unterschwellige Aggressivität, die ich schon auf dem Schiff gespürt hatte, war ein Ausdruck dieser Veränderung.
»Obwohl meine Makrobots erschöpft waren, wehrte ich mich gegen den Regenerationstank, der das Virus zerstören konnte, ich wollte es behalten, verstehst du? Ich schleppte mich aus der Arche und verbarg den Injektor, der mich nur Minuten vorher zum Sklaven gemacht hatte – ich wollte ihn schon nicht mehr hergeben.«
Ich nickte langsam, das ergab jetzt einen Sinn.
»Ich denke unablässig daran, wie ich die Makrobots so verändern kann, dass sie mir helfen, das Virus zu entwickeln, anstatt es zu bekämpfen, ich denke darüber nach, wie ich verhindern kann, dass Ramone die Katastrophe auslöst, wie ich den Tod so vieler Brüder aufhalten kann und wie ich am besten damit beginne – als Sole-Sourcer weiterzuleben.«
Ich legte meine freie Hand auf seine Wange. Er glühte. Die Haut war heiß, eine Schicht von Schweiß lag auf seinem Gesicht.
»Ich werde dir helfen, Keleeze – wir sollten auf Xee anfangen – denn wenn wir die Arche dort übernehmen, diese hier auf Ruthpark durch den alten Mann dem Zugriff
Weitere Kostenlose Bücher