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Cosm

Cosm

Titel: Cosm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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nippte an seinem Kaffee.
    »Frühstücksflocken zum Schluß?« fragte er.
    »Meine persönliche Note. Ich habe ziemlich perverse Ernährungsgewohnheiten.«
    Er sah interessiert zu, wie sie Speck und Toast verdrückte. »Früher habe ich auch so gefrühstückt.«
    »Das erste Gesetz der Thermodynamik gilt noch immer: Was man ißt und nicht verbrennt, wird angesetzt.«
    »Dann sind Sie wohl ein Typ, der viel verbrennt. Treiben Sie Sport?«
    »Ich mache mir Sorgen. Das spart Zeit, und man braucht hinterher nicht zu duschen.«
    »Ich weiß, Sie sind wegen Ihres Experiments ziemlich nervös, aber dazu besteht kein Anlaß.« Er lehnte sich zurück, um endlich wie beiläufig zum Zweck dieses kleinen Treffens zu kommen. »Es ist nur ein erster Probelauf. Kein Mensch wird es Ihnen verübeln, wenn nichts dabei rauskommt.«
    »Vielen Dank. Ich glaube Ihnen natürlich kein Wort.«
    Er lächelte. »Okay, ich bekenne mich schuldig. Das war die Standardansprache für Neulinge.«
    »Mein Vater sagt, es ist immer gut, unterschätzt zu werden.«
    »Da hat er recht. Was macht er beruflich?«
    »Leitartikler.«
    »Wie bitte …?«
    »Verzeihung, Familienjargon. Er schreibt Kommentare für die Zeitung. Thomas Butterworth.«
    »Ich kann nicht sagen …«
    »Seine kleinen Kolumnen erscheinen meistens in den konservativen Blättern.«
    »Die hier kein Mensch liest, ja?«
    »Nur die Unzufriedenen.«
    »Sie sind nicht oft einer Meinung mit ihm.«
    »Wie kommen Sie darauf?« Hatte man das so deutlich gehört?
    »Von konservativer Seite bekommt die Physik von jeher mehr Unterstützung als von den Liberalen.« Er sah sich um und registrierte dabei automatisch, wer mit wem zusammensaß. »Aber ich wette, Sie finden in diesem Raum keine fünf Personen, die zugeben würden, Republikaner zu sein.«
    »Dad ist ein Freigeist.«
    »Oh, dann ziehe ich die Wette zurück.« Er beobachtete, wie sie das Lite Granola in Angriff nahm. »Wissen Sie, wir setzen hier in jeden ziemlich hohe Erwartungen. Wir müssen Leistung zeigen, RHIC muß Furore machen.«
    Sie nickte, aber der Widerspruch zwischen dieser Bemerkung und seinem beruhigenden ›Es-ist-nur-ein-Probelauf‹ von vorhin war ihr nicht entgangen. »Der Kongress hat fast eine Milliarde investiert und will jetzt ein paar Schlagzeilen sehen?«
    »Ganz so ungeschminkt drücken wir uns hier nicht aus.«
    »Vielleicht sollten wir das aber tun.«
    »Die Ansicht, man könne in der Elementarteilchenphysik längst nicht mehr nur von fallender Profitrate sprechen, ist weit verbreitet, und was die Kernphysik angeht – nun, da denkt jeder gleich an Reaktoren.«
    Sie zog spöttisch eine Augenbraue in die Höhe. »Die alten Unkenrufe, daß die Naturwissenschaften auf dem letzten Loch pfeifen?«
    Er seufzte. »Ich war letzte Woche mit einem Kongressabgeordneten beim Essen. Er war davon ziemlich überzeugt.«
    In Mode gekommen war diese Skepsis gegenüber den Naturwissenschaften um die Jahrhundertwende, als jeder selbsternannte Experte und jeder Amateurphilosoph das Ende irgendeiner Ära verkündete. Freilich hatte der Standpunkt einiges für sich, und so waren die Zweifel auch jetzt, fünf Jahre später, noch immer nicht verstummt.
    Was an großen Fragen lösbar sei, so konnte man hören, habe man mehr oder weniger gelöst, und was noch ungelöst sei, könne man eben nicht lösen. Übrig blieben kleinere, überschaubare, aber entsetzlich langweilige Aufgaben wie die Entschlüsselung der menschlichen DNA. Natürlich ließen sich hier Erfolge von ungeheurer Tragweite erzielen, aber mit einem wirklich großen Wurf rechnete niemand mehr. Die Zukunft lag in mühsamer Kleinarbeit. Faszinierend im Detail, gewiß, aber bei weitem nicht mehr auf dem Niveau der goldenen Zeiten kurz nach Crick und Watson.
    Einige Beobachter prophezeiten die Entwicklung eines wissenschaftlichen Zynismus – einer Mischung aus Spekulationen, ironisch gebrochenen Standpunkten und ständigen Neuinterpretationen der immergleichen Daten. Die strahlenden Helden dieser neuen Strömung waren Wissenschaftler, die, wie etwa Richard Dawkins, dieser Egoist in Person, zwar nicht imstande waren, neue Daten oder brillante Versuchsideen beizusteuern, dafür aber mit ihrer Arroganz kokettierten und eher durch ihren sarkastischen Scharfblick als durch die Originalität ihrer Überlegungen bestachen.
    Viele Vertreter des wissenschaftlichen Zynismus hatten sich bereits aufs Altenteil zurückgezogen oder legten, des immergleichen Alltagstrotts müde, eine

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