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Cosm

Cosm

Titel: Cosm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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durch den Kopf. Dafür bin ich nicht zuständig. Ich schieße sie nur hinauf. Wo sie wieder runterkommen, geht mich nichts an.
    »Ich muß den Versuch durchführen. Wenn ich den Termin verpasse …«
    »Man muß eben auch Verzögerungen einkalkulieren, bevor man einem Terminplan zustimmt«, sagte er, wieder so eine Standardfloskel. »Sie bekommen ein Fenster von einer Woche, in dieser Zeit läuft nur Ihr Experiment, die großen Detektoren sind nicht zugeschaltet, weil sie gewartet werden müssen. Das war von vornherein klar …«
    »Verdammt noch mal, es ist Ihr Fehler.« Sie biß sich auf die Unterlippe, um nicht noch mehr zu sagen, aber ihr Tonfall hatte schon genügt.
    Alcotts Kiefermuskeln traten so stark hervor, daß Alicia sich nicht gewundert hätte, wenn seine Zähne Stück für Stück wie Popcorn geplatzt wären. »Nur ein schlechter Handwerker gibt seinem Werkzeug die Schuld.«
    »Mit Sprichwörtern kommen wir auch nicht weiter.«
    Er preßte die Lippen zu einem weißen Strich zusammen. »Hören Sie, mir geht es einzig und allein um die Vorschriften und um nichts sonst …«
    »Was meinen Sie mit ›nichts sonst‹?«
    »Es hat nichts damit zu tun, daß Sie schwarz sind.«
    Zwei Herzschläge Schweigen. »Das hatte ich auch nicht angenommen«, sagte sie, und es klang eisiger als sie beabsichtigt hatte.
    »Gut. Sie sind an unserer Einrichtung Gast wie alle anderen, ja? Und solange Ihr technischer Bericht nicht vollständig ist …«
    »Ich wollte Ihnen wirklich nichts dergleichen unterstellen«, murmelte sie begütigend. Ihr war nicht entgangen, daß er ›Gast‹ gesagt hatte, obwohl der gängige Ausdruck ›Nutzer‹ lautete.
    »Sie sind sogar etwas nach vorn gerückt, weil der Antrag Ihrer Gruppe den Minderheitenbonus bekommen hat.«
    »Okay, okay!«
    Sie stürmte hinaus, bevor sie noch mehr sagen undsich noch mehr Ärger einhandeln konnte. Tick-tick, klapperten ihre Laborschuhe über den Betonboden, jeder Schritt ein Stück verschwendete Zeit.

 
    2 Sie fuhr die ganze Strecke vom Gebäude für Gesundheit, Physik und Sicherheit zum Collider mit dem Fahrrad, um sich den Ärger von der Seele zu strampeln. Vom Dach des Verwaltungsbaus ragte eine gigantische Satellitenschüssel in den Himmel wie der halbe Büstenhalter einer Riesin. Über diese Schüssel wurden die gewonnenen Beschleunigerdaten in alle Welt abgestrahlt. Jeder Physiker konnte die Messungen und Analysen aus dem Archiv des Labors über Internet abrufen, ohne sein bequemes Büro verlassen zu müssen. Das sparte eine Menge Flugkosten.
    Ein kühler Windstoß erinnerte sie daran, daß die kalten Luftmassen über Kanada den Vormarsch des Frühlings nach wie vor hemmten. Aus ihrem Knoten lösten sich einzelne Strähnen und wehten ihr ins Gesicht. Sie hatte das Gefühl, mehr als sonst aus dem Rahmen zu fallen. Eine kräftige, schwarze Frau mit der markanten Büste und den ausladenden Hüften der typischen Afrikanerin, die wie ein dicker Kloß auf einem klapprigen Fahrrad auf- und abhüpfte, war auf Long Island nun wirklich fehl am Platz. Die gertenschlanken Vogue -Modelle hatte sie sich ohnehin nie zum Vorbild genommen; das waren Wesen aus einer anderen Welt, Aliens, jeder menschlichen Frau, die etwas auf sich hielt, ein Greuel.
    Nun sauste sie auf ihrem altersschwachen Fahrrad auf einen hohen, fast vier Kilometer langen, tief im steinigen Sandboden von Long Island verankerten Graswall zu. Die Strahlen der Morgensonne fielen flach über das weite Rund, den mächtigen Wulst des ›Relativistic Heavy Ion Collider‹. Alicia verwendete die Abkürzung RHIC (sprich Rick ) nun schon so lange, daß sie die Anlage im Unterbewußtsein als männlich ansah. Zwischen den Kiefern, die bereits die ersten, hellgrünen Spitzen zeigten, ließ sie das Rad ausrollen und atmete tief durch.
    Hier und dort war der Wall kahl, seit ihn jemand mutwillig mit Benzin besprüht hatte. Als die verseuchten Stellen entdeckt wurden, hatten die aktiveren Umweltschutzverbände laut darüber nachgedacht, ob sie womöglich auf Strahlungsemissionen des Beschleunigers zurückzuführen seien. Die Zeitungen brachten balkendicke Schlagzeilen. Als die Theorie schon eine Woche später durch eine chemische Analyse widerlegt wurde, erschien die Meldung in der New York Times auf Seite achtundzwanzig. Doch das Labor hatte nach wie vor eine Reihe von Umweltschützern gegen sich, die eine endgültige Schließung forderten, obwohl hier viele medizinische Forschungsprojekte mit energiereichen Strahlern

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