Cosmic Trigger (Band 3)
Ich
grinste, erinnerte mich an Sheas Humor. Einmal hatte ich Shea in Bezug
auf
einen unserer Dispute geschrieben: „Ich finde deine Haltung auf eine
amüsante
Weise recht steif.“
„Ich
freue mich darüber, dass du mich
auf amüsante Weise steif findest“, schrieb er zurück. „Viele Frauen
haben mir
dasselbe Kompliment gemacht.“
In der eigenen Fiktion leben
In
welchem sich der Autor in seinem
eigenen künstlerischen Universum gefangen findet
Absolute authenticity of detail is essential to
our Work. Anything less
is mere quackery.
- The Magic Christian
And don´t call me Shirley.
- Airplane!
Sheas
Tod löste eine weitere ziemlich
holprige Tour auf dem Informations-Superhighway aus.
Internet-Foren,
Faxe und Telefone
hallten von Stimmen wider (und Ausdrucken), dass Sheas Tod, wie der
meine, „nur
ein Schwindel“ sei. Einige behaupteten sogar, dass Shea und ich das
alles in
einem Publicity-Trick ausgeheckt hatten. Andere beharrten darauf, dass
er gestorben
war, ich jedoch nicht, oder dass ich gestorben war und er nicht. So gut
wie
niemand schien die einfache und ehrliche Wahrheit akzeptieren zu
können, dass
irgendjemand meine Todesanzeige gefälscht hatte und Shea wirklich
gestorben
war.
Ich
sah natürlich die Ironie darin,
doch ich war zu sehr von Trauer zerfressen, um den Witz zu genießen.
Dennoch
empfinde ich eine merkwürdige
Sympathie für den Burschen (oder die Burschen) aus Cambridge, der die
ursprüngliche Fälschung entworfen und behauptet hat, dass einer der Illuminatus! -Autoren
gestorben war und sich nun – wie ich auch – damit auseinandersetzen
muss, dass
der andere Autor tot ist. Mittlerweile muss er oder sie sich wohl ein
wenig
schuldig fühlen, ein bisschen verwirrt und vielleicht sogar ein
bisschen
abergläubisch. Spiel nicht mit den Masken der Realität herum, ehe du
die
Realität der Masken handhaben kannst.
Langsam,
als der März in den April
überging, versickerte die ganze Kontroverse – oder ich dachte es
zumindest. Die
Widerlegungen meines Todes durch Leute, die mich (oder mein virtuelles
‚Ich’)
irgendwo während einer Vorlesung in den Wochen nach meinem Tod ‚gehört’
hatten
– oder die mit ‚mir’ am Telefon gesprochen hatten – überzeugten immer
mehr
Leute. Die Verrücktheit und/oder die Paranoia jener Hacker mit
blühender
Einbildungskraft wurde immer weniger. Ich schrieb für ein paar
Magazine, die es
angefordert hatten, ein paar Nachrufe auf Shea.
Als
es Mai wurde, dachte ich, dass der
ganze Spuk ein Ende gefunden hätte – außer der Trauer über meinen
besten
Freund, die wohl nie vollständig enden wird.
Dann,
am 22. Mai (also drei Monate
nachdem die erste gefälschte Todesanzeige online gestellt worden war),
bekam
ich einen Telefonanruf von einer netten Person, die ich oberflächlich
aus
Nevada City kannte, nämlich von dem Institute for the
Harmonious Development
of the Human Being (früher auch die Fake Sufi School und danach
kurzzeitig die Snake Fufi School genannt). Sie
hatten kürzlich von meinem
Tod gehört und wollten nun herausfinden, ob ich im Großen Holodeck im
Himmel
eingecheckt hätte.
Ich
verbreitete ihnen die Neuigkeit
meiner Existenz – oder des fortwährenden Trugbildes meiner Existenz.
Ich muss
sagen, sie nahmen es ganz gut auf. Ich glaube sogar, dass sie sich
gefreut
haben.
Mittlerweile
denke ich immer wieder an
Menckens Badewannenschwindel [ 12 ] und erkenne, dass einige
Hirngespinste ewig währen. Immer wieder werden Leute etwas über meine
Herzattacke erfahren oder darüber, dass die C.I.A. mich vergiftet hat,
sodass
‚ich’ ihnen immer und immer wieder das Gegenteil beweisen muss, solange
‚ich’
lebe. Und wenn ‚ich’ dann tatsächlich sterbe, so werden es
wahrscheinlich viele
Fans einfach nicht glauben und kurzerhand behaupten, dass die
Todesanzeige ein
neuer Schwindel sei.
Borges
hatte sich letztlich dafür
entschieden, in einer seiner Borges-Stories zu leben. Phil Dick hat
definitiv
die letzte Dekade seines Lebens in einer Phil Dick-Story verbracht. Ich
denke,
dass ich jetzt, vielleicht sogar für immer, in einer Robert Anton
Wilson-Story
feststecke.
Wie
Wilde einst bemerkte, imitiert die
Natur die Kunst, wie die Kunst auch die Natur imitiert. Wir werden nie
wieder
eine neblige Stadt auf dieselbe Weise beobachten können, nachdem wir
uns ein
Whistler-Gemälde einer nebligen Stadt angeschaut haben. Meereswasser
wird nie
wieder auf dieselbe vertraute Weise aussehen, nachdem wir
Weitere Kostenlose Bücher